Anne Zimmermann vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ist nicht erfreut über die aktuelle Situation der Strecke Dortmund - Münster, zeigt aber auch Verständnis.

Anne Zimmermann vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ist nicht erfreut über die aktuelle Situation der Strecke Dortmund - Münster, zeigt aber auch Verständnis. © Eurobahn/NWL

Verspätungen: Zweckverband Nahverkehr kritisiert Eurobahn - kein Geld

rnNahverkehr

Vergangene Woche (18. bis 24. Juli) sorgten zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen zwischen Dortmund und Münster für Ärger bei Pendlern und gelegentlichen Bahnfahrern. Die Verantwortlichen liefern Erklärungen.

Lünen

, 28.07.2022, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hier und da mal eine Verspätung ist in Deutschland ja fast nichts ungewohntes mehr. Die Häufigkeit der vergangenen Woche sorgte, wie von unserer Redaktion berichtet, jedoch für großen Ärger bei vielen Pendlern. Zahlreiche Züge fielen auf der Strecke zwischen Dortmund und Münster oder Enschede aus. Nach unserem ersten Bericht meldete sich unter anderem ein Leser, der seinem Ärger nicht nur wegen vergangener Woche Luft machte.

Aus Ärger zurück ins Auto

„Ich pendle eigentlich gerne mit der Bahn aus Lünen nach Dortmund. Aber seit vergangener Woche bin ich wieder mit dem Auto unterwegs, weil ich mir den Ärger ersparen will“, sagt Benjamin Schulz gegenüber unserer Redatkion.

Das Problem mit Verspätungen und Ausfällen bestehe ja nicht erst seit ein paar Tagen, auch wenn die Tage schon extrem gewesen seien. Die hohen Temperaturen zwangen die Weichen auf der Strecke in die Knie, weshalb in der Folge zeitweise kein Zug mehr verkehrte.

„Was mich am meisten ärgert, ist, dass man am Bahnsteig steht und dann nicht mal über die Probleme informiert wird. So hat man immer die Sorge, am Bahnhof hängen zu bleiben und nicht weiterzukommen“, sagt Schulz.

Anne Zimmermann, stellvertretende Pressesprecherin des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), kann den Ärger verstehen:

„In den letzten Wochen gab es an verschiedenen Stellen Probleme mit der Kommunikation, das ist uns bewusst und auch aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend.“

Der NWL ist für die Verkehrsabwicklung auf der Strecke verantwortlich und beauftragt dabei unter anderem die Eurobahn mit der Beförderung.

Einmal mehr setzen viele Pendler die Hoffnung darauf, dass die Deutsche Bahn und die Eurobahn ihre Probleme mit Verspätungen und Zugausfällen in den Griff bekommen.

Einmal mehr setzen viele Pendler die Hoffnung darauf, dass die Deutsche Bahn und die Eurobahn ihre Probleme mit Verspätungen und Zugausfällen in den Griff bekommen. © Beate Rottgardt (A)

Bahn treibt Modernisierung voran

Für die Weichen und die Infrastruktur auf der Strecke ist jedoch die Deutsche Bahn zuständig, die auf Nachfrage unserer Redaktion durch eine Bahnsprecherin reagiert:

„Die aktuelle Qualität im Personenverkehr entspricht ganz klar nicht unserem Anspruch – nicht nur bezogen auf die Strecke Dortmund - Münster/Enschede. Sie resultiert im Kern aus einem Kapazitäts- und Überalterungsproblem in der Infrastruktur. Um die Modernisierung voranzutreiben, wird auf Rekordniveau gebaut. Doch Baustellen kosten zusätzliche Kapazität. Es wird noch voller auf den Strecken und die Züge stehen im Stau.“

Gleichzeitig verweist die Bahn auf ihr laufendes Zwei-Milliarden-Euro-Projekt, die allein in NRW für die Modernisierung der Infrastruktur investiert werden.

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Zimmermann verdeutlicht die Probleme aus Sicht des NWL dann noch einmal. „Wir haben natürlich aktuell in allen Bereichen mit zwei entscheidenden Punkten zu kämpfen. Einmal mit der Fahrzeugverfügbarkeit, da uns unter anderem wegen Lieferproblemen Material für Instandhaltung der Wagen fehlt. Das andere sind die hohen Krankheitsstände und die Urlaubszeit, die ja derzeit eine Vielzahl an Unternehmen trifft.“

Eurobahn in der Pflicht

Gleichzeitig nimmt sie aber auch die Eurobahn als Auftragnehmer des NWL in die Pflicht. „Klar ist aber: Wir sind als Auftraggeber nicht zufrieden mit dem aktuellen Zustand. Gleichzeitig sind die Handlungsmöglichkeiten aber begrenzt. Nicht erbrachte Leistungen werden von uns natürlich nicht bezahlt, insgesamt bestehen wir dennoch auf die Erfüllung der vereinbarten Bedingungen.“

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Gezahlt hat auch Benjamin Schulz - und zwar dank der Probleme nicht nur sein Bahnticket. „Zwei Mal habe ich für ein Taxi von Lünen nach Dortmund und zurück 35 Euro bezahlt. Mit Informationen hätte ich wenigstens umplanen können“, hofft er mit zahlreichen anderen Pendlern auf baldige Besserung der Situation.