Ob in Lünen, Kamen, Selm oder Werne - an vielen Orten in der Region stehen Häuser der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Lünen. Für über 2000 neue Wohnungen war Rainer Heubrock (65) in seiner Zeit als Geschäftsführer verantwortlich. Da sind Gewerbeobjekte und verkaufte Wohnungen oder Häuser noch nicht mal dabei.
Der Architekt, der in Ascheberg wohnt, steht seit über 28 Jahren an der Spitze des Unternehmens. Zum 1. Februar räumt er sein Büro und verabschiedet sich in den Ruhestand. Doch eigentlich tauscht er nur seine Rolle. Heubrock reicht den Staffelstab an Jan Hische (36) weiter und bleibt als nebenamtlicher Vorstand dem Unternehmen erhalten. „So geht der Erfahrungsschatz nicht verloren und Jan Hische kann mit Rückenwind starten“, freut sich Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Felix Prinz.
Mieter durften mitentscheiden
In seiner Ära hat Rainer Heubrock städtebauliche Akzente gesetzt, den Wohnungsbau vorangetrieben, öffentlich gefördertes Wohnen unterstützt und zukunftsweisende Weichen gestellt. Zu nennen ist hierbei die Gartenstadt Seseke in Kamen mit rund 400 Wohnungen. Das Projekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) auf alter Bergbaufläche erfüllte schon damals ökologische Richtlinien und ist mit dem Preis für nachhaltiges und preiswertes Bauen gewürdigt worden. Wie auch die Projekte „Eichengrund“ in Kamen und „Frauen planen Wohnungen“ in Bergkamen, eine besondere Wohnform für Frauen.
4700 Wohnungen zählen zum Bestand der WBG, dazu kommen 60 Gewerbeimmobilien und 1600 Garagen. Im Durchschnitt liegt die Miete bei 5,20 Euro pro Quadratmeter. Die günstigste beträgt 4 Euro, eine Penthouse-Wohnung im Lüner Lippewohnpark kostet 11 Euro.
Letzteren baute die WBG zusammen mit dem Bauverein zu Lünen. Ein neues Wohnquartier aus Stadtvillen mit Blick auf den Fluss. Heubrock nennt es ein „hochinteressantes Projekt“, wie auch den Schützenhof mit 175 Wohnungen, davon die Hälfte öffentlich gefördert, samt Tagespflege, Kita und Appartement für Gäste. Beim Projekt Heliandgemeinde durften Mieter mitentschieden.

Mieterstrom und Ladesäulen
Die Baugebiete Wethmar Mark und Lüner Heide, ebenfalls in Kooperation mit dem Bauverein, hätten ein „Zeichen für Lünen“ gesetzt. Nachhaltigkeit ist für Heubrock Programm. Eines der jüngsten Bauvorhaben, das Projekt Horstmar-Mitte, sei zu zwei Dritteln energetisch autark. Als einer der ersten führte die WBG Mieterstrom ein. Dabei wird Strom aus der Photovoltaikanlage direkt an die Mieter verkauft. Schon seit sechs Jahren werden keine Gasheizungen mehr verbaut, sondern Neubauten mit Erdwärme beheizt. Elf Ladesäulen und zahlreiche Wallboxen sind „eine Idee, die sich in Zukunft amortisieren wird“, ist sich Heubrock sicher.
Das gute Miteinander war ihm immer wichtig, sowohl zu den Mietern, als auch den 70 Mitarbeitenden, von denen Heubrock nur vier nicht selbst eingestellt hat. Schon vor 20 Jahren richtete er als Pilotprojekt einen sozialen Dienst ein. Der ist inzwischen fester Ansprechpartner für Mieter und ihre Sorgen.
Rainer Heubrock machte bei der WBG nach seinem Eintritt 1985 schnell Karriere. Er wurde Prokurist und 1995 hauptamtlicher Vorstand gemeinsam mit Peter Menke. Seit 2015 ist er alleiniger hauptamtlicher Geschäftsführer. Ehrenamtlich ist er als Verbandsrat im Verband Wohnungswirtschaft Rheinland-Westfalen aktiv und leitet den Technikausschuss.
Haus aus dem 3D-Drucker

Sein Nachfolger Jan Hische (36), der als Azubi 2004 bei der WBG begann und sein Studium mit dem Master abschloss, ist seit Anfang 2020 Prokurist. Bei ihm weiß Rainer Heubrock die WBG in guten Händen. Für beide steht in diesem Jahr ein besonderes Projekt an: In Lünen soll das bundesweit erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker entstehen.
WBG-Prokurist zu Abriss und Neubau: Moderner wohnen an der Bebelstraße
Vom Azubi zum Geschäftsführer: Wechsel im Chefsessel der WBG Lünen
Bauen per XXL-Drucker: Mietwohnhaus der WBG Lünen setzt neue Maßstäbe