3500 Kilometer im Jahr: 5 Tipps von einem 74-jährigen Dauerbrenner, der mit der Zeit geht

© Ralf Paetzold

3500 Kilometer im Jahr: 5 Tipps von einem 74-jährigen Dauerbrenner, der mit der Zeit geht

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Bei Jürgen Graeber läuft´s. Für den 74-Jährigen aus Kamen ist der Laufsport eine Passion. Begonnen hat er damit aber erst im reifen Alter - und dafür hat er gute Tipps.

Kamen

, 22.10.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nach vielen erfüllten Jahrzehnten im Beruf als Unternehmensberater und Manager in der Automobilindustrie hat Jürgen Graeber den Laufsport für mich entdeckt. Kurios: Das neue Hobby betreibt er aber erst im reifen Alter. Und bei ihm „läuft‘s“ richtig rund, auch dank seiner fünf guten Tipps.

„Ski Alpin, Skilanglauf, Golf und Segeln waren in der knapp bemessenen Freizeit eigentlich meine Sportarten“, erklärt der mittlerweile 74-Jährige aus Kamen. Mit 60 Jahren hatte er dann sein sogenanntes Schlüsselerlebnis: „An einem Mittwoch im Mai 2008 hatte ich mich spontan entschieden den Hannover Marathon zu laufen. Ohne jede Vorbereitung. Zwischen Plan und Umsetzung lagen genau 4 Tage.“

Von einem läuferischen Kaltstart ist nur abzuraten

Jeder Sportmediziner würde von so einem läuferischen Kaltstart abraten und auch Graeber muss heute zugeben, dass das keine gute Idee für Fitnes im Alter war. „Ich wurde letzter Finisher mit 5:46 Std., aber mir hat es gefallen, gerade weil es so hart und herausfordernd war“, sagt er und ergänzt: „Allerdings kann ich diese Idee aus heutiger Sicht nicht weiterempfehlen.“

Lockerer Plausch vor dem Start: Jürgen Graeber (rechts)  findet bei jeder Veranstaltung rasch Kontakt.

Lockerer Plausch vor dem Start: Jürgen Graeber (rechts) findet bei jeder Veranstaltung rasch Kontakt. © Neumann

Für Jürgen Graeber, der sich mittlerweile der Laufgruppe des SuS Oberaden angeschlossen hat, war es der Einstieg in ein wunderschönes Hobby. „Mein neues Ziel war die Teilnahme an den damals noch fünf wichtigsten Marathons, den World Marathon Majers, alle unter 4 Stunden innerhalb von 2 Jahren zu schaffen. New York, Berlin, Boston, London und Chicago waren für mich der Einstieg in den Langstrecken-Leistungssport.“

Jürgen Graeber startete bereits bei 32 Marathons

Seine Bilanz kann sich sehen lassen: Bis heute sind es 32 Marathons, immer mit Top-Platzierungen. Aber: „Meine große Leidenschaft gilt dem Berglauf. Seit vielen Jahren nehme ich regelmäßig an anspruchsvollen Berglauf-Wettbewerben teil.“ Und so heißen seine Strecken Großglockner, Kitzbüheler Horn, Nebelhorn oder Stubaier Alpen. Trainiert wird übrigens seit 2017 auf der Halde „Großes Holz“ in Oberaden, auch für Berglauf Welt-und Europameisterschaften.

Jürgen Graeber hat sich dem SuS Oberaden angeschlossen und trainiert regelmäßig in der Gruppe wie auch auf der Halde „Großes Holz“.

Jürgen Graeber hat sich dem SuS Oberaden angeschlossen und trainiert regelmäßig in der Gruppe wie auch auf der Halde „Großes Holz“. © privat

Viele Erfolge bei Deutschen Meisterschaften im Marathon, Halbmarathon und Crosslauf geben dem heute 74-Jährgen die Motivation für ein weiterhin regelmäßiges Training - auch im Alter. Seit 10 Jahren kommen so zwischen 3.200 und 3.500 Kilometer im Jahr zusammen. „Und das alles ohne Beschwerden oder Verletzungen“, ist er heilfroh. Deshalb hält er sich auch konsequent an seine 5 Lauftipps im Alter:

  • Tipp 1: Trainiere nicht nur deinen Körper, sondern auch deinen Geist. Neugier, Aufgeschlossenheit, Toleranz, Zufriedenheit und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, sind keine Frage des Alters.
  • Tipp 2: Regelmäßiges, tägliches Training mit Dehnen, Stretching, etwas Krafttraining für Sehnen, Muskeln und Knochen - ganz ohne technischen Schnickschnack. „Ich mach das täglich ca. 60 Minuten; 15 Minuten im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten reichen aus.“
  • Tipp 3: Ausgewogene Ernährung, frisches Gemüse - je nach Saison - und Obst, Vitaminvielfalt, Mineralien und Eiweiß 100 aus der Apotheke halten den gesamten Bewegungsapparat in Schuss. „Bei mir gibt es aber auch zur Belohnung Schokolade, Schweinshaxe, Burger, Bier, Wein und ein Schnäpschen - allerdings alles in Maßen.
  • Tipp 4: Raus an die frische Luft, jeden Tag, bei jedem Wetter. Ob Sonne, Regen, Schnee, Wind, Kälte, Wärme, für jedes Wetter gibt es die angepasste Kleidung. Die heutige Funktionskleidung ist dafür ideal. Alt heißt nicht nur schwarze oder graue Kleidung. Richtig bunt kann richtig gute Laune machen und sieht auch jünger aus. Graeber: „Das falsche Wetter ist übrigens die häufigste Ausrede etwas nicht zu tun. Es reicht absolut aus, im Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten 60 bis 90 Minuten zu Walken, Joggen oder nur flott zu Gehen.“
  • Tipp 5: Suche dir geeignete Partner, mit denen es Spaß macht, zu reden und zu sporteln. Suche den Kontakt nicht nur zu Gleichalterigen. Wir „Alten“ neigen dazu, die Vergangenheit für die schönste Zeit des Lebens zu halten. Ein fataler Irrtum. Versuche mit jüngeren Menschen, auch beim Sport, in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das in einem Sportverein eher möglich ist als im Rentner-Alltagsleben. Graeber: „Meine Lieblings-Trainingspartnerin auf der Bahn beim SuS Oberaden ist die elfjährige Finnja, die nur 63 Jahre jünger ist als ich.“