95 Energie- und Lebensmittelkonzerne verdoppeln Gewinne Raffgierige Manager ohne jede Scham

95 Energie- und Lebensmittelkonzerne verdoppeln Gewinne: Schamlose Manager sahnen einfach ab
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Ulrich Breulmann

Ganz überraschend kommen diese Zahlen nicht, trotzdem sind sie schockierend. Ich rede von dem Bericht, den der unter dem Namen „Oxfam“ bekannte internationale Verbund von Hilfsorganisationen in dieser Woche veröffentlichte.

Aus diesem Bericht geht hervor, dass 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt haben.

Wohlgemerkt: Hier geht es um die Gewinne, nicht um den Umsatz. Es geht also um das, was in der Kasse übrig bleibt, wenn alle Kosten – einschließlich gestiegener Rohstoff-, Lohn- und Energiekosten – bereits abgezogen wurden.

Ebenso wichtig: Es geht nicht um Luxusuhren, teure Autos oder extravagante Rennpferde. Es geht um das, was ganz normale Menschen an einem ganz normalen Tag zum Überleben brauchen: um Nahrungsmittel für das tägliche Brot und um die Energie, um kochen und heizen zu können.

Notlage der Menschen skrupellos ausgenutzt

Erst Mitte Dezember hatte das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München – ich das seinerzeit ebenfalls kommentiert – eine dazu passende Analyse veröffentlicht. Danach hätten einige Unternehmen „den Kostenschub auch als Vorwand“ genommen, „durch eine noch stärkere Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessen.“

Das alles klingt sehr zurückhaltend wissenschaftlich. Ich sage es mal in meinen Worten: Es gibt ganz offenbar Konzernmanager, die aus einer ungebändigten Profit- und Raffgier scham- und skrupellos die Notlage vieler Menschen ausnutzen. Ihre Opfer sind Menschen, die vielfach nicht wissen, wie sie ihren nächsten Einkauf bezahlen sollen. 95 Konzerne. Die Gewinne mehr als verdoppelt.

1 Prozent der Bevölkerung kassiert 81 Prozent des neuen Vermögens

Und noch eine Zahl in dem Oxfam-Bericht hat das Zeug, den Zorn ganz normaler Menschen zu entfachen. Danach flossen in Deutschland satte 81 Prozent des gesamten Vermögenszuwachses, der in den Jahren 2020 und 2021 erwirtschaftet wurde, in die Geldbeutel und auf die Konten von gerade einmal einem Prozent der Bevölkerung. 99 Prozent der Bevölkerung mussten sich die restlichen 19 Prozent teilen.

Für dieses eine Prozent der Reichen in Deutschland waren 2020 und 2021 keine Corona-Krisenjahre, wie für fast alle anderen, sondern richtig fette Jahre. Ekelhaft fette Jahre, würde ich sagen. 95 Konzerne. Gewinne mehr als verdoppelt.

An Tagen, in denen solche Nachrichten aufploppen, frage ich mich, wie lange eine Gesellschaft solch eklatanten Gegensätze noch aushält. Müssten nicht wenigstens Parteien, die die Attribute „christlich“, „demokratisch“ und/ oder „sozial“ im Namen tragen, vor Schmerz aufschreien und „Stop“ rufen, „so geht das nicht!“?

Der Zusammenhalt in der Gesellschaft kann doch auf Dauer nicht funktionieren, wenn eine kleine Manager-Kaste eine gesamtgesellschaftliche Krieg- und Corona-Krise rücksichtslos ausnutzt. Wenn sie als Kriegsgewinnler ihre ohnehin satten Gewinne auf Kosten aller anderen in unmoralische Höhen treiben.

Und wenn denjenigen, die in unserem Staat das Sagen haben, nichts anderes einfällt, als dieses: Die Wut der Menschen mit Strom- und Gaspreisbremse ein wenig zu besänftigen und dabei zu verschweigen, dass am Ende die kleinen Leute und deren Kinder und Enkel diese Wohltaten über ihre Steuern doch selbst bezahlen müssen.

Zusammenhalt der Gesellschaft akut bedroht

Man möchte nur noch laut schreien. Seit Monaten wird über eine Übergewinn-Steuer für Energiekonzerne diskutiert. Es ist an der Zeit, auch die Lebensmittelkonzerne mit in die Überlegungen einzubeziehen.

Und es ist an der Zeit, dass die gewaltigen Preiserhöhungen, mit denen die absurd hohen Gewinne eingefahren werden, ein Ende haben. Wenn die Konzerne ihre Preise nicht selbst senken, muss man eben von ihren riesigen Gewinnen einen Teil abschöpfen, um so das allen geraubte Geld allen zurückzugeben. Eine Übergewinnsteuer wäre dazu ein gutes Mittel. Warum haben wir sie eigentlich noch immer nicht?

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