
© Scholle
Konkurrenz für Thews: Thilo Scholle (40) aus Lünen will in den Bundestag
SPD zur Bundestagswahl
Vor vier Jahren stand früh fest, dass Michael Thews der SPD-Kandidat für die Wahl zum Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis wird. Jetzt gibt es Konkurrenz: Thilo Scholle, ebenfalls aus Lünen.
Es sei ein normales, kollegiales Verhältnis, das er zu Michael Thews habe, sagt Thilo Scholle. Scholle aber möchte bei Bundestagswahl an Thews‘ Stelle in den Bundestag einziehen. „Mir geht es um die Frage: Was könnte man besser machen?“, sagt Scholle. Er ist 40 Jahre alt, in Werne geboren, in Lünen aufgewachsen, studierter Jurist (Münster und Paris), der momentan als Referent in einer Denkfabrik beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales arbeitet.
Mit „besser machen“ meint Scholle vor allem, den Wahlkreis wieder mehr zu politisieren, hier wieder mehr über politische Themen zu diskutieren und vor allem: die SPD wieder zum ersten Ansprechpartner für die Menschen zu machen: „Der MdB soll ein Motor politischer Debatten sein“, sagt er.
Kritiker der Agenda 2010
Sein Konkurrent Michael Thews sieht sich „eher als Vertreter der Realpolitik“, Scholle sieht sich „als Vertreter linker Regierungspolitik“, wie er sagt. Er ist beispielswiese für die Einführung einer Vermögenssteuer, für die Erhöhung der Erbschaftssteuer: „Aber das ist in der Sozialdemokratie eigentlich mittlerweile Konsens.“ Scholle ist auch seit jeher Kritiker der Agenda 2010 gewesen. Die Frage „Thews oder Scholle?“ sei am Ende aber keine Frage nach rechts oder links, stellt er klar. „Das ist nicht mein Zugriff. Ich meine: Die Sozialdemokratie hat ein ernsthaftes Problem mit der eigenen Verankerung in der Stadtgesellschaft. Da will ich ansetzen.“
Die letzten zehn Jahre war Scholle im Regierungsapparat tätig, erst in Düsseldorf, dann in Berlin. „Das war eine komfortable Situation“, sagt Scholle, auch, weil man an diesen Positionen weniger exponiert. „Wenn man etwas gestalten will, muss man aber auch raus aus der Komfortzone“, sagt Scholle - und genau das wolle er als Abgeordneter: „Wieder stärker ins Handgemenge gehen“, nennt er das. Dort würde er auch nicht bei 0 anfangen, schließlich habe er über die Jahre ein Netzwerk aufgebaut.
Demokratische Lösung finden
Die Themen Arbeit, Soziales, Integration, Familien und Wohnen seien ihm persönlich wichtig, dort würde er als Abgeordneter seine Schwerpunkte setzen.
Anders als sein Konkurrent Michael Thews muss Scholle sich aber erstmal vorstellen. „Die Menschen im Wahlkreis kennen mich, wissen, welche Politik ich mache und wofür ich stehe“, sagt Diplom-Chemieingenieur Thews dazu. Und zu Scholles Kandidatur: „Wir leben in einer Demokratie, man muss immer damit rechnen, dass es um ein Amt mehr als einen Bewerber gibt. Das halte ich für legitim.“ Jetzt gelte es, für diese Auswahl eben eine demokratische Lösung zu finden, meint der 56-Jährige.

Michael Thews ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter für Wahlkreis Hamm, Lünen, Selm und Werne. © SPD
Dazu werde es wahrscheinlich in Lünen zwei Vorstellungsrunden geben, sagt Norbert Janßen, SPD-Stadtverbandsvorsitzender in Lünen. Das sei in der Corona-Pandemie allerdings noch nicht so einfach zu sagen. Möglich sei, das durch Online-Streams zu begleiten oder sogar komplett auf die digitale Variante zu setzen. Dann müsse ein Parteitag entscheiden, wen die Lüner SPD ins Rennen schickt. Und ganz am Ende wird eine Delegiertenkonferenz der Unterbezirke Hamm und Unna den Kandidaten bestimmen. Der Wahlkreis besteht schließlich aus Lünen, Selm, Werne und Hamm.
Ein Kandidat könne natürlich auch unabhängig von der Lüner Entscheidung erklären, dass er sich bei der Delegiertenkonferenz zur Wahl stellt. Die werde wohl Ende Januar stattfinden. Unabhängig von Vorstellung und Abstimmung hat sich Thews‘ Heimat-Ortsverein in Brambauer schon für dessen erneute Kandidatur ausgesprochen. Am Ende, das betonen Scholle und Thews, sei natürlich das Ziel, als SPD-Kandidat auch das Direktmandat für den Einzug in den Bundestag zu erringen. Thews ist das zwei Mal gelungen - wer 2021 die Chance bekommt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Die Bundestagswahl ist noch nicht genau terminiert. Fest steht, dass sie im Herbst 2021 stattfindet.
Gebürtiger und auch immer noch dort lebender Dortmunder. Der der Stadt Lünen aus der „Außensicht“ viel abgewinnen kann – und doch immer wieder erstaunt ist, wie manches hier so läuft. Lieblingsthemen: Politik, Wirtschaft, Soziales.
