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Michael Thews oder Thilo Scholle: SPD in Lünen hat am 6. Januar die Wahl
Bundestagskandidatur
Gleich zwei Lüner möchten 2021 für die SPD als Bundestagskandidat im Wahlkreis Hamm-Unna II antreten: Michael Thews und Thilo Scholle. Beide stellten sich nun den Lüner Genossen vor.
Agenda-Kritiker gegen Realpolitiker: So könnte man das Duell zwischen Michael Thews und Thilo Scholle beschreiben. Der eine, Thews, ist seit 2013 Bundestagsmitglied für die SPD, hat zweimal hintereinander den Wahlkreis Hamm-Unna II (neben Hamm die Städte Lünen, Selm und Werne) gewonnen. Der andere, Scholle, ist derzeit Referent im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, will 2021 aber in den Bundestag.
Nach der Bekanntgabe von Scholles Kandidatur schlugen sich die Ortsvereine, in denen beide Mitglied sind, auf deren jeweilige Seite: Die SPD in Brambauer erklärte zuerst, dass sie Michael Thews als Kandidaten für den Wahlkreis 145 vorschlagen würde; einige Tage später folgte der Gegenvorschlag der SPD Osterfeld, die sich für Thilo Scholle aussprach. Im November schlug sich der Ortsverband Lünen-Stadt auf die Seite von Thews.

Seit 2013 für die SPD im Bundestag: Michael Thews. © Buttermilch (A)
Für den Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes Norbert Janßen ein normaler Vorgang: „Natürlich haben die Ortsvereine das Recht, sich für einen Kandidaten auszusprechen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das nimmt man dann zur Kenntnis. Was die Diskussion und die Entscheidungsfindung angeht, sorgt der Stadtverband für einen neutralen Verlauf.“
Digitale Vorstellungsrunde ohne Applaus
Dieser Verlauf sah in dieser Woche so aus, dass sich beide Kandidaten jeweils eineinhalb Stunden lang den Lüner Genossinnen und Genossen vorstellten - Corona-konform natürlich per Video-Schalte. „Dabei haben sie natürlich diverse Fragen beantwortet“, so Janßen. Beide Veranstaltungen seien von den SPD-Mitgliedern sehr gut angenommen worden, im Gegensatz zu einer „realen“ Versammlung lasse sich aber aus den Chats kein Stimmungsbild ableiten: „Es gab ja keinen Applaus oder so.“

Thilo Scholle will 2021 anstelle von Michael Thews für die SPD in den Bundestag einziehen. © Scholle
Bei seiner Kandidatur hatte Thilo Scholle erklärt, dass er sich selbst als „Vertreter linker Regierungspolitik“ sehe und die Bevölkerung vor Ort wieder stärker zu politischen Debatten motivieren möchte, als es seiner Meinung nach unter dem aktuellen Bundestagsvertreter Thews der Fall ist.
Der Mandatsträger setzt hingegen auf seinen Bekanntheitsgrad: „Die Menschen im Wahlkreis kennen mich. Sie wissen, welche Politik ich mache und wofür ich stehe“, erklärte er im Gespräch mit unserer Redaktion Ende Oktober. Dass es nun einen weiteren Bewerber für sein Mandat gibt, sieht Thews als legitim an: „Damit muss man in einer Demokratie rechnen.“
Norbert Janßen kündigt unterdessen an, dass die Lüner Genossinnen und Genossen auf einem Parteitag am 6. Januar darüber abstimmen werden, welcher der beiden Kandidaten ins Rennen geschickt wird - wobei die endgültige Entscheidung dann die Delegiertenversammlung für Hamm und den Kreis Unna treffen wird.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
