Idee für Straßenbahn von Dortmund nach Waltrop: Pro Bahn hat Zweifel

© Günther Goldstein

Idee für Straßenbahn von Dortmund nach Waltrop: Pro Bahn hat Zweifel

rnNahverkehr

Noch nie sei die Chance so gut gewesen, die Straßenbahn von Brambauer nach Waltrop zu reaktivieren, meint der Verband deutscher Verkehrsunternehmen. „Pro Bahn“ ist da nicht so optimistisch.

Lünen

, 22.07.2020, 09:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wünschen allein hilft nicht. Davon ist Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, überzeugt. Ein Revival der Straßenbahnen sei zwar wünschenswert für Pendlerinnen und Pendler. Von Waltrop über Brambauer nach Dortmund sieht er aber auch in nächster Zeit keine Tram rollen - anders als Dr. Martin Henke.

Der Geschäftsführer Eisenbahn beim Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte eine Verlängerung der U41 ins Gespräch gebracht. 1957 war die letzte Straßenbahn zwischen Hörde und Waltrop gependelt. Noch nie sei die Chance so gut gewesen wie heute, um eine Verbindung zu reaktivieren oder auch neu aufzubauen, sagte Henke mit Verweis auf die neuen finanziellen Förderanreize und das politische Ziel, die Fahrgastzahlen im Eisenbahnverkehr zu verdoppeln.

Jetzt lesen

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Bahnverwaltungen ihr

Streckennetz zunehmend ausdünnt: ein Schrumpfkurs, dem auch die rund vier Kilometer zwischen Brambauer und Waltrop zum Opfer gefallen waren. Die Schienenfahrzeuge machten Platz für den boomenden Autoverkehr: eine Entwicklung, die auch Lothar Ebbers gerne zurückdrehen würde. Allerdings sieht er auch die Probleme.

Mit Gleisen in der Straße ist es nicht getan

Die Dortmunder Stadtbahn, die nach Brambauer fährt, sei eine Hochflur-Bahn, anders als etwa die Ost-West-Verbindung von Marten nach Wickede, die eine Niederflur-Bahn sei. Das hat nichts mit Teppichen zu tun, sondern mit der Höhe der Bahnsteige - und damit auch mit den Kosten. Einfach in Richtung Waltrop Gleise in die Straße zu legen, sei keine Option.

Nicht nur der Neubau der Strecke - da können die Kreise mit einem 95-prozentigen Zuschuss rechnen - sei ein Kostenfaktor, sagt Ebbers, sondern auch der laufende Betrieb später. Da habe eine Stadtbahn einen klaren Nachteil gegenüber Bussen. „Pro Wagenkilometer ist eine Stadtbahn um das Zwei-bis Dreifache teurer als der Bus.“ Kosten, die offenbar auch die Kreise scheuen.

Vestische Straßenbahn führt die Straßenbahn nur noch im Namen

Weder der Nahverkehrsplan des Kreises Unna noch der des Nachbarkreises Recklinghausen sehen eine Streckenverlängerung in Richtung Waltrop vor. Der Plan des Kreises Unna verweist auf die Modernisierung des Fahrzeugparks. Der Abschnitt Brambauer-Dortmund ist das einzige Stück Straßenbahn im gesamten Kreisgebiet Unna. Im Kreis Recklinghausen gibt es gar keine Straßenbahnstrecke mehr. 1982 hatte die Vestische Straßenbahnen GmbH die letzte Straßenbahnlinie eingestellt und damit komplett umgestellt auf den Omnibusverkehr. Die Straßenbahn führt sie seitdem nur noch im Namen.

Ob wieder neue Gleise verlegt werden zwischen Brambauer und Waltrop - das Foto ist undatiert, die Straßenbahn-Linie wurde aber 1904 eröffnet ? Der Vertreter von "Pro Bahn" ist skeptisch.

Ob wieder neue Gleise verlegt werden zwischen Brambauer und Waltrop - das Foto ist undatiert, die Straßenbahn-Linie wurde aber 1904 eröffnet ? Der Vertreter von "Pro Bahn" ist skeptisch. © Repro: Günther Goldstein

Die Bus-Stadtlinie 284 der Vestischen Straßenbahn fährt zwischen 6.48 und 20.18 Uhr alle 30 Minuten von Waltrop (Am Moselbach) nach Brambauer. Laut des Sprechers von Pro Bahn ist das aber nicht der bequemste Weg, um von Waltrop weiter nach Dortmund zu kommen - auch weil die Stadtbahn U41 im 20-Minuten-Takt zwischen Brambauer und Hörde pendelt und keinen schnellen Anschluss garantiert.

Die beste Lösung, um von Waltrop schnell nach Dortmund zu kommen

Als gute Lösung habe sich der Schnellbus 24 aus Recklinghausen erwiesen, der montags bis freitags im Halbstundentakt nach Dortmund-Mengede fährt. Von dort sei es leicht, weiter zu kommen. „Dieses Angebot ist eine klare Verbesserung“, sagt Ebbers.

Dass es für Pendlerinnen und Pendler im ÖPNV-Angebot immer noch viel Luft nach oben gibt, steht aber auch für Lothar Ebbers fest. Er wünscht sich eine „ernsthafte Untersuchung“, welche Effekte eine Streckenreaktivierung oder ein Neubau haben könnten.

In einem Punkt teilt Pro Bahn komplett die Meinung des VDV-Geschäftsführers. Vordringlich für Lünen sei der Streckenausbau . Auf Platz eins der Liste des NRW-Grundsatzprogramms des Fahrgastverbandes steht das zweite Gleis zwischen Lünen und Münster.