
© Martin von Braunschweig
Unzählige Straftaten: Muss ein 49-jähriger Lüner in die Psychiatrie?
Prozessauftakt in Dortmund
Einem 49-jährigen Lüner droht die unbefristete Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik. Was der Staatsanwalt am Mittwoch vor Gericht verliest, ist rekordverdächtig.
Diebstahl und Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Widerstand gegen die Polizei: Der Angeklagte soll in den vergangenen zwei Jahren gegen zahlreiche Strafgesetze verstoßen haben.
Insgesamt 17 Anklageschriften musste der Staatsanwalt am Mittwoch zu Prozessbeginn vor dem Dortmunder Landgericht verlesen. In seiner Behörde selbst hatte man wohl offenbar zuvor schon den Überblick verloren. Der Sitzungsvertreter hatte nämlich nur 14 Anklagen in seiner Akte und musste sich die drei übrigen von den Richtern der 32. Strafkammer ausleihen.
Amtsgericht gab Verfahren ab
Schon einmal hatte es am Amtsgericht einen Prozess gegen den 49-Jährigen gegeben. Weil man dort jedoch nicht ausschließen wollte, dass der Lüner psychisch krank ist, wurde das Verfahren an das Landgericht abgegeben. Nur dort könnte eine Einweisung in die Psychiatrie ausgesprochen werden.
Bis dahin ist es allerdings noch ein ziemlich weiter Weg. Denn, um den Mann dauerhaft einzusperren und sozusagen zwangszubehandeln, müsste man feststellen, dass er für die Allgemeinheit gefährlich ist. Ladendiebstähle und Sachbeschädigungen taugen jedoch für die Feststellung einer Gefährlichkeit nicht. Vielmehr geht es um tätliche Angriffe auf andere Personen.
Von diesen soll sich der Lüner in den vergangenen zwei Jahren drei geleistet haben. Als die Polizei ihn im Januar 2019 nach einem Faustschlag gegen seinen Bruder überwältigen wollte, soll er sich mit Händen und Füßen gewehrt und körperlichen Widerstand geleistet haben.
Im März 2019 folgte dann laut Staatsanwalt der nächste Angriff - diesmal auf einen Ladendetektiv. Der Zeuge soll den Angeklagten bei einem Diebstahl von Lebensmitteln erwischt und anschließend aufgefordert haben, stehenzubleiben. Die Folge: Angeblich wehrte sich der Angeklagte mit einer Serie von Faustschlägen, die seinem Gegenüber sogar die Nase brachen.
Opfer erlitt Nasenbeinbruch
Wenige Tage später soll es dann erneut zu einer Auseinandersetzung mit einem anderen Menschen gekommen sein. Opfer wurde in diesem Fall offenbar ein Rettungssanitäter, der die Aufgabe bekommen hatte, den psychisch auffälligen Lüner in die LWL-Klinik nach Aplerbeck zu fahren.
In dem Fahrzeug soll sich der 49-Jährige massiv gewehrt haben und auch verbal ausfallend geworden sein. Angeblicher negativer Höhepunkt: Der Mann spuckte in Richtung des Helfers und traf ihn am Hinterkopf.
An die meisten dieser Taten kann sich der Lüner allerdings nicht mehr erinnern. „Das ist alles lange her“, sagte er am Mittwoch. Der Prozess wird fortgesetzt.