Ulrike Trümper: „Ich will nicht, dass uns Rentnerinnen ihr letztes Geld bringen“
Unnaer Tafel
Wie soll die Tafel Unna mit ihren leeren Regalen und der gleichzeitig wachsenden Zahl von Bedürftigen umgehen? Die Antwort könnten Gutscheine sein, doch dafür braucht es mehr Geldspenden.
Wie wichtig die Arbeit der Tafel Unna ist, ist unbestritten. Verantwortliche in Verwaltungen, Politik und Wirtschaft loben immer wieder die Arbeit des Vereins, der den Menschen hilft, die am Existenzminimum leben. Menschen, die sich keine Extras leisten können und jeden Cent mehrfach umdrehen müssen.
Dass es den Tafeln schlecht geht und sogar ein Sterben von Tafeln überall im Bundesgebiet nicht ausgeschlossen ist, hatte die Vorsitzende der Unnaer Tafel, Ulrike Trümper, zuletzt bereits erklärt. Immer weniger Ware kommt bei der Unnaer Tafel an, zugleich steigt die Zahl der Menschen, die die Hilfe der Tafel in Anspruch nehmen wollen und müssen.
Ulrike Trümper sprich von 20 bis 30 Anrufen pro Tag. Die Sorgen sind immer dieselben: „Ich weiß nicht mehr weiter, ich brauche Hilfe. Kann ich bei der Tafel Hilfe bekommen?“ Die Antwort, die die Unnaer Tafel geben muss, ist für Bedürftige ernüchternd: „Nein, neue Tafel-Kunden können im Moment nicht aufgenommen werden.“ Es sind 2500 Menschen, die an den neun Ausgabestellen im Kreis Unna einkaufsberechtigt sind. Mehr geht nicht – erst recht nicht in der aktuell angespannten Situation.
Keine Wartelisten: Hilfesuchende müssen vertröstet werden
„Wir führen auch keine Wartelisten“, erklärt Ulrike Trümper. Stattdessen müssen Hilfesuchende vertröstet werden, auf die Zeit nach den Sommerferien, denn die Ferienzeit ist für die Tafeln ohnehin eine schwierige. Die Unnaer Tafel legt den Fokus stattdessen auf die Menschen, die bereits jetzt ihre Kunden sind. „Wenn wir nicht genug Ware haben, macht es auch keinen Sinn, die Menschen für wenige Dinge in den Taschen kommen zu lassen“, sagt Tafel-Vorstandsmitglied Roland Lutz. Er und das übrige Tafel-Team hoffen Tag für Tag auf die Wende – auf Autos, die wieder gut gefüllt am Tafel-Laden in Unna-Königsborn ankommen.
Trümper sieht die Supermärkte und Discounter, „die in der Corona-Zeit ja durchaus gut verdient haben“, in einer sozialen Verantwortung. Dass die Tafeln ausbaden müssten, dass die Politik nicht die passenden Rahmenbedingungen schafft, ärgert sie zudem.
Gutscheine könnten Betroffenen helfen
Doch die Tafel wäre nicht die Tafel, würde sie nicht nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Eine könnte sein, dass die Tafel ihren Kunden Lebensmittelgutscheine ausstellt, die diese dann in den Märkten einlösen können. Dafür allerdings braucht die Tafel finanzielle Unterstützung. Und die kann für Trümper nicht von denen kommen, die selbst wenig haben. „Es kann nicht sein, dass uns eine Seniorin am Monatsende ihr letztes Geld bringt. Das will ich nicht“, berichtet sie von rührenden Momenten. Die Tafel hofft vor allem auf die Unterstützung aus der Wirtschaft und von besser situierten Haushalten.
So kam es gerade recht, als Trümper zu einer Spendenübergabe nach Kamen eingeladen wurde. Der schwedische Möbelhändler Ikea überreichte ihr einen symbolischen Scheck über 1.739,05 Euro. Das Geld stammt aus der Card Swipe Aktion, bei der der Einrichtungsmarkt in Kamen für jede an der Kasse durchgezogene Ikea Family-Karte einen Cent spendet und durch die am Bistro platzierten Spendendosen. Der Erlös aus der Card Swipe Aktion betrug 816,82 Euro, in den Spendendosen waren 922,23 Euro.

Mit einer Spende unterstützt der schwedische Möbelriese Ikea am Standort in Kamen die Unnaer Tafel. Diese wird Lebensmittelgutscheine kaufen. Das Bild zeigt (v.l.) Ikea-Restaurantchef Patrick Czulak, Melanie Wenzel (Marketing Ikea Kamen), Ulrike Trümper (Leiterin Unnaer Tafel) und Jutta Iskalla, Einrichtungshauschefin Ikea in Kamen. © IKEA
Der überwiegende Teil kommt also von den Kunden des Möbelhauses. Ikea Kamen unterstützt die Tafel nach eigener Bekundung seit einigen Jahren vereinzelt mit Geld-, Lebensmittel- oder auch Sachspenden. Damit die Unnaer Tafel ihre bedürftigen Kunden zuverlässig unterstützen kann, ist sie allerdings auf zusätzliche Einnahmen angewiesen.
Bürgerverein lädt Ehrenamtliche ein
Seine Wertschätzung der Arbeit der Unnaer Tafel zeigte am Wochenende der Bürgerverein Alte Heide aus Unna. Er lud die Ehrenamtlichen zu einem Danke-Grillen in seinen Biergarten am Bürgerhaus „BB“ ein.