Wochenmarkt in Lünen „Alles Käse“: Tanja Bährend (51) kennt das von Kindheit an

„Alles Käse“: Tanja Bährend (51) kennt das von Kindheit an
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Seit drei Generationen und insgesamt 75 Jahren gibt es den Marktstand Bährend. Tanja Bährend (51) führt die Familientradition weiter und steht mit ihrem blau-weißen Transporter von dienstags bis samstags auf den Wochenmärkten in Lünen, Dortmund und Dortmund-Brackel. „Meine Großeltern standen schon hier. Nach dem zweiten Weltkrieg haben sie mit dem Verkauf angefangen.“

Sie selbst ist nun seit 32 Jahren hinter der Theke, wollte aber am Anfang gar nicht unbedingt in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. „Ich habe Floristin gelernt, bin dann aber nach der Ausbildung direkt bei meinen Eltern eingestiegen.“

Viele ihrer Stammkunden kennen sie schon seit Kindestagen. Als sie hin und wieder bei ihren Eltern mithalf, fing sie mit dem Verkauf von Eiern an. „Manchmal waren nur neun statt zehn Eiern in der Schachtel, weil ich es mit dem Zählen noch nicht so hatte. Das wissen einige Kunden vielleicht noch“, scherzt die Markthändlerin. Das Missgeschick wurde ihr verziehen, 70 Prozent ihrer Kunden seien immer noch Stammkunden.

Ein Blick in die Käsetheke von Tanja Bährend. Kleine und große Stücke liegen beieinander.
Der Käsewagen Bährend auf dem Wochenmarkt in Lünen bietet seinen Kunden mehr als 100 Sorten aus ganz Europa an. Besonders beliebt sind Goudar und Bergkäse. © Benedikt Iwen

Es war nicht immer nur Käse

Seit ihrem Einstieg hat sich das Familienunternehmen auf Käse konzentriert. Ihre Großeltern haben damals mit Wurst angefangen, sagt Bährend. Dann seien weitere Waren wie Eier, Milch und auch Käse hinzugekommen. „Käse war stärker gefragt und es gab damals mehr Wursthändler als heute. Irgendwann mussten wir uns dann entscheiden.“

Ihre Kunden auf den Wochenmärkten können zwischen über 100 Sorten aus ganz Europa wählen. Auch aus Amerika habe sie mal einen Käse in der Theke gehabt. Alle hat sie selbst probiert und ausgewählt. „Es kommt nichts in die Theke, was ich nicht vorher probiert habe. Man muss den Kunden ja etwas dazu sagen können.“ Mengenmäßig werde am meisten der niederländische Goudar verkauft. Auch der Bergkäse, den es aus vielen verschiedenen Ländern gibt, sei bei den Kunden sehr beliebt.

Eine solche Auswahl gebe es in anderen Ländern gar nicht, sagt Bährend. „In Holland und Frankreich wird nur der eigene Käse verkauft.“ Angebot und Nachfrage könnten der Grund dafür sein. Die Franzosen seien zwar führend in der Käseherstellung, der meiste Käse werde allerdings in Deutschland verzehrt.

Ein Blick in die Käsetheke von Tanja Bährend. Auf den Kärtchen steht die Bezeichnung der Ware und woher der jeweilige Käse kommt.
Europäische Flaggen kennzeichnen die Theke von Tanja Bährend. Ihr Käse kommt unter anderem aus Frankreich, Dänemark, der Schweiz und Südtirol. © Benedikt Iwen

Dem Markt fehlt Nachwuchs

Die Zeiten als Marktverkäuferin haben sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert. Das Geschäft ist härter geworden. „Früher waren wir die einzige Möglichkeit zum Lebensmitteleinkauf, gerade in der Zeit nach dem Krieg. Heute gibt es viel mehr Konkurrenz durch die Supermärkte.“

Viele Marktstände sind Traditionsunternehmen, die mehrere Generationen in Lohn und Brot brachten. Der fehlende Nachwuchs sei in der aktuellen Zeit das Problem, sagt die 51-Jährige. Nach ihr werde es voraussichtlich wohl auch niemanden mehr geben, der unter dem Namen Bährend weiter Käse verkauft.

Bis zu 70-Wochenstunden

60 bis 70 Stunden arbeite sie in der Woche. Der Verkauf auf dem Wochenmarkt sei nur ein Bruchteil davon. Im Gegensatz zu anderen Markthändlern klingelt bei Bährend der Wecker vergleichsweise spät um fünf Uhr. „Wir haben es fast am einfachsten hier. Wir brauchen quasi nur die Klappe aufmachen und können anfangen.“

Ein Großteil ihrer täglichen Arbeit findet stattdessen hinter den Kulissen statt. Vorbereiten, Ware einlagern und sortieren, putzen. „Das ist auch körperlich ziemlich viel Verschleiß, was der Kunde gar nicht sieht.“

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