
© Beate Rottgardt
Zu wenig Wände für moderne Kunst: Lüner Galerie setzt auf neuen Anbau
Galerie Anders
An der Galerie Anders wird wieder gebaut. Der Grund: Die moderne Kunst in der alten Mühle in Lünen braucht mehr Platz. Dabei lassen sich die Galeristen bewusst zeitlich nicht unter Druck setzen.
Als Wolfgang Anders in den 80er-Jahren im ehemaligen Restaurant „Kiliansmühle“ saß, fiel sein Blick durch das Fenster auf ein eher trauriges Gebäude gegenüber. Dort stand eine alte Dampfmühle an der Münsterstraße, an der der Zahn der Zeit schon sichtbar genagt hatte. Trotzdem ließ Anders das Gebäude nicht mehr los. Und so kam er auf die Idee, sich in der Kiliansmühle den Traum von einer eigenen Kunst-Galerie zu erfüllen.
Sein Vorhaben fand damals auch bei dem Besitzer der Mühle Anklang. Gemeinsam planten die Männer die Umsetzung des Projekts. Im Sommer 1984 war es dann endlich soweit - die Galerie Kiliansmühle wurde eröffnet. Damals hatte Anders noch zwei Mitstreiterinnen, die sich kurze Zeit später aber wieder aus dem Kunstbereich zurückgezogen haben. Anders blieb und bekam erneut Verstärkung - durch seine heutige Frau Lisa. Gemeinsam entwickelten sie das Projekt einer Galerie an der Lüner Stadtgrenze weiter und benannten sie in „Galerie Anders“ um.
Irgendwann reichten die Räumlichkeiten der Mühle, in dem Lisa und Wolfgang Anders mittlerweile auch ein Zuhause gefunden haben, nicht mehr aus. Es wurde im modernen Stil angebaut - alles in Absprache mit den Behörden, denn die Mühle steht unter Denkmalschutz.
Galerie bekommt einen Anbau für noch mehr Kunst
Wer nun von Lünen Richtung Werne fährt, erkennt, dass erneut eine Baustelle auf dem Gelände der Galerie herrscht. „Wir haben lange überlegt, uns dann aber entschlossen, noch einen Anbau anzugehen“, erklärt Anders die Gegebenheiten. Dass sich der Eigentümer an den Kosten beteiligt und beispielsweise schon Bauholz geliefert hat, spielte Anders dabei in die Karten.

Wolfgang Anders im gläsernen Anbau, der schon vor einigen Jahren entstanden ist. Jetzt wird wieder mehr Platz für Kunst benötigt. © Beate Rottgardt
Bevor Anfang des Jahres die Erdarbeiten beginnen konnten, dauerte es etwa eineinhalb Jahre, um den Anbau mit den zuständigen Behörden zu regeln. Gemeinsam mit einer Baufirma werden die Pläne des Lüner Architekten Robert Weiss nun realisiert. „Einiges machen wir auch selbst, aber wir setzen uns zeitlich nicht unter Druck“, erklärt der Galerist. Er hoffe, dass der neue Anbau etwa zu Weihnachten fertig ist.
Das neue Projekt bietet der Galerie dann zusätzliche 80 Quadratmetern für mehr Kunst. „Egal, wie viel Platz man hat, es sind nie genug Wände für die Bilder aus dem Magazin“, hat Anders im Laufe der vergangenen fast vier Jahrzehnte festgestellt. Er ist froh über „die gute Beratung von Robert Weiss“, der den Anbau entworfen hat. Die geplante Fassade aus Beton und Glas solle sich dabei bewusst vom alten Mühlengebäude abheben.
Geschmäcker in der Kunst haben sich mit der Zeit verändert
Dass langfristige Pläne oft durch das wahre Leben durchkreuzt werden, weiß Anders. Deshalb seien sie auch nicht sein Ding. „Aber die Arbeit in der Galerie macht uns nach wie vor riesigen Spaß, die Kontakte mit den Kunden, Künstlern und Freunden wollen wir weiter pflegen.“ Zumal gebe es immer wieder spannende Begegnungen mit deutschen und internationalen Künstlern.
Auch die Trends und Geschmäcker in der Kunst würden sich immer wieder ändern. In der Anfangszeit der Galerie sei es undenkbar gewesen, dass Pop-Art mal eine solche Begeisterung bei den Kunstfreunden auslösen würde, erklärt Anders. Nicht nur einmal war beispielsweise der 2011 verstorbene New Yorker Pop-Art-Künstler James Rizzi in der Lüner Galerie zu Gast. Und der Spanier Cesar Manrique sorgte bei seinem Besuch dafür, dass die Besucher draußen Schlange standen.
Inzwischen gehören Arbeiten von Udo Achterholt und Otmar Alt bis hin zu Werken von Giovanni Vetere und Robert Zielasco zu der Kunst, die Lisa und Wolfgang Anders in ihrer Galerie zeigen. Durch die Coronapandemie in den vergangenen zwei Jahren sei es etwas ruhiger geworden. Da kamen eher die Weinfreunde zu Anders, der seit einigen Jahren auch viele Weine anbietet. Jetzt planen die Galeristen eine Ausstellung mit Arbeiten von Thomas Baumgärtel, der als „Bananensprayer“ bekannt geworden ist. „Wir besuchen ihn in Köln und schauen, was sein Terminkalender hergibt, in Sachen Ausstellung“, verrät Anders.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
