Duschen ist notwendig, zu viel Reinigung kann der Haut aber schaden.

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Reduziertes Duschen statt „Non Bathing“: Lüner Hautarzt informiert

rnReinigungs-Trend

Der Hollywood-Trend zu weniger Körperpflege wird diskutiert. Ein Lüner Hautarzt erklärt, wie oft man sich waschen sollte. Außerdem gibt er einen Tipp, um weniger zu schwitzen.

Lünen

, 09.11.2021, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aktuell geht der Trend unter anderem bei Hollywood-Schauspielern wie Brad Pitt oder Jake Gyllenhaal zum sogenannten „Non Bathing“. Manche wollen Wasser sparen und so zum Klimaschutz beitragen, andere glauben, dass ihre Haut davon profitiert. Deshalb duschen und baden sie nicht mehr regelmäßig oder reinigen nur besonders schweißempfindliche Regionen mit Seife.

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Der Lüner Hautarzt Dr. Marcus Happe kann mit dem Begriff für das neue Phänomen wenig anfangen. „Non Bathing wäre der größte Quatsch, Reduced Bathing, also reduziertes Baden, wäre der richtige Begriff und ist aus meiner Sicht auch sinnvoll“, meint der Dermatologe.

Pilzbildung und Ekzeme drohen, Duschen alle drei Tage ausreichend

Denn ein völliger Verzicht auf Körperhygiene sei genauso wenig gesund wie eine übertriebene Reinlichkeit. „Wenn man sich gar nicht wäscht, können sich Bakterien in geringerer Konzentration auf der Haut vermehren. Zudem kann es zu Pilzbildung kommen“, erklärt der Arzt. Davon abgesehen werde ein bestimmter Hygienestandard natürlich auch in der Gesellschaft vorausgesetzt. Auf der anderen Seite komme es bei Patienten mit einem Waschzwang, die sich 15 mal und mehr am Tag reinigen, zur Bildung von Ekzemen.

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Grundsätzlich ist es laut Marcus Happe völlig ausreichend, alle zwei bis drei Tage zu duschen. „Wir dürfen nicht mit zu viel Seife den Säureschutzmantel unserer Haut zerstören. Bei jeder Dusche verlieren wir ein Drittel unserer natürlichen Bakterien“, schildert er, dass es durchaus sinnvoll ist, seine Haut und den Talg darauf nicht zu viel Wasser auszusetzen. So sollte man bei der Körperpflege darauf achten, pH-neutrale oder saure Produkte zu verwenden und vor allem auf Duftstoffe zu verzichten. „Diese sind für mich als Dermatologen das größte Unding, viele reagieren sogar allergisch auf Duftstoffe“, erklärt Marcus Happe.

Dr. Marcus Happe spricht sich für „Reduced Bathing" aus.

Dr. Marcus Happe spricht sich für „Reduced Bathing" aus. © privat

Besonders wichtig sei natürlich in Zeiten der Pandemie die Reinigung der Hände. Aber auch hier gilt laut dem Fachmann: Weniger Wasser und Seife ist mehr. Nur bei groben Verschmutzungen empfiehlt sich das Waschen wirklich, ansonsten ist Desinfizieren für die Haut besser.

Falsche Kleidung kann problematisch sein

Viele Menschen schwitzen allerdings aus Sicht des Lüner Dermatologen mehr als notwendig, weil sie unpassende Kleidung tragen: „Dazu zählen synthetische Stoffe und Baumwolle. Diese speichert den Schweiß und trocknet nicht so stark. Merinowolle wäre eine bessere Alternative.“

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Auch bei den Jüngsten würde sich Marcus Happe eine angepasste Form des „Reduced Bathing“ wünschen. „Ich empfehle, Säuglinge nicht täglich und nicht länger als zehn Minuten zu baden, natürlich auch mit pH-neutralen und duftstofffreien Produkten“, macht er klar.