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Zeynep: Diese Lünerin heißt wie das Sturmtief - und hat einen Wunsch
Wetter
Das Sturmtief „Zeynep“ fegt am Freitag durchs Land. Das beschert der Lünerin Zeynep Kartal viele Sprüche von Freunden und Bekannten. Sie hofft, dass sich durch die Aufmerksamkeit etwas ändert.
Sie hatte schon damit gerechnet, dass sie auf das Sturmtief angesprochen wird, das ihren Vornamen trägt. Und die Erwartungen von Zeynep Kartal, Pressesprecherin des Multikulturellen Forums Lünen, wurden erfüllt. „Alle aus dem Bekanntenkreis, die am Wochenende etwas vorhaben, haben mich darauf angesprochen, dass sie jetzt wegen mir vorsichtig sein werden.“
Einer ihrer ersten Gedanken, als sie erfuhr, dass das Sturmtief ihren Namen trägt, war jedoch: „Jetzt weiß wieder keiner, wie man den Namen richtig ausspricht.“ Und das ist für sie ein Armutszeugnis. „Wir haben leider in Deutschland die Kultur, dass unterschiedliche Sprachen unterschiedliche Wertigkeiten haben. Wir wollen alle Bruschetta unbedingt richtig aussprechen oder die Namen von englischen Sängern und Sportlern, aber wenn es um Namen aus Sprachen geht, die mit Migrations- oder Fluchthintergrund zu tun haben, gibt man sich keine Mühe.“
Weit verbreiteter Vorname
Zeynep ist im türkischen und arabischen Raum ein sehr weit verbreiteter weiblicher Vorname, den es auch in verschiedenen Schreibweisen gibt. „Der Ursprung ist ein arabischer Name, den es auch in türkischer Schreibweise gibt. Denn nicht alle Türken sprechen Arabisch, genauso wie auch nicht alle Deutschen Latein beherrschen“, sagt sie.
Ihr Vater hat ihr einmal erklärt, der Name bedeute „wertvolle Edelsteine“. „Ich hab aber auch gehört, dass eine arabische Wüstenpflanze einen ähnlichen Namen hat und dass es auch eine Zeynep im Koran gibt, die zur Prophetenfamilie gehörte.“ Und es gab eine Herrscherin in Palmyra, der syrischen Oasenstadt, die in Rom gestorben ist und die den Namen in anderer Schreibweise trug.
„Hat etwas mit Wertschätzung zu tun“
Zeynep Kartal, die seit vielen Jahren beim Multikulturellen Forum tätig ist, fragt sich, warum entweder in den Nachrichtenredaktionen von Radio und Fernsehen offenbar keine Mitarbeiter mit türkischen Wurzeln arbeiten, die auf die richtige Aussprache des Vornamens achten oder „warum sich dann niemand kurz Zeit nimmt, um sich im Internet über die Aussprache zu informieren.“
Das ärgert sie, nicht weil es ihren Namen betrifft, sondern weil „das Ganze etwas mit Wertschätzung zu tun hat“. Der Name wird nicht etwa mit hartem Z, sondern mit stimmhaftem S ausgesprochen und auch das ey nicht etwa wie „ei“ sondern wie ein langes „e“.
Die Namen für die Hochs und Tiefs können gekauft werden, das Geld geht in die Ausbildung von Meteorologen. Für Zeynep Kartal wäre das kein passendes Geschenk: „Mein Umfeld weiß, dass das nichts für mich wäre, auch nicht, wenn es um ein Hoch ginge.“ Den Namen Zeynep trug übrigens schon 2014 ein Tiefruckgebiet, aber das war nicht so stürmisch wie das aktuelle.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
