Überraschende Personalentscheidung Jürgen Schäfer aus Werne wird leitender Pfarrer in Lünen

Überraschung: Jürgen Schäfer aus Werne wird leitender Pfarrer in Lünen
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Als Michael Mombauer im Herbst 2022 dem Bistum Münster mitteilte, von Lünen nach Greven wechseln zu wollen, begann die Suche: Wer will der neue leitende Pfarrer in St. Marien werden, der katholischen Pfarrei nördlich der Lippe in Lünen mit ihren rund 10.000 Gemeindemitgliedern? Das erhoffte schnelle Ergebnis blieb aus. Nachdem Mombauer Anfang Februar in Lünen seinen letzten Gottesdienst gefeiert hat, ist die Stelle unbesetzt: ein chronischer Zustand, der im September abgestellt werden werde, wie einer kirchliche Pressemitteilung am Freitagabend (11. 8.) überraschend zu entnehmen war. Der Absender: die katholische Kirchengemeinde St. Christophorus aus Lünens kleinerer Nachbarstadt Werne.

„Künftig wird Jürgen Schäfer, Pfarrdechant in St. Christophorus in Werne, als leitender Pfarrer zusätzlich in der Pfarrei tätig“, heißt es in dem Schreiben. Wie der 56-Jährige zu seiner bestehenden Vollzeitstelle die zusätzliche Aufgabe schultern soll?

Dafür gibt es in der Pressemitteilung, die nach 18 Uhr verschickt wurde - also zu einer Zeit, als die Pressestelle des Bistums für Fragen nicht mehr zur Verfügung stand - keine Antwort, aber zumindest einen Hinweis: „Der dauerhafte Einsatz eines weiteren Priesters“ sei „vorgesehen“. Wer wann das Lüner Seelsorgeteam - zwei Pastoralreferenten, zwei Krankenhausseelsorger und als bislang einziger verbliebener Priester Klaus Lunemann (66) - entlasten wird, ist noch offen.

Dechant Claus Themann, Ulrich Fischer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Pfarrdechant Jürgen Schäfer sowie Dr. Matthias Laarmann, Vorsitzender des Pfarreirats (von links) freuen sich, dass die Zeit der Vakanz im September beendet sein wird.
Dechant Claus Themann, Ulrich Fischer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Pfarrdechant Jürgen Schäfer sowie Dr. Matthias Laarmann, Vorsitzender des Pfarreirats (von links) freuen sich, dass die Zeit der Vakanz im September beendet sein wird. © Matthias Mamot

Weitere offene Stelle

Aktuell meldet die Hauptabteilung Seelsorge-Personal des Bistums Münster sieben offene Priester-Stellen. Die Zahl der in Frage kommenden Bewerber sinkt dabei kontinuierlich. Zum ersten Mal in der 1220-jährigen Geschichte des Bistums Münster werden in Münster 2023 und 2024 keine Priester geweiht. 2022 hatten gerade einmal drei Männer die Weihe erhalten.

Der Priestermangel setzt der katholischen Kirche schon seit Jahren zusammen mit der anhaltenden Welle an Kirchenaustritten, den schwindenden finanziellen Ressourcen und der allgemeinen Glaubenskrise zu. Darauf hat das Bistum Münster inzwischen mit einem neuen Strukturmodell geantwortet, das in Lünen schon früher mit Leben gefüllt werden muss als bisher geplant.

Cappenberg wechselt anders

Die Lösung für Lünen nehme bereits den zukünftigen Pastoralen Raum in den Blick, sagte Matthias Mamot, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge Personal im Bischöflichen Generalvikariat Münster, als er am Mittwoch (9. 8.) Mitgliedern des Kirchenvorstandes und des Pfarreirates die Personalentscheidung mitteilten. Seit Ende Mai 2023 ist es beschlossene Sache, dass die derzeit 207 Pfarreien ab Januar nächsten Jahres 45 sogenannte Pastorale Räume bilden werden: Zusammenschlüsse von weiterhin eigenständigen Gemeinden, die allerdings von einem Team geleitet werden.

Pfarrer Michael Mombauer hatte Lünen im Februar 2023 verlassen.
Pfarrer Michael Mombauer hatte Lünen im Februar 2023 verlassen. © Sylvia vom Hofe

Darin sollen sowohl Priester, hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger, Verwaltungsexperten als auch Ehrenamtliche tätig sein. Viele Detailfragen sind zurzeit bistumsweit noch offen. Bischof Felix Genn hatte Antworten bis Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Lünen (St. Marien), Werne (St. Christophorus) und Cappenberg (St. Johannes Evangelist) könnten Modellcharakter haben.

Dort steht die Bildung eines gemeinsamen Seeslsorgeteams bereits jetzt an, wie Mamot sagte. Eine Herausforderung, auf die sich Jürgen Schäfer laut bischöflicher Pressemitteilung freut. „Ich blicke sehr zuversichtlich auf die kommenden Herausforderungen. Insbesondere die Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Seelsorgeteam ist dabei für mich von großer Bedeutung.“ Nach den Informationen stimmten die anwesenden Mitglieder der Gremien der vorgestellten Pfarreileitung und der Bildung eines gemeinsamen Seelsorgeteams zu. Gemeinsam verabredeten sie, dass der Übergang in die neue Pfarreileitung im September umgesetzt werden soll.

Die St.-Marien-Kirche in Lünen. Die Gemeinde, zu der auch noch drei weitere Kirchen gehören, suchte lange einen neuen Pfarrer.
Die St.-Marien-Kirche in Lünen. Die Gemeinde, zu der auch noch drei weitere Kirchen gehören, suchte lange einen neuen Pfarrer. © Peter Adam

Claus Themann wird dann nicht mehr mit am Tisch sitzen. Der Pfarrer von Selm (St. Ludger) und Dechant des Dekanats Werne (mit Selm, dem nördlichen Teil von Lünen und Werne) hatte seit Mombauers Wechsel die Pfarrverwaltung in St. Marien Lünen übernommen. Als es um die Bildung der neuen Pastoralen Räume ging, hatte er sich aber klar gegen einen Zusammenschluss der drei Städte mit ihren vier Kirchengemeinden ausgesprochen, wie es der Vorschlag des Bistums war. Statt dessen hatte er mit dem Selmer Seelsorgeteam vorgeschlagen, dass Selm ohne Cappenberg mit Nordkirchen, Olfen, Lüdinghausen und Senden zusammengehen soll: ein Votum, dem der Diözesanrat und Bischof Genn trotz einiger Proteste gefolgt waren.

Auf das neue Leitungsteam des Pastoralen Raums Lünen-Cappenberg-Werne werden Herausforderungen zukommen - nicht nur angesichts der neuen Struktur. Michael Mombauer hatte vor seinem Wechsel auf ungelöste Probleme hingewiesen in St. Marien. Alle vier Kirchorte, davon war er überzeugt, werde es künftig nicht mehr geben können, Er hielt den Verbleib von zweien für wahrscheinlich. Ein Immobilienkonzept aufzustellen, das das näher beleuchten könnte, war ihm nicht gelungen. Wie schwierig das ist und wie es doch gelingen kann, weiß Jürgen Schäfer. Die Kirche St. Konrad ist bereits abgerissen, St. Johannes wird folgen.

Pfarrer Claus Themann und die Gemeinde St. Ludger Selm gehen andere Wege.
Pfarrer Claus Themann und die Gemeinde St. Ludger Selm gehen andere Wege. © Beate Dorn

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