Stadt Lünen prüft möglichen Verkauf von Gebäuden Reaktion auf schwierige Haushaltslage

Stadt prüft Betriebsnotwendigkeit ihrer Gebäude: Möglicher Verkauf soll Haushalt aufbessern
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Rund 80 Gebäude unterhält die Zentrale Gebäudewirtschaft Lünen (ZGL): Kindertagesstätten, Grund- und weiterführende Schulen, Turnhallen, kulturelle Einrichtungen wie die Bibliothek, mehrere Jugendzentren, das Museum bei Schloss Schwansbell, verschiedene angemietete Büroflachen, Feuerwachen, öffentliche Toiletten.

Aufgrund der aktuellen, schwierigen Haushaltslage, sieht sich die Stadt nun gezwungen, bezüglich der städtischen oder städtisch genutzten Gebäude zu agieren. Das war im jüngsten Betriebsausschuss der ZGL Anfang September erneut Thema. Dabei wird aktuell auf zwei Ebenen agiert: Zum einen sollen Nachnutzungspläne für leerstehende Gebäude, wie der Pestalozzischule in Lünen-Süd, der alten Overbergschule oder der Paul-Gerhardt-Schule vorangetrieben werden. Zum anderen wird aktuell geprüft, welche der von der Verwaltung genutzten Flächen, zu denen außerhalb des Rathauses und des technischen Rathauses am Willy-Brandt-Platz unter anderem Räume an der Stadttorstraße, der Pfarrer-Bremer-Straße und der Marktstraße zählen, tatsächlich betriebsnotwendig sind oder eventuell eingespart werden können.

Auf die Fragen an die Stadt, welche Gebäude der ZGL derzeit leer stehen, welche Gebäude die ZGL plant zu verkaufen und ob Einnahmen aus eventuellen Verkäufen direkt in den Haushalt fließen sollen, antwortet Stadtsprecher Daniel Claeßen: „Diese Fragen sind aktuell Teil einer verwaltungsinternen Prüfung. Zum jetzigen Zeitpunkt können hier noch keine Angaben gemacht werden.“

Erste Entscheidungen getroffen

Was aber bekannt ist, ist dass die Stadt Entscheidungen über leerstehende Gebäude forcieren möchte. So wurde unter anderem bereits 2018 die „Machbarkeitsstudie Nutzungsperspektiven ehemaliger Schulstandorte in Lünen Süd“ vorgestellt. Untersucht wurden hierfür die alte Overbergschule, die Pestalozzischule, die Kielhornschule und die Paul-Gerhardt-Schule. Die Bedarfsermittlung für Lünen-Süd hatte ergeben, dass der Stadtteil ein Bürgerhaus, Wohnflächen mit und ohne Service für Ältere und eventuell perspektivisch doch wieder eine Schule benötigt. Für die Kielhornschule entschied der Rat im September 2021, Flüchtlinge in den Räumlichkeiten unterzubringen. Für die drei weiteren Schulen stehen die Entscheidungen noch aus.

Bezüglich der der Pestalozzischule läuft die derzeitige Nutzung (Lagerfläche und gelegentlich die Musikschule) Ende des Jahres aus. „Eine Weiternutzung würde sehr teuer werden“, informiert CDU-Ratsherr Arno Feller. „Die Unterhaltungskosten sind aufgrund von Feuchtigkeit und hoher energetischer Kosten erheblich.“ 5000 Euro für den Unterhaltung und 5 Millionen für die Sanierung stünden im Raum.

Gerade hier wird nun also geprüft, ob es sich nicht um ein verzichtbares Gebäude handelt. „Wir müssen schauen, ob genügend Fläche vorhanden ist, um die Nutzung, die in diesem Fall nicht sehr erheblich ist, abzudecken“, so Feller. Am wahrscheinlichsten sei für diesen Standort der Verkauf an einen Investor, der Abriss des Gebäudes und der Bau von Wohnungen. „Es wird nun geprüft, was wir an öffentlicher Fläche haben, was wir brauchen und wovon wir uns trennen können. Und das auch in Hinblick auf den Haushalt. Da gibt es die Verantwortlichkeit der Politik, wirtschaftlich mit den Flächen umzugehen und an den Haushalt zu denken.“

Im ersten Obergeschoss der Marktstraße 2a haben städtische Mitarbeiter ihre Büroräume.
Im ersten Obergeschoss der Marktstraße 2a haben städtische Mitarbeiter ihre Büroräume. © Stadt Lünen

Reduzierung der Büroflächen

Für die Alte Schule in Alstedde ist inzwischen ein Käufer gefunden worden. Zuletzt wurde offiziell deren Wert geprüft. Das Gutachten soll seit der 38. Kalenderwoche (18. bis 24.9.) vorliegen. Jetzt wird der Vertrag gestaltet. „Verwaltungsintern hat sich kein Interesse ergeben“, hieß es aus dem Betriebsausschuss. „Aber es gibt einen konkreten Interessenten, der neben der privaten Nutzung die weitere Nutzung für Vereine und Verbände zugesichert hat.“ Wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind, wird die Stadt Einzelheiten veröffentlichen. Auch für die alte Hauptschule in Wethmar wurde mit der WBG ein Käufer gefunden.

In Prüfung sind nun neben oben genannten Gebäuden also auch die Büroflächen. FDP-Ratsherr Karsten Niehues begrüßt das: „Wir wollen ja immer mehr Richtung Homeoffice gehen und deswegen Flächen loswerden, die uns belasten, und somit Kosten einsparen.“ Dabei stellt er klar, dass sich nur von Flächen, nicht aber von Verwaltungsmitarbeitern getrennt werden soll.

Faktoren wie die Kosten für die Erhaltung und Unterhaltung, wie Versicherungen oder Heizungskosten sollten geprüft und außerdem eine Marktanalyse gemacht werden, welcher der Mitarbeiter wirklich einen angemieteten Arbeitsplatz braucht. Veränderte Arbeitsplatzsituationen oder Desk-Sharing seien hier die Stichworte. „Das wurde in verschiedenen Gremien immer mal wieder besprochen, sollte aber unbedingt zügiger besprochen werden“, findet der FDP-Politiker.

Inwieweit genannte Punkte Gegenstand der aktuellen Prüfungen sind, ist unklar. Ebenso, wann Ergebnisse veröffentlicht werden. Im Moment könne kein konkretes Datum für den Abschluss der internen Prüfung genannt werden, informiert Stadtsprecher Alexander Dziedeck. „Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, wird das Thema in den Betriebsausschuss eingebracht“, sagt er.

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