Ausschließlich Frauen haben am Freitag das Stück „§ 218“ der freien Theatermacherinnen werkgruppe 2 am Theater Oberhausen uraufgeführt. Nur konsequent, denn obwohl ihr Thema, der Schwangerschaftsabbruch, wesentlich auch mit Männern zu tun hat, sind es doch allein die Frauen, die bis heute unter dessen rigiden gesetzlichen Beschränkungen leiden.
Alles, was auf der Bühne gesprochen wird, stammt im O-Ton aus Interviews, welche Regisseurin Julia Roesler und Dramaturgin Silke Merzhäuser im Vorfeld mit zwischen 1930 und 1980 geborenen, ungewollt schwanger gewordenen Oberhausenerinnen geführt haben.
Flucht aus dem Zuchthaus
Ihnen gelingt es, aus dem Rohmaterial mit den sich voll in diese Frauen hineinversetzenden Schauspielerinnen Ronja Oppelt, Regina Leenders, Susanne Burkhard und Anna Polke sowie drei Musikerinnen einen ebenso intensiven wie bühnentauglichen Theaterabend zu formen.
Bei Anna Polke zeigt sich besonders, wie nahe ihr etwa das Schicksal der todkranken Abtreiberin geht, die Ende der Nazizeit aus dem Zuchthaus erflehte, ihre letzten Tage in Freiheit verbringen zu dürfen.

Spielszenen und Musik
Die in chronologischer Reihenfolge präsentierten Berichte werden zum Teil in Spielszenen aufgelöst, wodurch sie etwa den Ausdruck eines vertraulichen Gesprächs unter Frauen annehmen können.
Manchmal geht das Sprechen auch nahtlos ins Singen über. Bei alledem wird deutlich, wie konservative Moralvorstellungen und der von Männern gemachte Abtreibungsparagraf Frauen bis heute einschüchtern und bei diesen für Gefühle wie Schuld und Scham sorgen.
Offiziell Straftäterin
Das von Susanne Burkhard vorgetragene Schlussplädoyer einer jungen Frau von heute spricht aus, was wohl allen an dieser Produktion beteiligten Frauen am Herzen liegt: „Ich wünsche mir, dass der § 218 rausgenommen wird – offiziell bin ich ja Straftäterin“. Bei der Premiere folgte demonstrativ heftiger Beifall.
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