Pfarrer Dr. Thomas Roddey, Leiter des Pastoralverbunds Lünen, hat eine klare Haltung zum Thema Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren.

© Pastoralverbund Lünen

Streit um Segen: „Manchmal ist es peinlich, katholischer Pfarrer zu sein“

rnNein aus dem Vatikan

Um den kirchlichen Segen hat bisher noch kein homosexuelles Paar die leitenden Geistlichen in Lünen gebeten. Die haben aber eine klare Haltung dazu. Ihre Sicht ist anders als die in Rom.

Lünen

, 31.03.2021, 12:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als Nina Falkenhain vor drei Jahren ihrer Frau Linda in Lünen das Ja-Wort gab, war eine kirchliche Feier für die Katholikin keine Option. Der Grund lag in der Haltung der Institution Kirche zur Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren. Und auch jüngst hat die Glaubenskongregation ein Nein zur Segnung homosexuell Liebender formuliert. Der Papst hat es gut geheißen.

Für Pfarrer Dr. Thomas Roddey, Leiter des Pastoralverbunds Lünen im Erzbistum Paderborn, sind die neue Diskussion und das kategorische Nein aus dem Vatikan unverständlich. Mehr noch, er habe sich sogar sehr darüber geärgert. „Manchmal ist es peinlich, katholisch und erst recht katholischer Priester zu sein“, sagt er. Früher hätte er vielleicht Angst vor einer Maßregelung des Bischofs gehabt, wenn eine solche Segensfeier öffentlich geworden wäre. Heute hätten ihm die Diskussionen mehr Mut gemacht. Zwar sei er noch nie von gleichgeschlechtlichen Paaren um einen Segen gebeten worden, doch er würde versuchen, mit dem Paar eine individuelle Segensfeier vorzubereiten. Sie sollte sich zwar von einer kirchlichen Trauung unterscheiden, aber doch auf die Lebensverhältnisse des Paares eingehen.

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Suche nach guter Lösung

Wie ihm, geht es Michael Mombauer, der seit zweieinhalb Jahren Pfarrer der Großgemeinde St. Marien im Bistum Münster ist. Der Wunsch nach einer Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sei ihm in der Zeit noch nicht begegnet. Wie sein Amtskollege auf der anderen Seite der Lippe würde auch Mombauer sich nicht verweigern, sondern mit dem Paar nach einer guten Lösung suchen.

Für ihn gilt das vor allem auch bei der Frage, „wie wir mit Menschen umgehen, die geschieden und wiederverheiratet sind und dann um eine Segnung bitten. Hier habe ich in der Vergangenheit immer gute pastorale Lösungen im Sinne der Menschen gefunden, die den Kontakt mit mir gesucht haben.“ Diese Bereitschaft gelte von seiner Seite auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die um einen Segen bitten. „Wenn Menschen in Liebe und Treue füreinander da sein und miteinander leben wollen, wird Gottes Treue zu uns Menschen für die Welt sichtbar und erfahrbar. Das ist meine Grundüberzeugung!“ Daher gebe es für ihn auch keinen Grund, einen Segen zu verweigern, wenn Menschen darum bitten.

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Mehr Frauen als Männer trauen sich

Seit dem 1. Oktober 2017 ist die Ehe für alle möglich. 14 Homo-Paare haben sich 2017 in Lünen trauen lassen, ein Jahr später waren es 23. 2019 sagten zehn Paare Ja zueinander, im vergangenen Jahr waren es fünf. 2021 hat es bisher noch keine gleichgeschlechtliche Trauung gegeben. Deutlich mehr Frauen-Paare (37) als Männer-Paare (15) haben den Bund der Ehe geschlossen.

Pfarrer Roddey weist auf eine Besonderheit in der katholischen Kirche hin. Im Gegensatz zu der evangelischen Kirche sei bei den Katholiken die kirchliche Trauung ein Sakrament, dessen Spendung an bestimmte Voraussetzungen gebunden sei. Daher würde sich Roddey eine Alternative zur kirchlichen Trauung wünschen. Denn auch verschieden geschlechtliche Paare brächten oft nicht die Voraussetzungen, wie beispielsweise feste Glaubensüberzeugung, Kirchenmitgliedschaft oder keine Vorehe, mit. „Eine Segensfeier für Menschen, die sich lieben und ihren Weg gemeinsam gehen wollen, könnte für viele Menschen offen sein: wiederverheiratet Geschiedene, gleichgeschlechtliche Paare oder auch Paare, denen die „Hürden“ für das Sakrament der Ehe zu hoch sind“.

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In einigen Kirchen sind aus Protest gegen die Haltung Roms Regenbogen-Aktionen initiiert worden. Für Michael Mombauer sei nicht die entscheidende Frage, welche Fahnen, Banner oder Plakate an der Tür hingen, sondern ob Christen in einer Kirche als Glaubensgemeinschaft erfahren würden, „die zugleich bereit sind, nach Antworten zu suchen, wenn Menschen Trost und Rat brauchen.“

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