Trotz nachgewiesener Infektion: „Alle unsere Lollitests waren negativ!“

Coronavirus

Björn Braun hat mit seiner Familie erlebt, was viele Menschen berichten: Lollitests zeigten nachgewiesene Corona-Infektionen nicht an. Das Verhalten des Ministeriums findet Braun „skandalös“.

von Dirk Becker

Kreis Unna

, 10.02.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Björn Brauns Familie hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Sämtliche Lollitests zeigten allerdings gleichzeitig negative Ergebnisse an.

Björn Brauns Familie hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Sämtliche Lollitests zeigten allerdings gleichzeitig negative Ergebnisse an. © Fotos: dpa/privat; Montage: Marcel Drawe

Seit Wochen häufen sich Berichte über nicht funktionierende Lollitests. Nachdem eine junge Mutter von ihren negativen Erfahrungen mit den Tests für ihre Tochter berichtet hatte, meldete sich auch das für Kitas zuständige NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration zu Wort. Die Botschaft hieß Ende Januar: Alle Tests, die auf dem Markt sind, funktionieren. Sie stünden auf einer Positivliste des Paul-Ehrlich-Instituts.

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Wenn das Ministerium damit verunsicherte Eltern beruhigen wollte, so ist das ganz offensichtlich misslungen. In unserer Redaktion meldeten sich auf verschiedenen Wegen seither viele weitere Eltern. Alle erklärten, die Lollitests zeigten eine Infektion mit dem Coronavirus nicht zuverlässig an.

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Betroffener Vater kennt auch die Kita-Perspektive

Einer dieser Menschen mit negativen Erfahrungen ist Björn Braun aus Unna. Er ist selbst Erzieher und Sozialarbeiter, kennt die Arbeit in Kita und Jugendzentrum und ist zur Zeit in Elternzeit. „Ich bin aber selbst auch Vater zweier Kinder und habe viele Freunde in anderen Kitas und sozialen Einrichtungen“, sagt er. Ausnahmslos alle schilderten ihm demnach bei den Tests die Probleme, die auch die Mutter hatte, über die wir zuerst berichteten.

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„Nun kamen wir in den ,Genuss‘, eine kleine Studie an uns selbst zu Hause durchzuführen, da wir leider positiv wurden“, berichtet Björn Braun. Alle vier Familienmitglieder waren positiv – nachgewiesen durch PCR- und Nasenselbsttests.

„Wir konnten alle täglich Lollitests machen und hatten 14 negative Ergebnisse an jedem Tag der Quarantäne und darüber hinaus“, berichtet der junge Vater. Das wirklich Schockierende für ihn: Jeder Vergleichstest mit Nasenabstrichen brachte positive Ergebnisse.

Auch Lollitest aus Testzentrum funktioniert nicht

„Selbst der Lollitest bei meiner Tochter aus dem Testzentrum in Iserlohn war negativ, obwohl sie am nächsten Tag in einem anderen Testzentrum mit Verwendung der Nasentests positiv war“, sagt Braun.

Er setzt sich nun vehement dafür ein, dass die Kita-Eltern und seine Freunde die Lollitests in der Nase verwenden: „Denn dabei funktionierten sie ja nachweislich gut.“

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Mit dem Landesministerium geht der Unnaer Familienvater indes hart ins Gericht: „Ich finde es skandalös, wie das Ministerium die eigenen Erfahrungen von Eltern abtut, als wäre diese Erfahrung nicht real.“

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