
© Fröhling
Hauptpost in Lünen soll Anziehungspunkt werden für den halben Kreis Unna
Strukturwandel
Aus dem Plan, Lünen zum Hochschulstandort zu machen, ist nichts geworden. Ein anderes Bildungsprojekt soll jetzt aber Gestalt annehmen - in zentraler Innenstadtlage. Eine Hürde gibt es noch.
Statt um Pakete, Päckchen und Briefe soll es an der Kurt-Schumacher-Straße künftig um Wasserstoff, Wissenschaft und Roboter gehen. Nicht mehr Mitarbeiter und Kunden der Post sollen dort ein- und ausgehen, sondern Kinder und Jugendliche mit Forschergeist und Lust auf praxisnahem Lernen. Wenn alles so läuft, wie Lünens Wirtschaftsförderer Eric Swehla es sich wünscht, könnte im Frühjahr 2023 im jetzigen Hauptpost-Gebäude die Wissenswerkstatt öffnen.
Kostenfreie Angebote für Kinder und Jugendliche aus dem Nordkreis
Mädchen und Jungen aus dem gesamten Nordkreis - also aus Bergkamen, Kamen, Lünen, Selm und Werne - sollen künftig in der Post tüfteln und experimentieren können: morgens im Klassenverband, nachdem ihre Lehrerinnen und Lehrer entsprechende Angebote gebucht haben. Nachmittags auch in eigenen Forschergruppen, zu denen sich die Kids anmelden können: alles kostenfreie Angebote
„Kinder sind die Fachkräfte von morgen“, sagte Eric Swehla, als er das Projekt in dem Ausschuss für Bildung vorstellte. Und genau die brauche die Stadt im Strukturwandel. Der Kreis Unna mit Lünen gehört neben Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm und Herne zu den Kommunen, die der Bund im sogenannten Fünf-Standorte-Programm bis 2038 mit maximal 662 Millionen Euro unterstützt . Ziel ist es, nach dem Kohleausstieg neue wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen. Um Geld davon zu bekommen, war es nötig, konkrete Projekte zu benennen. Über die Förderung entscheidet das Land NRW.
Noch fehlt die Förderzusage des Landes NRW
Der Geschäftsführer des Wirtschaftsförderungszentrum Lünen (WZL) hat mit seinem Team das Projekt „Job Factory Kreis Unna“ angemeldet. Die Wissenswerkstatt ist eine Facette davon. Dafür habe es „höchstmögliche Legitimation“ gegeben, sagte Swehla Mit Verweis auf einstimmige Beschlüsse im Stadtrat Lünen und im Kreistag. Eine Stimme hat sich aber noch nicht abschließend geäußert. Und die ist entscheidend.
Nein, das Land habe die Fördermittel noch nicht bereitgestellt, sagte Swehla auf Nachfrage im Ausschuss. Auch wenn sich das bei dem straffen Zeitplan - vom Abschluss die Mietvertrages für das Postgebäude in einigen Wochen über den Umbau bis zum Einzug im ersten Quartal 2023 - anders anhörte: Noch steht das Projekt Wissenswerkstatt auf wackeligen Füßen.
Swehla ist aber optimistisch. „Ursprünglich war das Projekt viel größer.“ Es sah ein Spitzencluster und Hochschul-Kooperationen in Lünen und Selm vor. Die Wissenswerkstatt sei nur noch 30 Prozent vom Ursprungsvorhaben, sagte der Wirtschaftsförderer: „Da erwarte ich doch vom Ministerium, dass das Geld jetzt fließt.“
Nicht nur in Sachen Finanzierung gibt es noch Bedarf. Ferhat Aydin (SPD), selbst Lehrer, vermisst bei dem Projekt bislang die Einbindung der Schulen: etwas, das aber noch erfolgen soll, wie Swehla sagte. Auch offizielle Anerkennung als außerschulischer Lernort, wie es etwa der Allwetterzoo Münster ist oder das Schülerlabor Phänomexx in Ahlen, steht noch aus.
Postbank würde gerne bleiben, Verteilzentrum aber nicht
Für die Wissenswerkstatt in Lünen sind das Souterrain und das Erdgeschoss der Hauptpost Lünen Vorgesehen. Die Eigentümerin des Gebäudes, die Prius Lünen GmbH, habe „großartige und geduldige Unterstützung“ gegeben, sagt Swehla. Und was ist mit den anderen Gebäudeteilen? „Für die Nachnutzung gibt es eine Idee, die aber noch nicht final ist“, heißt es bei Prius.
„Grundsätzlich möchten wir mit unserer Filiale an diesem Standort bleiben“, sagt Oliver Rittmaier, Sprecher der Postbank in Bonn. „Mit den Räumlichkeiten der Filiale befinden wir uns in einem historisch gewachsenen Untermietverhältnis bei der Deutschen Post und haben unseren Wunsch dort auch entsprechend platziert.“ Bekannt ist aber seit mehr als eineinhalb Jahren, dass es der Post an der Kurt-Schumacher-Straße mit ihrem Zustellstützpunkt zu eng geworden ist.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
