Wieso Krieg? Ich hoffe, meine Kinder vergessen nie die einfachen Fragen

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Wieso Krieg? Ich hoffe, meine Kinder vergessen nie die einfachen Fragen

rnKolumne Papatastisch

Diese Kolumne ist in dieser Woche nachdenklicher, denn auch unsere Familie beschäftigt ein sehr ernstes Thema. Die Krise in der Ukraine: Warum muss man Kindern immer noch – oder wieder – erklären, was Krieg bedeutet?

Unna

, 25.02.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als ich in der Unterstufe war, versammelten wir uns einmal in der Schulkapelle, aus besonderem Anlass: Es wurde für den Frieden gebetet, als der Zweite Golfkrieg ausbrach. Das war für uns weit weg, aber bedrückend und beängstigend. Heute muss ich meinen eigenen Kindern erklären, warum sie auf der Titelseite der Zeitung Soldaten mit Gewehren sehen. Auch weit weg, aber bedrückend und beängstigend.

Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass wir uns zurückentwickeln, denn als ich gerade mit der weiterführenden Schule anfing, habe ich auch Gutes erlebt: Der Kalte Krieg war vorbei. Grenzen fielen, es fühlte sich alles nach Frieden und Versöhnung an. Die Mächtigen in meiner damaligen Welt waren sich einig: Ost und West werden doch nicht aufeinander schießen.

Sollte das mit dem Krieg nicht vorbei sein?

Und heute wird geschossen in der Ukraine. Die Mächtigen sind sich überhaupt nicht einig. Mensch, das wollten wir doch hinter uns lassen?! Warum ist die Welt, in der meine Kinder jetzt aufwachsen, wieder so furchtbar?

Wir lesen und schauen mit den Kindern Nachrichten, die altersgemäß aufbereitet sind. Das machen wir seit Beginn der Coronapandemie möglichst regelmäßig. Meine Frau und ich versuchen zu erklären, was unverständlich ist. Das halte ich für ganz wichtig, denn es nimmt auch Ängste – nicht nur bei den Kindern. Allerdings können wir auch nicht immer alles erklären. Das ist wohl so.

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Dabei ist manches im Grunde ganz einfach, das erkenne ich immer wieder an simplen, jedoch unheimlich klugen Fragen, die meine Kinder stellen. Zum Beispiel diese: „Wenn Präsident Putin sich von der Nato bedroht fühlt, warum macht er nicht einfach da mit?“ Kinder lernen das manchmal schon im Sandkasten: Statt sich zu streiten, können zwei Gruppen viel besser gemeinsam spielen. Aber in der Welt der Erwachsenen ist es leider nicht so einfach. Oder machen es die Erwachsenen auf der Welt nur so kompliziert? Vergessen sie, was sie mal im Sandkasten gelernt haben?

Die einfachste Frage: Warum Waffen?

Eine andere Frage ist noch einfacher. Und wenn ich so überlege, habe ich sie von den Kids schon öfter gehört, denn die aktuelle Ukraine-Krise ist ja leider nicht die erste auf der Welt, die die Kinder zu verstehen versuchen. Die Frage kam jetzt wieder von meinem Jüngsten (dritte Klasse): „Warum gibt es denn eigentlich diese ganzen Waffen?“

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Tja, da versuche ich auch immer eine komplizierte Erklärung, die mich überhaupt nicht zufriedenstellt. Vielleicht sollten viel mehr Erwachsene auf der Welt sich und anderen viel öfter diese simple Frage stellen. Wer klug ist, ist bereit dazuzulernen – auch von Kindern.

„Papatastisch“ ist ein Neu-Wort aus der Internet-Community. Es passt ganz gut zur neuen Kolumne von Redakteur Thomas Raulf: Familie ist einfach toll, und ein „Papa“ schreibt darüber. Am Ende dieser Woche ist es kein unterhaltsames Thema, denn die alles beherrschenden Nachrichten aus dem Osten Europas beschäftigen auch uns.