Abseits vom Trampelpfad: Unterwegs in Myanmars Norden

Touristen, Handys und Geldautomaten sind derzeit in Myanmar auf dem Vormarsch. Der Wandel in dem Land geht rasend schnell. Im weniger bekannten Norden erwarten Urlauber atemberaubende Zugfahrten und spektakuläre Landschaften.

Lashio (dpa/tmn)

von Von Bernd Kubisch, dpa

, 23.02.2016, 05:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seen und Blütenmeer: Der Kandawgyi Garten am Rande von Pyin Oo Lwin. Die frühere Garnisonsstadt liegt über 1000 Meter hoch und 70 Kilometer nordöstlich der Mandalay. Foto: Bernd Kubisch

Seen und Blütenmeer: Der Kandawgyi Garten am Rande von Pyin Oo Lwin. Die frühere Garnisonsstadt liegt über 1000 Meter hoch und 70 Kilometer nordöstlich der Mandalay. Foto: Bernd Kubisch

Mönche und Nonnen in weißen Kutten flanieren zwischen Seen, Fontänen und Blüten zum Musikpavillon. Die Band spielt den Abba-Song «Chiquitita» in der Birma-Version. Sie steht im Kandawgyi Garten in Pyin Oo Lwin, früher Garnisonsstadt der britischen Kolonialmacht.

Der Ort liegt über 1000 Meter hoch und 70 Kilometer nordöstlich von Mandalay. Vor dem Park warten bunt bemalte Pferdekutschen auf Kunden. Die Einheimischen sind zurückhaltend und freundlich. Wer von ihnen ein bisschen Englisch kann, versucht vorsichtig, mit den Urlaubern ins Gespräch zu kommen.

Der Reformprozess in Myanmar, dem früheren Birma, brachte einen Touristenansturm, Hotelinvestitionen, Popmusik und Internetcafés ins Land. In der Bagan-Ebene im Osten etwa benutzen viele Mönche zwischen Gebet und Meditation ihr Smartphone. Und nahe der Tempel treten sich bei Sonnenauf- und -untergängen Besucher aus aller Welt auf die Füße.

Nach dem Wahlsieg von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi glauben viele Einheimische, dass sich der Wandel beschleunigt. Von den Touristen profitieren auch viele Ziele abseits vom Trampelpfad wie der Nordosten Myanmars. Heute treten auch organisierte Gruppen die Bummelfahrt auf Schienen an, die von Mandalay ins Shan-Hochland über Pyin Oo Lwin, Nawn Peng, Kyauk Me, Hispaw nach Lashio führt.

Für die 290 Kilometer braucht der Zug mehr als 15 Stunden. Höhepunkt ist die Überquerung des Gokteik-Viadukts aus dem Jahr 1900, dessen Stahlkonstruktion schon von weitem in der Sonne glitzert. Reisende lehnen sich aus den Fenstern und machen Fotos. Die Wagen rumpeln quietschend im Schritttempo über das etwa 800 Meter lange Bauwerk.

Der Bahnhofschef von Nawn Peng ist aufgeregt und glücklich. «Der Zug hat nur eine Stunde Verspätung. Er kommt gleich.» Auch er weiß nicht, wie sein Dorf genau auf Englisch heißt. Nawn Peng laut Fahrplan oder Naung Peng, wie an der Polizeistation steht, oder doch Noung Peng? Egal. Der kleine Ort mit Holzhäusern und ein paar Tempeln ist wohl der unbedeutendste Halt der Strecke.

Früher undenkbar, heute kein Problem: stressfreies Trekking zum Beispiel bei Hsipaw zu abgelegenen Bergdörfern der Palaung und Shan. Mister Maung spricht ordentliches Englisch. «Die Gäste hier haben Interesse an unserer Natur und Kultur und bringen Jobs», sagt der Führer. Die Wanderung führt vorbei an Feldern mit hölzernen Phallussymbolen, die eine gute Ernte bescheren sollen, an Bambus, über 200 Jahre alten Bäumen und traditionellen Stelzenhäusern.

Wo Hotels fehlen, quartieren sich Touristen bei Familien ein. In Lashio mit seinen zahlreichen chinesischen Bewohnern kündigt sich der große Nachbar an. Bald dürfte die Bus- oder Autofahrt für Ausländer über die Grenze nach China kein Abenteuer mehr sein.

Reisehinweise vom Auswärtigen Amt

Botschaft

e-Visa

Tourismusministerium (engl.)

Tourismusförderation

Touristen- und Bahninfos für Myanmars Nordosten

Trekking-Touren in der Region Hsipaw

Anreise: Die meisten Touristen fliegen über Bangkok nach Mandalay. Bei der Einreise ist ein Visum Pflicht. Es ist über die Botschaft erhältlich und im Internet für 50 US-Dollar. Reisezeit: Als beste Reisezeit gelten die trockenen, weniger heißen Monate von November bis Februar. Die heiße Trockenzeit dauert von März bis Mai. In Mandalay ist es bis zu 38 Grad warm, in den Bergen ist es kühler. Die Regenzeit geht von Juni bis Oktober. Währung: Für 1 Euro gibt es 1391 Kyat (Stand: Januar 2016). Viele Banken akzeptieren außer US-Dollar auch Euro. Kreditkarten werden in besseren Hotels angenommen, oft mit 3 bis 5 Prozent Aufschlag. Informationen: Fremdenverkehrsamt Myanmar c/o Indochina Services, Steinerstrasse 15A, 81369 München, (Tel.: 089/219 098 660, E-Mail: info@is-eu.com), Botschaft Myanmar, Thielallee 19, 14195 Berlin (Tel.: 030/206 15 70, E-Mail: info@botschaft-myanmar.de).

Der Snack Point für Birma-Urlauber auf Schienen: Neben Globetrottern bereisen heute auch organisierte Gruppen das Land per Zug. Foto: Bernd Kubisch

Der Snack Point für Birma-Urlauber auf Schienen: Neben Globetrottern bereisen heute auch organisierte Gruppen das Land per Zug. Foto: Bernd Kubisch

Angekommen im Handy-Zeitalter: Der Reformprozess in Myanmar hat einen Touristenansturm, Popmusik und moderne Technik ins Land gebracht. Foto: Bernd Kubisch

Angekommen im Handy-Zeitalter: Der Reformprozess in Myanmar hat einen Touristenansturm, Popmusik und moderne Technik ins Land gebracht. Foto: Bernd Kubisch

Wer nicht länger auf den Zug warten will, kann auf ein Pferdefuhrwerk umsteigen. Foto: Bernd Kubisch

Wer nicht länger auf den Zug warten will, kann auf ein Pferdefuhrwerk umsteigen. Foto: Bernd Kubisch

Bummelfahrt durch Birmas Norden: Die blau-rote Diesellok bringt Urlauber von Mandalay ins Shan-Hochland. Foto: Bernd Kubisch

Bummelfahrt durch Birmas Norden: Die blau-rote Diesellok bringt Urlauber von Mandalay ins Shan-Hochland. Foto: Bernd Kubisch

West-Währung willkommen: Viele Geldwechselstuben akzeptieren außer US-Dollar inzwischen auch Euro. Foto: Bernd Kubisch

West-Währung willkommen: Viele Geldwechselstuben akzeptieren außer US-Dollar inzwischen auch Euro. Foto: Bernd Kubisch

Nur für Schwindelfreie: Die Überquerung des Gokteik-Viadukts aus dem Jahr 1900 ist der Höhepunkt der Fahrt von Mandalay ins Shan-Hochland. Foto: Bernd Kubisch

Nur für Schwindelfreie: Die Überquerung des Gokteik-Viadukts aus dem Jahr 1900 ist der Höhepunkt der Fahrt von Mandalay ins Shan-Hochland. Foto: Bernd Kubisch