In Lünen gibt es sogenannte Mehrzweckanlagen, die als spezielle Schutzräume ausgewiesen sind. Eine davon ist die Tiefgarage an der Erzbergerstraße/Gartenstraße. © Leonie Freynhofer, BImA
Zivilschutz
Zivilschutz im Gefahrenfall: Keine Bunker in Lünen - wenige Schutzräume
Durch den Ukraine-Krieg sind Begriffe wie Luftschutzbunker plötzlich wieder aktuell. Öffentliche Bunker gibt es in Lünen nicht, nur drei sogenannte Mehrzweckanlagen. Zumindest theoretisch.
Luftschutzbunker: Ein Begriff, der bei vielen Menschen plötzlich so präsent ist wie seit dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg nicht mehr. Nachdem Russland am 24. Februar die Ukraine angegriffen hat, vergeht kein Tag, an dem der Krieg nicht in den Medien behandelt wird. Explosionen, Luftangriffe, über 1,5 Millionen Flüchtlinge, Attacken auf zivile Gebäude, humanitäre Korridore und ständig neue Sanktionen prägen derzeit das Nachrichtenbild.
Für einige Menschen drängt sich dabei die Frage auf, wie nah dieser Krieg zwischen den beiden Ländern kommen wird und ob es möglicherweise auch Angriffe auf EU-Länder wie Deutschland geben könnte. Der Zivilschutz ist dabei im Moment ein Punkt, der für die Bevölkerung eine entscheidende Rolle zu spielen scheint. „Wo finde ich Schutzräume?“ steht beispielsweise bei den Fragen, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) derzeit verstärkt erreichen, ganz oben. Dieser Redaktion sowie der Stadt Lünen liegen zu dem Thema jeweils eine Anfrage vor.
Theoretisch drei Mehrzweckanlagen in Lünen
Beim Blick auf die Berichterstattung aus den Kriegsgebieten sind Bunker, also Räumlichkeiten, in denen sich die Menschen in der Ukraine gerade vor Luftangriffen aus Russland schützen, allgegenwärtig. Doch in Deutschland und somit auch in Lünen stehen solche öffentlichen Schutzmöglichkeiten nicht mehr zur Verfügung.
In der Lippestadt gibt es drei sogenannte Mehrzweckanlagen, die als spezielle Schutzräume ausgewiesen sind. Diese befinden sich laut Stadtsprecher Daniel Claeßen in der Tiefgarage der Stadtwerke an der Borker Straße sowie in zwei Tiefgaragen der WBG und des Bauvereins an der Erzbergerstraße/Gartenstraße.
Nach dem Ende des Kalten Krieges sollten die Anlagen in Lünen auf Wunsch des Bundes nach und nach entwidmet werden. Die WBG hatte dies 2016 für ihre Anlage beantragt, was mittlerweile auch erfolgt sei. Beantragt, aber noch nicht abgeschlossen, ist das auch für den Schutzraum in der Tiefgarage des Bauvereins, beide Anlagen sind miteinander verbunden.
2000 Schutzanlagen seit 15 Jahren in der Entwidmung
Laut dem BBK befanden sich in den alten Bundesländern früher rund 2000 solcher Anlagen. „Seit 2007 werden diese aber im Einvernehmen mit den Ländern sukzessive rückabgewickelt und sind damit nicht einsatzbereit“, erklärt Thorsten Grützner von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn. 1400 Anlagen wurden bereits entwidmet. Das heißt: Sie werden entweder anderweitig oder gar nicht mehr genutzt.
„Mit dem Fall der Mauer und der Beendigung des Ost-West-Konflikts schien das Szenario eines konventionellen Krieges mit großflächigen Bombardierungen und dem Einsatz chemischer und nuklearer Waffen nicht mehr zeitgemäß“, heißt es dazu auf der Internetseite des BBK.
Schutzräume bieten keine ausreichende Sicherheit mehr
Theoretisch würden an den drei Standorten in Lünen insgesamt 1483 Menschen Platz finden, erklärt Claeßen weiter. Rechnet man diese Zahl auf die derzeitige Bevölkerung in Lünen hoch, die Ende des Jahres 2021 bei 87.584 Einwohnern lag, würde theoretisch nur jeder Sechzigste Lüner eine Schutzmöglichkeit bekommen.
Thorsten Grützner erklärt jedoch: „Ausgehend von einem derzeitig zu erwartenden Schadenszenario ohne Vorwarnzeit könnten die vorhandenen Schutzräume, mit Ausnahme des Schutzes vor Trümmern, keine sofortige Zuflucht und keine ausreichende Sicherheit mehr bieten.“
Der BBK empfiehlt, im Fall eines Angriffs in einen innenliegenden Raum mit möglichst wenigen Außenwänden, Türen und Fenstern zu gehen oder unterirdische Gebäudeteile aufzusuchen.
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