VRR droht 49-Euro-Ticket zu blockieren - Finanzierung noch nicht geklärt
Nahverkehr
Bund und Länder hatten sich auf ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets geeinigt. Die Finanzierung ist aber noch nicht geklärt. Deutschlands größter Verkehrsverbund macht nun Druck.
Deutschlands größter Verkehrsverbund, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dringt auf eine schnelle Einigung über die Finanzierung des 49-Euro-Tickets. „Sofern es nicht eine ausreichende Finanzierung gibt, kann ich meinen Gremien eigentlich nicht vorschlagen, ein solches Konzept abzusegnen“, sagte VRR-Vorstandsmitglied José Luis Castrillo der Rheinischen Post (RP). Er droht demnach, ohne ausreichend Geld werde der VRR das 49-Euro-Ticket blockieren.
Bund und Länder müssten sich nach monatelangen Verhandlungen verständigen. Der VRR benötigt im kommenden Jahr laut Castrillo 520 Millionen Euro, um die weiteren Folgen des Corona-Fahrgasteinbruches sowie das geplante 49-Euro-Ticket zu finanzieren.
„Der Bund und die Länder müssen sich endlich nach monatelangen Verhandlungen über die langfristige Finanzierung des Nahverkehrs in Deutschland verständigen“, warnt Castrillo gegenüber der RP, „sonst werden wir im VRR auf das Leistungsangebot vor der Wende der 80er Jahre zurückfallen. Dann können wir die Mobilitätswende und die Erreichung der Klimaziele definitiv nicht 2030 erreichen.“
Bundesweites 49-Euro-Ticket soll zum 1. Januar kommen
Das Ticket verändere insgesamt die Tarifangebote: „Wenn wir bundesweit gültige Abos für 49 Euro verkaufen, kann ich mir Einzelfahrten für fünf oder acht Euro für eine Fahrt schwer vorstellen.“
Das bundesweite 49-Euro-Ticket soll zum 1. Januar kommen, wie Bundesverkehrsminister Volker Wissing angekündigt hatte. Finanzierungsfragen zwischen Bund und Ländern sind aber offen. Der Bund hatte zugesagt, ein Nachfolgeticket des 9-Euro-Tickets mit 1,5 Milliarden Euro zu finanzieren - wenn die Länder mindestens den gleichen Betrag zur Verfügung stellen.
Die Länder sind aber nur zu einer Mitfinanzierung bereit, wenn es vor dem Hintergrund gestiegener Energiekosten eine Verständigung über eine Anhebung der Regionalisierungsmittel in Milliardenhöhe gibt.
Günstigeres NRW-Abo zusätzlich möglich
Castrillo kann sich laut RP auch ein von den NRW-Verbünden angebotenes, etwas günstigeres NRW-Abo zusätzlich zum Bundesabo vorstellen. „Ein solcher Gedanke würde naheliegen, auch weil wir ja ein so großes Bundesland sind.“ Kern der neuen NRW-Strategie könnte dem Bericht zu Folge neben günstigen Abos das vom Land bereits unterstützte Eezy-Ticket sein, das nur nach digital gemessener Fahrstrecke abgerechnet wird. „Ich befürworte, den Nahverkehrtarif drastisch zu vereinfachen, wie wir das in NRW mit dem landesweiten eezy Digitaltarif schon begonnen haben.“
Außerdem sollten, so Castrillo weiter, die aktuellen landesweit gültigen Abos für Studenten und Azubis günstiger werden und mindestens landesweit gelten. Die Verkehrsunternehmen des VRR bieten im Ruhrgebiet und am Niederrhein täglich rund 2,4 Millionen Fahrten mit Bus und Bahn an.
dpa/rej