Zum Abschluss des Lüner Parktheater-Festivals: Jazz sorgt für Musikgenuss
Open Air
Mit Musik endete das Parktheater-Festival. Der Abend mit „The Erwin Trio“ bot unterschiedliche Facetten des Jazz. Im kommenden Jahr soll es eine Neuauflage des Festivals geben.
Musik bestimmte den Auftakt des diesjährigen Parktheater-Festivals im Innenhof des Hotels an der Persiluhr, musikalisch war auch der Ausklang. Während bei der Eröffnungsveranstaltung der Tango mit seinen vielen Facetten den Programminhalt bestimmte, sorgte am Samstagabend (20.8.) der Jazz mit seinen vielfältigen Variations- und Improvisationsmöglichkeiten für einen genussreichen musikalischen Abend.
„The Erwin Trio“ nennen sich die drei Solisten Miroslaw Tybora (Akkordeon), Eric Richards (Kontrabass) und Philipp Staege (Schlagzeug), die angetreten waren, um alten, meist sehr bekannten Stücken in neuen, oft sich spontan ergebenden Arrangements, neue Frische zu verleihen. Sie begannen mit einem Klassiker aus Frankreich, mit „Le Coucou“ des Barockmusikers Louis-Claude Daquin, der im 18. Jahrhundert als Orgelimprovisator möglicherweise schon Grundsteine für Improvisationen beim Jazz legte.
Mit etwas Phantasie konnte man sich bei der Präsentation des Liedes durch das Erwin Trio den hinterhältigen Vogel vorstellen, der seine Eier in fremde Nester legt und frischgeschlüpft seine Geschwister einfach aus dem Nest wirft. Als bewusst gesetzter Kontrast folgte dann Libertango von Astor Piazzolla aus dem Jahre 1974, der in seinem Titel schon die Lösung vom klassischen Tango ausdrückt. Eine Freiheit, die die Solisten voll ausnutzten und damit eine neue, hörenswerte Version des vielleicht meistgecoverten Tangoliedes der Welt boten.

Die musikalschen Emotionen spiegelten sich auch im Gesichtsausdruck von Miroslaw Tybora wider. © Foto Textoris
Musik französischer Lebensart
In dem breit gefächerten Programm gab es zwei musikalische Schwerpunkte. Einer davon waren mehrere Titel aus dem Bereich des „Bal de Musette“, einer Musikrichtung, die meist im Dreivierteltakt die französische Lebensart im Paris des 20. Jahrhunderts verdeutlicht. Obwohl hier traditionellerweise das Akkordeon die Hauptrolle spielt, ließ Tybora seinen Mitspielern Richards und Staege immer genügend Spielraum zur Verwirklichung eigener improvisatorischer Ideen. Was die Musiker aber vor allem deutlich machten, war, dass Partymusik, die diese Musikrichtung für die Franzosen ist, ein hohes kulturelles Niveau haben kann und sich damit deutlich von den so geliebten niveaulosen Ballermann-Hits unserer Zeit abhebt.

Bassist Eric Richards war in Lünen schon mehrfach, auch im Jazz-Club, zu Gast. © Foto Textoris
Den zweiten Schwerpunkt setzten die Musiker mit mehreren Werken von Johann Sebastian Bach, mit denen sie das Publikum wieder in die Zeit des Barock zurückführten. Oder auch nicht. Denn sie zeigten gekonnt, wie viele Wurzeln des Jazz bei Bach zu finden sind und wie mühelos sich seine Musik ins Heute transportieren lässt. Wenn man das oft strapazierte „Gänsehautfeeling“ mal weg lässt, kann man doch sagen, dass ihre Version des „Air“ unter die Haut ging.

Konzentriert auf die Improvisationseinfälle seiner Mitspieler achtend reagierte dann Schlagzeuger Philipp Staege. © Foto Textoris
„Abend mit Wohlfühlatmosphäre“
Miroslaw Tybora zeigte sich nicht nur als hervorragender Solist auf dem Akkordeon und Bandoneon, mit seinen sowohl informativen und humorvollen Ansagen verstärkte er die Brücke zu den Zuhörern, die die Solisten mit ihrer Musik gebaut hatten. „Es war ein Abend mit absoluter Wohlfühlatmosphäre“, meinte eine Zuhörerin. Knut Thamm resümierte: „Das gesamt Konzert bot ein großes Spektrum von Frieden. Die instrumentale Version von ‚What a wonderful world‘ hat mich tief berührt, bildete sie doch einen erholsamen und zugleich hoffnungsvollen Kontrast zu der globalen Situation überall in der Welt.“
Carola Deinhart-Auferoth als Veranstalterin bedankte sich nochmals bei allen Sponsoren, Künstlern und sonstigen Helfern, die das Parktheater-Festival möglich gemacht haben. „Nach dem Erfolg dieses Jahres machen wir im kommenden Jahr gerne weiter.“