Ralf Neuhaus zeigt seine Fotos von der Westfalenhütte im Hoeschmuseum in Dortmund.

© Nils Röscher

Ralf Neuhaus (58) zeigt Industrie-Geschichte in kunstvollen Fotos

rnHoesch-Museum

Fotografieren ist für Ralf Neuhaus mehr als nur ein Hobby. Viele seiner Fotos erzählen Industrie-Geschichte. So wie die, die er jetzt in einer Ausstellung im Hoesch-Museum zeigt.

Lünen, Werne, Dortmund

, 04.02.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Bilder sind aufgezogen, jetzt klebt Ralf Neuhaus sie auf rostenden Containerstahl. Es sind 29 Exponate, Einzelfotos und Serien, die vor mehr als 20 Jahren auf der Westfalenhütte entstanden sind. Ab Sonntag, 6. Februar, sind die Bilder im Hoesch-Museum, Eberhardstr. 2, in Dortmund zu sehen.

Wegen Corona verschoben

„20 Jahre danach - Zum Ende der Flüssigphase der Westfalenhütte“ hat der 58-Jährige die Ausstellung genannt, die eigentlich schon 2021 präsentiert werden sollte. Doch Corona machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Sehenswert ist diese Kombination aus Fotografier-Kunst und und Industrie-Geschichte aber auch jetzt noch.

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Seinen ersten Kontakt mit der Westfalenhütte hatte der gebürtige Oberhausener, der in Lünen aufwuchs und sein Abitur am Altlüner Gymnasium machte, 1992. Da begann der Maschinenbau-Ingenieur im Kaltwalzwerk der Westfalenhütte, die zum Thyssen-Krupp-Konzern gehört, zu arbeiten. Im Februar 1998 wechselte er dann nach Bochum in den Bereich Feuerverzinkende Technologie. Als Neuhaus, der seit einigen Jahren in Werne lebt, im Jahr 2000 an einem Projekt mitarbeitete, bei dem es um die Forschung zur Oberflächentechnologie ging, hatte er zeitgleich ein Büro in Dortmund.

Eines der Fotos von Ralf Neuhaus, die in den letzten Monaten der Westfalenhütte entstanden sind und die er in seiner Ausstellung zeigt.

Eines der Fotos von Ralf Neuhaus, die in den letzten Monaten der Westfalenhütte entstanden sind und die er in seiner Ausstellung zeigt. © Ralf Neuhaus

„Da bin ich auf die Idee gekommen, dass es schön wäre, wenn ich das letzte halbe Jahr der Produktion der Westfalenhalle mit der Kamera festhalten könnte“, so Neuhaus. Zur Westfalenhütte gehörten drei Anlagen - der Hochofen 7, die Sinteranlage, in der das Vorprodukt für den Hochofen hergestellt wurde, und das Warm-Breitwand-Walzwerk. „Im Hochofen wurde das Roheisen erzeugt, dann in sogenannte Torpedos gefüllt, anschließend nach Hörde gefahren, dort zu Stahl verarbeitet und wieder in die Westfalenhütte gebracht.“ Im Ofen dort wurde der Stahl glühend heiß gemacht, damit er warm gewalzt zu sogenannten Warmbandcoils wurde - ein Zwischenprodukt der Stahl- und Nichteisenmetallerzeugung.

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Im Dezember 2000 kam der letzte Koks von der Kokerei Kaiserstuhl. Im Frühjahr 2001 stellten die drei Bereiche der Westfalenhütte den Betrieb ein. Der Abbau der Produktionsanlagen für China begann im Frühjahr 2002.

Industrie-Fotografie von Ralf Neuhaus, entstanden in den letzten Monaten der Westfalenhütte vor 20 Jahren.

Industrie-Fotografie von Ralf Neuhaus, entstanden in den letzten Monaten der Westfalenhütte vor 20 Jahren. © Ralf Neuhaus

Neuhaus bekam die offizielle Genehmigung vom Vorstand, in der Westfalenhütte zu fotografieren. „Die gilt sogar immer noch, unbefristet, was die Westfalenhütte angeht.“ In Absprache mit den Verantwortlichen vor Ort begann Neuhaus zu fotografieren. Manchmal am Sonntagmorgen drei Stunden lang. 2000 und 2001 entstanden die Fotos - analog. Bis heute fotografiert Neuhaus mit Filmen, verarbeitet die Bilder dann mit Hybridtechnik, digitalisiert sie also mit einem Scanner.

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Mit dem Hoesch-Museum in Dortmund ist Neuhaus seit dessen Anfangszeiten verbunden. „Ich hab' auch Bilder in der Dauerausstellung dort hängen.“ Beispielsweise eins von der letzten Schicht am Hochofen 7. Oder eine Serie, wie die 100 Meter hohe Konvertergasfackel des Oxygenstahlwerks in Hörde fällt.

Vom Zementwerk aus fotografiert

Als im Museum die Ausstellung „150 Jahre Westfalenhütte“ gezeigt wurde, war auch ein Bild von ihm dabei. In der Nähe des Bahnhofs Kirchderne gibt es Silos eines Zementwerks, von dort aus hatte der 58-Jährige Bilder von der Westfalenhütte fotografiert.

Mit diesem Banner wird auf die Ausstellung von Ralf Neuhaus aufmerksam gemacht.

Mit diesem Banner wird auf die Ausstellung von Ralf Neuhaus aufmerksam gemacht. © Neuhaus

Vor einiger Zeit hatte Neuhaus zusammen mit zwei Fotografinnen eine Ausstellung, bei der ein Teil der Westfalenhütte-Fotos zu sehen war, die jetzt im Hoesch-Museum präsentiert werden. Bei der Vernissage seiner Ausstellung am 6. Februar um 11 Uhr übernimmt Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender des Vereins "Freunde des Hoesch-Museums", die Begrüßung. Die Leiterin des Museums, Isolde Parussel, führt in die Ausstellung ein. Musikalisch umrahmt Richard Ortmann, Musiker und Geräuschesammler, die Eröffnung.

Öffnungszeiten des Museums

Öffnungszeiten des Hoesch-Museums, Eberhardstr. 2, Dortmund: Dienstag und Mittwoch 13 bis 17 Uhr, Donnerstag 9 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr. Eintritt ist frei. Nähere Informationen www.hoeschmuseum.dortmund.de
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