Das war Ende 2019: Thorsten Lachmann (l.) von Getränke Gefromm freute sich, dass Matteo und Jennifer Adamo die Traditions-Gaststätte "Zur Süggel" ab Januar 2020 übernehmen. Jetzt geben sie auf.

© Beate Rottgardt

„Zur Süggel“: Pächter geben nach zwei Jahren auf - wegen Corona

rnReißleine gezogen

Vor zwei Jahren öffneten Jennifer und Matteo Adamo die Gaststätte „Zur Süggel“, die ein Jahr lang leer gestanden hatte. Jetzt gibt das Ehepaar auf. Lockdowns und Corona-Regeln waren zu viel.

Lünen

, 27.01.2022, 15:41 Uhr / Lesedauer: 2 min

Noch einmal öffnen Jennifer und Matteo Adamo „ihre“ Gaststätte „Zur Süggel“ an der Bebelstraße. Am Samstag (29.1.) heißt es ab 19 Uhr Bierfass-Leerung in der Traditions-Kneipe. Denn das Pächter-Ehepaar hat sich entschlossen, das Projekt „Zur Süggel“ zu beenden. Schweren Herzens, wie Jennifer Adamo sagt.

„Mein Mann und ich haben uns am Mittwoch ausführlich unterhalten und uns entschieden, die Kneipe ab Montag zu schließen“, sagt die 31-Jährige. Schuld ist die Corona-Pandemie. Lockdowns und immer weitere Einschränkungen machen es jetzt wirtschaftlich unmöglich, die Gaststätte weiter zu führen.

Suche nach neuem Pächter

Auch Marvin Möllmann, bei Getränke Gefromm zuständig für den Außendienst Gastro, erfuhr erst am Donnerstag (27.1.) von der Entscheidung des Pächter-Paares. „Natürlich suchen wir nun einen neuen Pächter. Wenn jemand bereit ist, die Kneipe zu übernehmen, kann er sich gerne melden“, so Möllmann.

Ein letztes "Prosit" im „Horstmarer Treff“. Wirtin Anna Iwaniec hat ihre Gaststätte schon 2021 geschlossen.

Ein letztes "Prosit" im „Horstmarer Treff“. Wirtin Anna Iwaniec hat ihre Gaststätte schon 2021 geschlossen. © Günther Goldstein (Archiv)

Die Gaststätte „Zur Süggel“ ist nicht die einzige, die den Folgen der Pandemie zum Opfer fiel. „In Lünen sind es nun drei Gaststätten, bei denen die Pächter wegen der Regelungen keine Zukunft mehr gesehen haben“, so Möllmann. Ende 2021 schloss der „Horstmarer Treff“ und auch „Linos Restaurant“, in dem portugiesisches Essen an der Kurt-Schumacher-Straße angeboten wurden, gibt es nicht mehr.

An der Kurt-Schumacher-Straße gab es nach Dom Portuges nun Linos Restaurant, das aber auch wegen Folgen der Pandemie seit einiger Zeit geschlossen ist.

An der Kurt-Schumacher-Straße gab es nach Dom Portuges nun Linos Restaurant, das aber auch wegen Folgen der Pandemie seit einiger Zeit geschlossen ist. © Britta Linnhoff (Archiv)

Auch für diese Lokalitäten sucht Getränke Gefromm neue Pächter. Keine einfache Suche in der derzeitigen Situation.

Jetzt lesen

Als Matteo und Jennifer Adamo Ende 2019 ankündigten, dass sie die Gaststätte „Zur Süggel“ ab 4. Januar 2020 öffnen wollen, hofften sie, dass sie mit ihrem Projekt Erfolg haben. „Wir haben die Räume saniert und renoviert, alles viel heller und freundlicher gestaltet“, sagt Jennifer Adamo. Der Einstieg am 4. Januar 2020 war auch vielversprechend. „Das war es so voll und auch Karneval vor zwei Jahren lief super. Alles war gut bis in den März hinein“, erinnert sich die Pächterin.

Essen außer Haus kam nicht an

Dann kam Corona und damit der erste Lockdown. Die Gaststätte musste schließen. Bis in den Mai hinein. „Dann haben wir wieder geöffnet und es mit Essen außer Haus versucht.“ Doch damit sind Matteo (48) und Jennifer Adamo gescheitert: „Die Leute waren viel in Kurzarbeit, da hat kaum jemand etwas bestellt.“ Bis November blieb die „Süggel“ geöffnet, dann begann der zweite Lockdown.

„Bis Juni 2021 hatten wir wieder geschlossen. Als wir dann wieder geöffnet haben, kamen immer mehr Maßnahmen.“ So waren Tanzveranstaltungen verboten, auf die die Pächter auch zu verschiedenen Terminen gesetzt hatten. Pro Tisch durften nur zehn Gäste Platz nehmen, zwischen den Tischen musste ein entsprechender Abstand gewährleistet sein. „Wir sind alle geboostert, waren ständig mit dem Ordnungsamt und dem Gesundheitsamt in Kontakt.“

Jetzt lesen

Dann kam die 2G-plus-Regelung. Die Gäste mussten nachweisen, dass sie geimpft, genesen, getestet oder geboostert sind. „Die Leute kommen nicht mehr. Silvester haben wir gar nicht aufgemacht, Feiern waren ja nicht möglich. Und mit zwei, drei Leuten, die am Tresen sitzen, kommen wir wirtschaftlich nicht über die Runden.“ Deshalb entschied das Ehepaar, besser schnell einen Schnitt zu machen, anstatt zu warten „und irgendwann mit einem Riesen-Schuldenberg da zu stehen.“

Jetzt lesen

Am Samstag (29.1.) sind die Gäste zu einer Bierfass-Leerung willkommen. „Wir bieten Bier und Longdrinks zu günstigen Preisen und wollen uns von den Gästen verabschieden“, so Jennifer Adamo. Danach ist die Kneipe für die Pächter Geschichte „Wir wollen schauen, dass wir beide Arbeit finden.“ Sich wirtschaftlich und auch seelisch von der Corona-Pandemie erholen. Aber sie schließt auch nicht aus, „irgendwann neu durchzustarten in der Gastronomie.“