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Quallen im Kanal in Lünen? Hautreizung bei 13-Jährigem nach dem Schwimmen
Datteln-Hamm-Kanal
Gibt es giftige Quallen im Datteln-Hamm-Kanal? Diese Frage steht seit einer Woche im Raum, seit der 13-jährige Noah Wagner schwimmen ging und danach rote Striemen und Quaddeln bekam.
Auf Höhe des Horstmarer Sees war Noah Wagner mit seiner Familie und Freunden am Kanal gewesen - und auch ins Wasser gegangen. Der Schwimmspaß hatte für ihn jedoch unschöne Folgen: Er kam mit irgendetwas in Berührung - und hatte ziemlich schnell danach rote Striemen und Quaddeln an Bauch, Lende und Rücken.
Als die Hausapotheke der Mutter nicht half, ging es zum Arzt - der Verdacht: Die Verletzungen der Haut könnten von einer Qualle stammen. „Es war in jedem Fall etwas im Wasser“, sagt Mutter Manuela Wagner. Zwar hätten Leute nach Blick auf die Hautreizungen auch die Vermutung geäußert, dass es der Große Bärenklau oder gar der Eichenprozessionsspinner hätte gewesen sein können. „Aber an Land war nichts. Das war im Wasser“, ist Manuela Wagner überzeugt.
Eine Qualle ist eigentlich unwahrscheinlich
Für den Kanal zuständig ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rheine. Sachbereichsleiter Timo Freitag sagte auf Anfrage der Redaktion: „Grundsätzlich halten wir es nicht für ausgeschlossen, dass es Quallen im Datteln-Hamm-Kanal geben könnte. Ein konkreter Fall ist uns aber nicht bekannt. Wir sind nicht direkt hinzugezogen werden.“ Generell sei es möglich, dass Quallen oder andere Tiere aus China auch in unsere Gewässer kommen, zum Beispiel über Umschlaghäfen wie Rotterdam oder Bremerhaven, sagte Freitag weiter.
Die Fachleute des Kreises Unna als Untere Wasserbehörde halten es allerdings eher für unwahrscheinlich, dass es sich dabei um giftige Quallen handelt. Süßwasserquallen sind nämlich eigentlich für den Menschen ungefährlich - und für die von Nord- und Ostsee bekannte Feuerqualle, die Verbrennungen und allergische Reaktionen hervorrufen kann, sei der Salzgehalt des Kanals viel zu niedrig. Auch Michael Prill, ehrenamtlicher Fischereiberater des Kreises Unna und Kenner der Tierwelt in den heimischen Gewässern, sagt, dass er „noch nie Quallen in unseren Gewässern“ gesehen habe.
Wassersportler filmten im vergangenen Jahr allerdings Quallen im Datteln-Hamm-Kanal - doch waren dies nur harmlose Süßwasserquallen mit etwa 2,5 Zentimeter Durchmesser. Dass diese Tiere Noahs Verletzungen verursacht haben könnten, ist eher unwahrscheinlich.
Ursache wird wohl ungeklärt bleiben
„Leider wissen wir nicht, was die Ursache war“, bedauert Mutter Manuela, doch die Sache hat auch etwas Gutes. „Noah will jetzt selbst erstmal nicht mehr im Kanal schwimmen“, sagt sie, dass auch das mütterlich erteilte Verbot wohl befolgt wird. „Ich glaube, er hat daraus gelernt“, sagt sie schon wieder lachend. Denn die Hautreizungen klingen bei Noah nach einer guten Woche ab. Der anfängliche Schmerz ist abgeklungen. Die Blasen gingen alle auf. „Jetzt juckt es, wo alles abheilt“, erklärt die Mutter.
Im Kanal-Wasser lauern aber viele Gefahren
Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt warnt davor, im Kanal zu schwimmen. Allerdings losgelöst von möglichen giftigen Quallen oder anderen, Allergien auslösenden Ursachen. Unter Brücken sowie in Einfahrten und Häfen, wozu auch der Preußenhafen, der Stadthafen oder die Marina Rünthe zählen, ist das Schwimmen ausdrücklich verboten. An den anderen Stellen ist es das nicht, aber eben auch nicht erlaubt, erklärt Peter Holthaus, Leiter des Außenbezirks Hamm.
Der warnt vor allem eindringlich vor dem Sprung ins kühle Nass, vor allem im Bereich von Spundwänden. „Das kann lebensgefährlich sein“, betont Holthaus, denn die Spundwände hätten eine sogenannte Fußsicherung unter Wasser. „Dazu kommt der ganze Müll, den die Leute im Kanal versenken. Da liegen Fahrräder, Mofas, Motorräder, Eisenschränke“, zählt er auf. Man glaube nicht, was und welche Mengen regelmäßig geborgen würden. Ein Sprung ins Wasser sei dadurch wirklich gefährlich - und von Brücken ohnehin verboten.
Jahrgang 1979, aufgewachsen und wohnhaft in Bergkamen. Magister-Studium in Münster in Soziologie, Wirtschaftspolitik und Öffentlichem Recht. Erste Sporen seit 1996 als Schülerpraktikantin und dann Schüler-Freie in der Redaktion Bergkamen verdient. Volontariat und Redakteursstellen im Sauerland sowie Oldenburger Münsterland. Seit zehn Jahren zurück in der Heimat und seit Mai 2022 fest beim Hellweger angestellt.
