
Die Handouts der Polizei zeigen die achtjährige Deborah Sassen (l), die 1996 spurlos verschwand. Die Computeranimation (r) zeigte 2006, wie die Schülerin zehn Jahre später aussehen könnte. Inzwischen sind weitere 16 Jahre vergangen. © picture-alliance/ dpa/dpaweb
Mehr als 300 Kinder in NRW vermisst – Deborah (8) ist seit 1996 spurlos verschwunden
Thema des Tages
Mehr als 300 Kinder unter 14 Jahren werden in NRW aktuell vermisst; bundesweit sind es mehr als 1600. Einige Fälle, wie die von Deborah (8), Inga (5) und Hilal (10), sind seit Jahren ungeklärt.
In Nordrhein-Westfalen gelten am „Tag der vermissten Kinder“ (25.5.) 318 Kinder unter 14 Jahren als vermisst. Das teilte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mit. Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW liegt mit der Anzahl der Vermissten auf Platz zwei hinter Bayern (348).
In den noch nicht geklärten Fällen seien neben Dauerausreißern auch Kindesentziehungen und unbegleitete Flüchtlingskinder erfasst, die aus ihren Unterkünften verschwunden seien.
Insgesamt ist laut BKA der Anteil der Kinderschicksale, die auch nach längerer Zeit nicht geklärt werden könnten, sehr gering. Bundesweit gibt es laut Statistik mehr als 1600 vermisste Kinder.
Von Deborah aus Düsseldorf fehlt bis heute jede Spur
Zu den Kindern aus NRW, deren Verschwinden seit Jahren ungeklärt ist, gehört unter anderem auch Deborah Sassen (8) aus Düsseldorf. Das kleine Mädchen kam am 13. Februar 1996 nicht mehr von der Schule nach Hause. Dabei lag diese nur rund 1000 Meter von ihrem Elternhaus entfernt. Doch von dem Mädchen fehlt bis heute jede Spur.
Inga (5) verschwand 2015 innerhalb weniger Minuten
Ein spektakulärer Fall, der die ganze Republik bewegte, ist auch der der kleinen Inga aus Stendal. Das damals fünfjährige Mädchen verschwand vor sieben Jahren innerhalb von wenigen Minuten bei einem kleinen Fest. Inga blieb nur wenige Minuten unbeobachtet und war offenbar zum Holz holen in den Wald gelaufen. Danach wurde sie nie wieder gesehen. Große Suchaktionen blieben erfolglos, mehrfache Aufrufe in der Sendung „XY ungelöst“ ebenfalls ohne Ergebnis. Das Schicksal des kleinen Mädchens ist auch heute noch ungeklärt.

Die kleine Inga verschwand 2015 spurlos in einem Wald bei Stendal. © Polizei Stendal/Polizei Stendal/dpa
Hilal Ercan (10): Das letzte Mal wurde sie vor einem Einkaufszentrum gesehen
Ebenfalls mysteriös ist das Verschwinden von Hilal Ercan (10). Das Mädchen verschwand bereits 1999, am 27. Januar, als es in Hamburg nach der Schule Süßigkeiten kaufen wollte. Zuletzt gesehen wurde Hilal vor einem Einkaufszentrum. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen fest davon aus, dass das Mädchen Opfer eines Verbrechens wurde. Der Fall ist einer der bekanntesten in Hamburg - und er wurde bis heute nie gelöst.

Abbas Ercan, Bruder der vermissten Hilal Ercan, steht vor einem Bus, der mit einem großflächigen Zeugenaufruf plakatiert ist. Hilal Ercan, damals zehn Jahre alt, war im Januar 1999 spurlos verschwunden. © picture alliance/dpa
Auf dieser Karte sehen Sie ungeklärte Fälle von langjährig vermissten Kindern:
Quelle: Initiative Vermisste Kinder
15.700 Kinder werden jedes Jahr vermisst gemeldet – die meisten tauchen wieder auf
Nach BKA-Angaben wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich etwa 15.700 Kinder und Jugendliche im Jahresverlauf als vermisst gemeldet. Doch die meisten Kinder tauchen wieder auf. Manche reißen immer wieder aus, so wie die 13-Jährige Josy aus Dorsten.
Die Aufklärungsquote der Behörden liegt bei etwa 97 Prozent. Wenn Kinder und Jugendliche verschwänden, gebe es dafür unterschiedliche Gründe wie etwa Probleme in der Schule oder mit den Eltern sowie Liebeskummer, so das Bundeskriminalamt. Oder Eltern stritten sich um das Sorgerecht.
Mit einem Tag der vermissten Kinder soll an diesem Mittwoch (23.5.) über Möglichkeiten zur Vorsorge informiert werden. In Deutschland wird der Tag seit 2003 unter anderem von der „Initiative Vermisste Kinder“ aufgegriffen. Europaweit gibt es eine Hotline für vermisste Kinder. Sie ist unter Tel. 116000 zu erreichen.
Die Polizei in NRW veröffentlicht die Bilder von aktuell gesuchten Kindern unter den Fahndungsaufrufen hier auf einer Webseite.
mit dpa