Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl am Nordseestrand. Beide sind am 23. September im Rahmen von "Mord am Hellweg" in Lünen zu Gast.

Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl am Nordseestrand. Beide sind am 23. September im Rahmen von "Mord am Hellweg" in Lünen zu Gast. © Wolf

Ruhrgebiet lässt Krimi-Autor Klaus Peter Wolf auch in Ostfriesland nicht los

rn„Mord am Hellweg“

Klaus-Peter Wolf ist einer der erfolgreichsten Krimi-Autoren. Der Wahl-Ostfriese aus Gelsenkirchen kehrt jetzt für eine Lesung zurück ins Revier. Am 23.9. ist er Gast im Lüner Hilpert-Theater.

Lünen

, 06.08.2022, 07:05 Uhr / Lesedauer: 4 min

Signierstunde und Lesung auf der Nordsee-Insel Borkum und zwischendurch arbeitet Klaus-Peter Wolf an seinem neuen Ostfriesen-Krimi. Allerdings geht das nur im Hotelzimmer. Denn mittlerweile ist der 68-Jährige so bekannt, dass er nicht mehr, wie vor einigen Jahren, im Café oder auf der Strand-Promenade schreiben kann. Bevor er seine Bücher bei schönstem Wetter am Strand signiert, hat er Zeit für ein Telefon-Interview. Am Freitag (23.9.) gestaltet er mit seiner Lebensgefährtin Bettina Göschl eine Lesung im Lüner Heinz-Hilpert-Theater - im Rahmen des Krimi-Festivals „Mord am Hellweg“.

Sie stammen ja eigentlich aus dem Ruhrpott. Freuen Sie sich aufs Wiedersehen mit dem Revier bei „Mord am Hellweg“?

Natürlich. Meine ersten 20 Lebensjahre habe ich in Gelsenkirchen verbracht. Dort bin ich auch zum Schreiben gekommen. Als Schüler lernte ich Hugo-Ernst Käufer, den damaligen Leiter der Bibliothek kennen. Er schrieb Lyrik und förderte den Literaturbetrieb in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet. Er finanzierte meine erste Lesung, für die ich damals 50 Mark bekam, und verhalf mir auch zu meiner ersten Veröffentlichung meiner Kurzgeschichten. Durch Käufer lernte ich auch Max von der Grün kennen, einer der Ersten, der mich als Autor anerkannt hat.

Es gibt ja auch in Ihren Büchern Verbindungen zwischen Ruhrgebiet und Ostfriesland.

Ostfriesland ist gerade für Menschen aus Nordrhein-Westfalen ein Sehnsuchtsort. Und in NRW verkaufe ich die meisten Bücher. Viele Leute von dort fahren nach Ostfriesland in den Urlaub, lesen dort meine Krimis. Sie denken, der Wolf ist einer von uns und noch dazu kennen sie durch ihre Reise die Tatorte. Am 4. September lese ich in der Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen. Das Kulturzentrum in der früheren Kirche liegt in der Straße, in der ich aufgewachsen bin.

Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf gastieren im September im Rahmen von "Mord am Hellweg" im Lüner Hilpert-Theater.

Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf gastieren im September im Rahmen von "Mord am Hellweg" im Lüner Hilpert-Theater. © Wolfgang Weßling

Was fasziniert Sie an Ostfriesland so sehr, dass Sie sich entschlossen haben, dort Ihre Zelte aufzuschlagen?

2003 haben wir dort ein Haus gekauft. Vorher habe ich im Ruhrgebiet gelebt, dann in Stockholm, in Köln und im Westerwald. In der Straße, in der wir jetzt leben, wohnt nur ein ostfriesisches Pärchen, die anderen sind alle aus dem Ruhrgebiet. Meine Frau stammt aus Franken, aber wir hatten beide Sehnsucht nach dem Meer, und als wir irgendwann in Ostfriesland ein Haus gefunden haben, wussten wir - das ist es.

In Ihrem neuen Ostfriesenkrimi müssen alle Touristen Ostfriesland verlassen. Wäre das für Sie persönlich eher Fluch oder Segen?

Das ist ja tatsächlich so passiert - 2020 durch die Corona-Pandemie. Wir waren auf Tournee, sollten in 64 Hallen auftreten. Mein Krimi „Ostfriesenhölle“ war gerade auf Platz 1 der Bestseller-Listen, dann begann die Pandemie. Wir mussten nach Ostfriesland zurück und alle Lesungen verschieben. In Ostfriesland waren plötzlich alle Touristen und Ferienwohnungs-Besitzer illegal, die Polizei führte Kontrollen durch. Das war eine Steilvorlage für mich als Autor - die Stützen der Gesellschaft bewegen sich plötzlich in der Illegalität. Ostfriesland war so, wie ich es nie gesehen habe. Die Deiche leer, neben Wind und Wellen waren nur die Schafe zu hören, wie sie das Gras abrupften. Mein neuer Roman „Ostfriesensturm“ spielt in der ersten Woche der Pandemie, die einem Profikiller richtig Probleme bereitet, der ja möglichst unauffällig sein will.

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Es ist schöne Tradition, dass Sie und Bettina Göschl bei den Verfilmungen der Krimis in einer kurzen Szene mitspielen. Haben Sie auch Mitspracherecht bei den Drehbüchern?

Mittlerweile sind neun der Ostfriesen-Krimis verfilmt worden. Und die haben selbst bei den Wiederholungen noch richtig hohe Quoten. Im November wird „Ostfriesenschwur“ verfilmt. Und in jedem Film haben wir einen kleinen Auftritt, das haben wir irgendwie Alfred Hitchcock zu verdanken, der auch immer in seinen Filmen zu sehen war. Wenn die Fans uns in den Filmen sehen, ist das der Beweis, dass der Autor mit der Verfilmung einverstanden ist. Beim letzten Mal wurden wir bei einer Fischbude in Norddeich gezeigt, an der ich ein Matjes-Brötchen essen sollte. Nur musste die Szene 16-mal wiederholt werden. Ich bekam also 16 Fischbrötchen, in die ich immer einmal beißen musste. Ich berate aber auch die Filmproduktion, rede mit den Schauspielern und zeige jedem Regisseur meine Schauplätze, unterstütze auch die Location-Scouts.

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Rupert ist ja eher ein Anti-Held. Wie kamen Sie auf die Idee, ihm eine eigene Trilogie als Undercover-Ermittler zu widmen?

Viele Fans haben mir geschrieben, dass Rupert mehr Raum bräuchte. Und eine Dame schrieb, seitdem sie Rupert kenne, wisse sie erst, wie toll ihr Mann wäre. Als der erste Rupert-Undercover-Roman im Juni 2020 fertig war, wollte ich ihn gar nicht veröffentlichen, weil ja viele Buchhandlungen geschlossen waren. Doch in einer Videokonferenz überzeugten mich viele Buchhändlerinnen, es doch zu tun, weil die Fans dann kommen und das Buch kaufen. Die offizielle Präsentation war dann in einem Auto-Kino in Dinslaken, und auch Schauspieler Barnaby Metschurat, der Rupert im ZDF spielt, war dabei. Seitdem haben wir alle drei Rupert-Krimis in Dinslaken präsentiert.

Arbeiten Sie schon wieder an einem neuen Krimi mit Klaasen und Weller, dem dann 17. Fall?

Das neue Buch „Ostfriesengier“ liegt schon beim Verlag. Im November bin ich dann eine Woche im Studio in Hamburg, um das Hörbuch einzulesen. Ich schreibe schon am nächsten Buch, jeden Tag. Und zwar immer mit dem Füller in eine Kladde. Da ploppt nichts auf. So wie es wäre, wenn ich am Computer schreiben würde. Da ist mir zu viel Ablenkung. Ich verlasse mich ganz darauf, was ich in mir habe - die Erinnerungen an ein Restaurant beispielsweise. Da will ich zwischendurch nichts im Internet nachschauen.

Klaus-Peter Wolf lebt seit vielen Jahren in Ostfriesland, stammt aber aus dem Ruhrgebiet.

Klaus-Peter Wolf lebt seit vielen Jahren in Ostfriesland, stammt aber aus dem Ruhrgebiet. © Ute Bruns

Könnten Sie sich auch mal Bücher mit anderen Ermittlern vorstellen oder möglicherweise auch einen Ruhrpott-Krimi?

In „Ostfriesengier“ spielt Dinslaken eine wichtige Rolle, ein junger Kommissar von dort unterstützt seine Kollegen in Ostfriesland, und er verehrt Ann Kathrin Klaasen.

Was erwartet die Gäste bei Ihrer Lesung im Hilpert-Theater?

Es ist ein literarisch-musikalischer Krimi-Abend. Die Stimme von Bettina Göschl kennen alle, denn sie summt die Titelmelodie der Verfilmungen. So beginnt der Abend mit dem „Ostfriesenblues“. Sie singt auch Lieder aus der Sicht von Ann Kathrin Klaasen, zum Beisiel ein Liebeslied für Weller. Es wird eine Mischung aus Lachen und Gruseln mit Lesung und Musik.

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Zusammen schreiben Sie auch erfolgreich Krimis für Kinder. Wie ist da die Resonanz?

Wir machen auch Lesungen mit den Nordsee-Detektiven, zu denen die Kinder mit ihren Eltern und Großeltern kommen. Mittlerweile sind die Bücher, die auch auf vielen ostfriesischen Inseln spielen, in viele Sprachen übersetzt worden. Es geht um ein starkes Mädchen und eine starke Mutter und dieses Mädchen- und Frauenbild bedeutet vor allem etwas in Ländern, in denen starke Frauen nicht alltäglich sind, und macht hoffentlich vielen Mädchen Mut. Viele Erwachsene, die meine Ostfriesen-Krimis lesen, schenken ihren Kindern die Bücher über die Nordsee-Detektive. Und so bringen Sie die Kinder auch zum Lesen. In einem Supermarkt auf Borkum werden die Bücher alle auch verkauft, erst meine Krimis für Erwachsene und jetzt kommen auch die Bücher für die Kinder gut an.

Karten und Infos

Vorverkauf läuft

  • Karten/Infos: Servicebüro des Kulturbüros Lünen, Hansesaal, Kurt-Schumacher-Str. 41, (02306) 10 42 29 9, i-Punkt Unna (02303) 10 37 77, Westf. Literaturbüro in Unna e.V. (02303) 96 38 50.
  • Karten kosten im Vorverkauf: 19,90 Euro (ermäßigt 17,90 Euro) und an der Abendkasse 24 Euro (ermäßigt 22 Euro).
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