
© Beuckelmann
Wie Horst Hermann Weischenberg geschlossene Fabriken und Cafés in Erinnerung behält
Sammler-Serie
Langeweile kennt Horst Hermann Weischenberg wohl nicht. Mit rund 1800 Lüner Postkarten dürfte er die wohl größte Sammlung dieser Art haben. Wir durften einen Blick hineinwerfen.
Horst Hermann Weischenberg (72) hat gleich mehrere Sammel-Leidenschaften und ist sehr an der Lüner Stadtgeschichte interessiert. Ein Haupthobby sind Ansichtskarten aus Lünen: „Das sind alles gesammelte Postkarten in verschiedenen Themenbereichen, Lüner Ansichten, um die Entwicklung, die architektonische Veränderung einer Stadt wiederzugeben.“

Langeweile kennt Horst Hermann Weischenberg wohl nicht. Er hat gleich mehrere Sammel-Leidenschaften und ist sehr an der Lüner Stadtgeschichte interessiert. © Beuckelmann
Weischenberg präsentiert seine zahlreichen prall gefüllten Alben, sorgfältig geordnet nach Straßen. Darin einsortiert hat der ehemalige selbstständige Textilkaufmann auch seltene, kostbare Postkarten aus der Zeit um die Jahrhundertwende mit kolorierten Einzelmotiven als Lithografien.
Zu sehen sind typische Lüner Ansichten wie zum Beispiel die Lippe, Schloss Schwansbell, der alte Bahnhof, Industrieanlagen, aber auch längst geschlossene Cafés oder die Kirchen.
„Pillenburg“ gegenüber der Herz-Jesu-Kirche
Obwohl sich bei den hunderten Karten manche Ansichten wie Partien an der Lippebrücke ähneln, sind sie doch alle in unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen. Und gerade das macht den Reiz für den Sammler aus, der über Tauschbörsen, Auktionshäuser oder Verkaufsplattformen im Internet an die Karten gekommen ist.
Teilweise hat Weischenberg auch Postkarten aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg mit französischer Schreibweise, als Besatzungssoldaten Karten in ihre Heimat geschickt haben. Eine weitere seltene Postkarte zeigt zum Beispiel die alte im Volksmund „Pillenburg“ genannte Immobilie, die ein ehemaliger Lüner Arzneimittelfabrikant gegenüber der Herz-Jesu-Kirche im Tudorstil erbauen ließ. Die „Burg“ steht heute nicht mehr.
„Man ergründet nicht nur die Familiengeschichte“
Mit 30 Jahren hat Horst Hermann Weischenberg mit dem Sammeln angefangen. Ihn interessiert vor allem der historische Bezug, der sich durch die Postkarten optisch erschließt sowie die Genealogie der Familie Weischenberg, die sich seit 1763 in Lünen nachweisen lässt. „Da ergründet man nicht nur die Familiengeschichte, sondern auch den Bezug zur Gemeinde, in der man lebt“, erläutert der Sammler seine Motivation.
Aus seinem großen Fundus sind einige Motive auch in das Lüner Stadtarchiv gewandert, da sie für die Stadtgeschichte wertvoll sind. „Es ist ja immer eine Reflexion, wie es damals war und wie es sich entwickelt hat, um die Stadt in ihrer Lebendigkeit darzustellen.“
Als ortsbezogener Mensch liegt ihm die Lüner Stadtgeschichte und die Zukunft der Lippestadt sehr am Herzen. Kein Wunder: Wer so viele Karten mit schönen Ansichten hat, der kann nur von Lünen begeistert sein.