Zwei Legenden von Goldfeuern in Lünen

Serie: "Hundert und eine Erzählung"

„Hundert und eine Erzählung" trugen die Autoren Fredy Niklowitz, Dr. Widar Lehnemann und Wilfired Heß in ihrem gleichnamigen Buch zusammen. Zehn Jahre haben sie an dem Werk gearbeitet. Wir haben die spannendsten Sagen ausgewählt und stellen sie in einer Serie vor. Heute geht es um zwei Goldfeuer – eins bei Haus Oberfelde in Niederaden und eins in Gahmen.

Im Süden

19.08.2017, 07:33 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Spieker in Niederaden im Juli 2017

Der Spieker in Niederaden im Juli 2017

Das Goldfeuer bei Haus Oberfelde

Ein Knecht des Hauses Oberfelde hatte an einem Samstagabend seine Braut besucht. Er kam spät heim. Da sah er auf einem Ackerstück in der Nähe des Gutes ein Feuerchen glühen. Der Knecht hielt es für ein Feuer des Kuhhirten oder Schweinejungen.

Er nahm eine glühende Kohle, legte sie auf seine Pfeife und ging auf das Gut zu. Obwohl er kräftig an der Pfeife zog, brannte der Tabak nicht.

Inzwischen war er vor dem Haus angelangt. Da lag auf dem Treppenstein ein Ziegenbock breit ausgestreckt. Ziegenböcke wurden vielfach in Pferdeställen untergebracht als Vorbeugemittel gegen Krankheiten. Auch auf Haus Oberfelde stellte man solche Böcke zwischen die Pferde.

Der Knecht glaubte, das Tier sei nachts aus dem Pferdestall ausgebrochen. Er schimpfte mit dem Bock und versuchte, ihn in den Stall zurück zu treiben. Das Tier widersetzte sich aber und stieß so heftig, dass der Knecht den Versuch aufgab, es vom Treppenstein fortzubringen.

Am Sonntagmittag wollte der Knecht die Pfeife anzünden, da lag ein Louis d´or (französische Münze) darin. Jetzt wusste er, dass es sich um ein Goldfeuerchen gehandelt hatte und dass der Ziegenbock der Teufel war.

Nach einigem Suchen fand er auf dem Acker noch ein Goldstück. Offenbar hatte er in der Nacht, als er die glühende Kohle auf die Pfeife legte, auch noch eine andere Kohle berührt.

(Beisenherz 1932)

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Das Goldfeuer bei Gahmen

Ein Bauer aus Gahmen, der einmal spät in der Nacht aus Münster heimkehrte, wo er seine Steuern bezahlt hatte, hatte auf dem Weg ein seltsames Erlebnis:

Kurz vor dem Dorf Gahmen gelüstete es ihn, noch einmal ein Pfeifchen zu rauchen. Doch geschah es, dass sein Feuerzeug nicht in Ordnung war und nicht brannte.

Da sah er in der Wiese ein Feuerchen. Er hielt es für ein verlassenes Hirtenfeuer, nahm sich davon ein Stückchen Glut und steckte es auf die Pfeife. Aber auch jetzt wollte diese nicht brennen. Unmutig steckte er sie deshalb in die Tasche und stapfte weiter auf seinen Hof zu. Am anderen Morgen fiel ihm wieder seine Pfeife ein. Er wollte es nun noch einmal mit ihr versuchen. Aber was sah er da? Im Pfeifenkopf lag ein funkelndes Goldstück.

(Bonk 1948)