
© Michael Blandowski (A)
Straßenbahn von Dortmund nach Waltrop: Experte sieht Bedarf und Chance
Nahverkehr in Lünen
In Brambauer ist Endstation. Wer von Dortmund weiter fahren will nach Waltrop, muss aus der Stadtbahn in den Bus umsteigen. Jetzt ist eine erneute Verlängerung der Linie im Gespräch.
Noch nie sei die Zeit so gut gewesen, über neue Schienenverbindungen nachzudenken, wie heute. Der das sagt, kennt sich damit aus: Dr. Martin Henke, Geschäftsführer für den Bereich Eisenbahnverkehr
des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Die Deutsche Bahn hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, keine Strecken mehr still zu legen und bereits stillgelegte Verbindungen wieder in Betrieb zu nehmen. Vielleicht auch die Verbindung Brambauer-Waltrop?
Zwei Stationen auf Lüner Stadtgebiet
Die Verlängerung der Dortmunder Stadtbahnlinie U 41 Clarenberg-Brambauer nach Waltrop könne er sich gut vorstellen, sagt Henke. 28 Stationen liegen zurzeit an der Strecke, zwei davon auf Lüner Stadtgebiet: Brambauer Krankenhaus und Lünen Verkehrshof. Alle 20 Minuten hält dort laut Fahrplan die Bahn. Henke sieht Potenzial für eine Beschleunigung der Linie - ab Brechten kommt die Bahn alle 10 Minuten - und für eine Verlängerung nach Waltrop. Den Bürgern dort werde an einer bequemen Verbindung an das Oberzentrum Dortmund gelegen sein, ist er sich sicher.

Dr. Martin Henke, seit Juli 2000 Geschäftsführer für den Bereich Eisenbahnverkehr im VDV, wirbt für die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken - und für ein Revival der Straßenbahnen. © VDV
„Wer jetzt schnell ist, wird auf jeden Fall bedient“, sagt Henke mit Verweis auf Fördermittel des Bundes für Projekte im ganzen Land. Je nachdem, ob es sich um eine Reaktivierung einer Strecke handelt oder um einen Neubau, sehe das aktualisierte Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz eine 75- bis 90-prozentige Förderung vor: deutlich mehr als bisher.
Verbindung nach Waltrop gab es bis 1957
Vielleicht könnte der Ausbau nach Waltrop als Reaktivierung durchgehen. Denn es gab rund 30 Jahre lang Straßenbahngleise zwischen den Nachbarn. Seit 1925 war es möglich, von Dortmund über Brambauer und Waltrop bis nach Datteln-Meckinghoven zu fahren. 1957 war damit aber wieder Schluss - kein örtliches Phänomen.
International war Mitte des 20. Jahrhunderts die Zeit der Straßenbahnen vorbei. Immer mehr Autos und die als effektiver geltenden Busse verdrängten die elektrifizierten Schienenfahrzeuge. Inzwischen gibt es ein Revival der Straßenbahnen.
Straßenbahnen erleben Revival
Frankreich hat es vorgemacht: In den 1990er-Jahren besannen sich mehrere mittelgroße Städte dort auf ihr in Vergessenheit geratenes oberirdisches Schienennetz. Denn ihnen fehlte das Geld für den teuren unteridischen Metrobau. Straßburgs weltweit gelobte Tram gilt aus Vorzeigeobjekt - auch als Antwort auf die explodierenden CO2-Emissionen und die wachsenden Platznot in den Innenstädten durch parkende Autos.
„Straßenbahnen bieten Elektromobilität für jeden mit Technik, die schon da ist“, sagt auch Henke. Kann er sich deshalb etwa auch eine Reaktivierung der Straßenbahn nach Lünen vorstellen? Der VDV-Geschäftsführer hält sich bedeckt,
Von 1907 war es möglich, nicht nur von Lünen-Süd nach Lünen zu fahren, sondern auch weiter nach Brambauer - bis 1935. Damals wurde der Straßenbahn-Linienverkehr Dortmund-Lünen eingestellt, wie Stadtarchivar Freddy Niklowitz weiß. Im Juli 1938 wurden die Straßenbahnschienen in Lünen beseitigt.
Mit der Straßenbahn bis zur Persiluhr?
Bevor es möglich gemacht würde, mit der Straßenbahn von Dortmund - und vielleicht auch bald von Waltrop - wieder bis zur Persiluhr zu fahren, gibt es nach Meinung des Branchen-Sprechers für Lünen eine andere Priorität: den zweigleisigen Ausbau der Strecke von Lünen nach Münster. „Das ist hohe Zeit.“
Dem besonders in Waltrop lauten Wunsch nach einer Reaktivierung der sogenannten Hamm-Osterfelder-Bahn - von Hamm über Bergkamen, Oberaden, Horstmar-Lünen-Süd, Waltrop und Datteln - für den Personenverkehr erteilt er eine Absage. Die Bahnhöfe würden dezentral liegen. „Für den Güterverkehr ist das weiterhin sehr gut.“ Reisende suchten sich zentralere Verbindungen.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
