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50-jährige Fröndenbergerin pflegt Eltern privat und kämpft um Impftermin
Corona-Schutzimpfung
Im Prinzip ist Anja Wellens eine Pflegekraft. Und sie ist nahe Angehörige eines 80-Jährigen. Seit Februar steht ihr eine Impfung zu. Doch beim Impfzentrum des Kreises hatte sie bis heute keinen Erfolg.
„Es ist zum Verzweifeln“, sagt die Fröndenbergerin Anja Wellens. Seit Wochen werde sie von A nach B geschoben. Denn sie bemüht sich wie etliche Bürgerinnen und Bürger in diesen Tagen um einen Impftermin, der ihr eigentlich zusteht. Vergeblich.
Die Ausgangssituation: Seit Februar hätten zwei enge Kontaktpersonen eines Pflegebedürftigen Anrecht auf eine Impfung. Von diesem Recht möchte die Fröndenbergerin Gebrauch machen. Der Vater der 50-Jährigen ist 80 Jahre alt und geimpft, hat Pflegestufe 4. Ihre Mutter ist 74 Jahre alt, hat Pflegestufe 2, ist nicht geimpft, aber hat inzwischen endlich einen Termin. Anja Wellens selbst übernimmt die Pflege ihrer Eltern zuhause und arbeitet nebenbei Vollzeit im Homeoffice.
„Seit Februar werde ich telefonisch von hier nach da geschickt und niemand fühlt sich für mich als private Pflegeperson zuständig“, sagt die Fröndenbergerin. Sie kann sich gut vorstellen, dass sie nicht die einzige ist, der es so geht.
„Mich ärgert extrem, dass man uns neben unserer Doppelbelastung, noch die Finger wund wählen, Falschaussagen hinnehmen und seit Februar zu keinem Ergebnis kommen lässt.“ Die Fröndenbergerin ist inzwischen mehr als verärgert über den Umgang des Kreises mit Personen, denen eine Impfung laut Priorisierung eigentlich schon zusteht.
Kreissprecher Max Rolke kann die Probleme der Menschen nachvollziehen. Derzeit impfe das Kreisgesundheitsamt allerdings immer noch prioritär ältere Menschen. Für Wellens entschuldigt das nicht die Unannehmlichkeiten. „Ich möchte ja auch nicht vorgezogen werden oder den Älteren den Impfstoff wegnehmen“, sagt sie. Aber, dass es einfach noch nicht genug Impfstoff oder personelle Kapazitäten für Fälle wie sie gibt, hätten die Mitarbeiter des Gesundheitsamts am Telefon auch klar sagen können – mit einer groben zeitlichen Perspektive. Stattdessen wurde sie immer wieder vertröstet. „In dieser sinnlos verbrauchten Zeit hätte man ja eventuell auch mal durchatmen können.“
Statt durchzuatmen ist die 50-Jährige täglich in Sorge: Ihr Vater ist blind, hatte zuletzt einen Oberschenkelhalsbruch. Was würde passieren, wenn sie sich von einem Tag auf den anderen mit Corona ansteckt? „Was würde es für das Gesundheitssystem bedeuten, wenn Menschen ihre Angehörigen nicht mehr privat pflegen würden?“, fragt sich Anja Wellens.
Der Kreis verweist auf ein neues Portal für Restimpfdosen. Eine solche zu erhalten, stehe privat Pflegenden zu.
- Personen mit Vorerkrankungen gemäß § 3 oder § 4 Coronavirus-Impfverordnung,
- Kontaktpersonen von pflegebedürftigen Personen, die nicht in einer Einrichtung leben und
- Kontaktpersonen von Schwangeren.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
