Wen schickt die Lüner SPD 2021 ins Rennen um den Bundestag? Das bisherige Verhalten einiger Ortsvereine sorgt intern offenbar für Kritik.

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Thews oder Scholle? Ortsverein kritisiert Verhalten einiger SPD-Mitglieder

rnBundestagswahl 2021

Die Kür des SPD-Kandidaten für die Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis Hamm-Unna II beschäftigt die Lüner Sozialdemokraten. Dabei gibt es offenbar durchaus unterschiedliche Auffassungen.

Lünen

, 25.12.2020, 19:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zum Wesen der Demokratie gehört es, dass man die Wahl hat - so gesehen dürfte Thilo Scholles (40) Entscheidung, neben Michael Thews (56) als Kandidat der SPD für den Wahlkreis 145 (Hamm-Unna II) anzutreten, ganz im Sinne eines Demokraten gewesen sein.

Kaum war die Kandidatur bekannt, beeilten sich allerdings einige Ortsverbände, vor allem Michael Thews ihre Unterstützung zuzusichern. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Delegierten auf dem Parteitag der Lüner SPD, der ursprünglich für den 6. Januar geplant war, unabhängig entscheiden können, wen sie als Kandidaten nominieren. Eigentlich.

Mit dem Ortsverein SPD Lünen-Nord hat nun der erste Teilverband erklärt, keine Empfehlung abgeben zu wollen. „Die Mitglieder unseres Ortsvereins haben sich jetzt beide Bewerber angehört und haben die Freiheit sich auf dem kommenden Parteitag für einen der beiden Bewerber zu entscheiden“, schreibt OV-Vorsitzender Ferhat Aydin auf Facebook.

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Auch Nachfrage unserer Redaktion ergänzt Aydin: „Es ist weder in der Satzung vorgeschrieben noch Tradition in der SPD, dass Ortsvereine sich hinter bestimmte Kandidaten stellen.“ Das Ganze erinnere ihn an das System der Wahlmänner in den USA, die den Präsidenten bestimmen. „Das passt doch wirklich nicht zu uns.“

In digitalen Veranstaltungen hätten sich alle Mitglieder ihr eigenes Bild der Kandidaten machen können. Auch Aydin selbst hat zugehört. „Bei Thilo Scholle gefiel mir, dass er als Politiker-Vorbild Heinrich Bußmann genannt hat - es ist gut, wenn man als Wahlkreiskandidat die Politik tatsächlich auf diese Ebene runterbrechen kann.“ Thews habe Helmut Schmidt als Vorbild genannt - eine Wahl, die übrigens auch Ferhat Aydin getroffen hätte. „Auf die Idee eines lokalen Politikers wäre ich nicht gekommen.“

Thews habe hingegen stärker reagiert, als die Frage nach einer möglichen Kandidatur auf dem Bezirksparteitag in Hamm aufkam. Dort wird die endgültige Entscheidung gefällt, wen die SPD für den Wahlkreis ins Rennen schickt - es wäre also auch möglich, dass beide Lüner Kandidaten unabhängig vom Ergebnis des Lüner Parteitags dort erneut ihren Hut in den Ring werfen. „Konkret wurde hier keiner der beiden, aber es zeigte sich, das Michael Thews da etwas gefestigter ist.“

Jusos entscheiden sich gegen jungen Kandidaten

Eine konkrete Empfehlung gibt Aydin genau wie sein Ortsverein nicht ab. Umso überraschter war der Vorsitzende, dass nur einen Tag vorher die Jusos per Pressemitteilung ihre Unterstützung für Michael Thews kundtaten. „Der Ortsverein Lünen-Nord hat die meisten Juso-Mitglieder aller Ortsvereine, weshalb wir übrigens demnächst eine Juso-Arbeitsgruppe gründen wollen“, so Aydin. Er könne sich nicht vorstellen, dass alle Jusos diese Entscheidung mittragen. „Aber da ich kein Juso bin, weiß ich natürlich nicht, wie das gelaufen ist.“

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Das wiederum weiß Nina Kotissek, die Vorsitzende des Juso-Stadtverbandes ist. „Es gab eine Sitzung, an der insgesamt acht Leute teilgenommen haben. Die Teilnehmer haben sich einstimmig für Michael Thews ausgesprochen“, erklärt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Jeder bei den Jusos habe den Termin gekannt. „Aber wer nicht dabei ist, kann natürlich nicht mitreden.“

Die Jusos selbst stellen auf dem Parteitag in Lünen keine Delegierten, die Unterstützung für Michael Thews ist also eher symbolischer Natur. Dass die jungen Sozialdemokraten sich nicht für den jüngeren Kandidaten aussprechen, überrascht zwar. Doch laut Kotissek habe Thews in SPD-internen Vorstellungsrunden vor allem mit seinem Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft die Jungsozialisten überzeugt: „Sein jahrelanges Engagement macht ihn authentisch und einen Kämpfer für diese wichtigen Themen wollen wir unbedingt im Bundestag behalten.“