Wochenmarkt in Lünen Annika Fränzer (33) bedauert: „Muss mehr Geld von den Kunden nehmen“

Markthändlerin Annika Fränzer (33) spürt die Inflation beim Salat
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Als die Wirtschaft wegen der Coronapandemie fast zum Stillstand kam, war auf dem Wochenmarkt in Lünen Hochkonjunktur. Das sagt die Gemüsehändlerin Annika Fränzer (33) aus Werne. Sie führt den Gemüsestand in der dritten Generation, steht zweimal in der Woche in Lünen und zweimal in Iserlohn auf dem Markt. Ihre Mitarbeiter tragen grüne Oberteile mit eingesticktem Namen.

„Damals war etwas mehr Kundenlauf. Verreisen ging zu der Zeit ja nicht, stattdessen sind die Leute dann auf den Wochenmarkt gegangen.“ Nun habe sich alles wieder etwas normalisiert. „Bis auf die Inflation“, sagt die Markthändlerin und kommt damit auf das nächste Thema zu sprechen. Die Energiekrise und die Inflation verschonen den Wochenmarkt in Lünen nicht.

„Was im Radio gesagt wird, zehn bis 20 Prozent höhere Preise, das kommt bei weitem nicht hin.“ Teilweise seien die Produkte bis zu 60 Prozent teurer und das muss folglich auch an den Endkunden weitergegeben werden. „Die Salate haben wir früher für einen Euro oder 1,20 Euro verkauft. Mittlerweile liegt der Preis bei 1,80 Euro.“

Andere Gemüse- und Obstsorten seien mehr oder weniger auf dem gleichen Preisniveau geblieben. Die Preise für Bananen seien nur leicht erhöht, aber „im Normalbereich“. Im Gegenzug sei die derzeitige Apfelernte aber „ziemlich hochpreisig“.

Und das ist lange nicht alles. Lagerung und Kühlung der Ware, Strom, Transport. „Alles ist teurer geworden.“ Das merken auch die treuen Kunden auf dem Wochenmarkt. Die Kaufkraft vieler Menschen hat sich verringert. Ihr größter Kundenstamm sei die ältere Generation. „Denen wird nicht einfach die Rente erhöht und die können auch nicht demonstrieren gehen“, sagt Annika Fränzer und wendet sich einer älteren Kundin zu. Die Kundin nickt.

Preisschilder kennzeichnen die unterschiedlichen Waren am Gemüsestand Fränzer.
Am Gemüsestand Fränzer bekommen die Kunden Lebensmittel aus der Region. © Benedikt Iwen

Anders als im Supermarkt

Die Lebensmittel am Markstand Fränzer kommen aus der Region. „Eier bekommen wir zweimal in der Woche vom Nachbarn, mit dem war ich schon gemeinsam auf der Schule. Für Kartoffeln arbeiten wir mit zwei Bauern zusammen, den Rest holen wir auf dem Großmarkt.“ Sie achte sehr darauf, saisonal einzukaufen. Derzeit gebe es Kirschen aus deutschem Anbau, ebenso Gurken und Salate.

Wegen der gestiegenen Preise würden ihre Kunden auch mal auf das eine oder andere Produkt verzichten und es stattdessen an einem anderen Tag holen. Trotzdem wissen sie, was sie an dem Wochenmarkt und dem Gemüsestand Fränzer haben.

„Diese Frische, die Kunden im Supermarkt so nicht bekommen, ist auf dem Markt anders. Wir waren kürzlich im Urlaub und die Kunden sind froh, dass wir wieder da sind.“ Auch der persönliche Kontakt zu den Kunden sei nicht vergleichbar. Das weiß die Markthändlerin nur zu gut. Bevor sie den Gemüsestand ihrer Eltern übernahm, arbeitete sie als Einzelhandelskauffrau in einem Supermarkt.

Der Markt hat eine Zukunft

Sie könne ihre Kunden per Namen ansprechen und wisse schon vorher genau, was sie benötigen. Anders als im Geschäft, können die Kunden bei ihr nur so viel kaufen, wie sie auch wirklich benötigen. „Wer nur drei Zwiebeln braucht, muss kein ganzes Netz kaufen.“

Sie möchte entgegen dem Trend, wonach dem Wochenmarkt der Nachwuchs fehlt, beim Marktgeschäft bleiben. Sie glaubt an die Zukunft des Wochenmarktes. „Der Markt wird weiterhin bestehen bleiben, denke ich. Es wird aber schwieriger.“

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