Wenn Schaulustige bei Unfällen stören

Verbreitetes Problem

In Lünen-Brambauer prallen zwei Autos ineinander: Schaulustige behindern die Polizeiarbeit, machen Fotos, die Beamten müssen drohen, sie in Gewahrsam zu nehmen. So geschehen vor wenigen Tagen. War es Sensationslust? Neugierde? Was sagen Unfallopfer zu Schaulustigen und wie können sie sich dagegen wehren?

LÜNEN

, 10.04.2014, 05:37 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Betroffene ohne deren Einverständnis zu fotografieren, ist strafbar“, erklärt Christian Dieckmann, Fachanwalt für Verkehrsrecht in Lünen. Daher können sich Opfer auch noch vor Ort wehren, wenn sie fotografiert werden. Schwieriger wird es, wenn die Fotos plötzlich im Internet auftauchen, erklärt der Rechtsanwalt.„Jemanden zu fotografieren, der verletzt ist … was soll das? Wofür machen die das?“ Das sagt ein Mann aus Lünen, der vor wenigen Tagen selbst einen Unfall hatte: am Freitag auf der Kurt-Schumacher-Straße.  Der 35-Jährige saß in einem schwarzen Audi. Ein Linienbus fuhr in seinen Wagen und schob vier Autos ineinander.  

Inzwischen wurde der Lüner aus dem Krankenhaus entlassen. Was er von Schaulustigen an Unfallstellen hält, macht er schnell klar: „Gar nichts.“

Natürlich hätten die Leute geguckt, seien langsamer gefahren. Ob von ihm Fotos gemacht wurden, kann der 35-Jährige nicht sagen. „In dem Moment hatte ich selber ganz andere Probleme.“

  Er war zwar noch bei Bewusstsein und konnte aus dem Wagen aussteigen, kurz darauf versagte aber sein Kreislauf. „Dann war ich weg.“ Verdacht auf Wirbelbruch hatten die Ärzte gesagt.   Seien Bilder erst einmal im Internet, kommen sie nicht wieder raus. Für die Opfer oft ein großes Problem, so Rechtsanwalt Dieckmann. Allerdings können sie denjenigen, der das Bild gemacht hat in besonderen Fällen auch anklagen. Zum Beispiel wenn die Unfallopfer auf den Bilder stark verletzt oder nicht bekleidet sind.Die Feuerwehr versucht, zu verhindern, dass solche Bilder überhaupt entstehen. Mit Tüchern und Aufstellern wird die Unfallstelle vor Gaffern abgeschirmt, heißt es von der Lüner Feuerwehr.   Die Polizei kann ebenfalls eingreifen und die Opfer vor neugierigen Blicken schützen.Der Polizei und der Feuerwehr ist diese Sensationslust schleierhaft. Für den 35-jährigen Audifahrer ist es eine Frage des Respekts: „So ein Unfall kann jeden treffen - heute mich, morgen den, der fotografiert. Ich finde das nicht gut.“  

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