
© WDR/Willi Weber
Premiere vor Millionenpublikum: Als das Colani-Ufo als Krimi-Kulisse diente
50 Jahre Tatort
Der „Tatort“ der ARD feiert seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass blicken wir zurück auf den Tag, an dem Lünens Wahrzeichen Kulisse für einen besondere Folge der beliebten Krimi-Reihe war.
Die Szene selbst dauert nicht viel länger als zehn Sekunden, doch das reicht, um Lünen - genauer: Brambauer - einem Millionenpublikum zu präsentieren. 8,73 Millionen Menschen sehen am 23. September 2012, wie die beiden Hauptkommissare Peter Faber und Martina Bönisch (Jörg Hartmann und Anna Schudt) mit dem Auto vor dem Technologiezentrum Lüntec vorfahren und anschließend das Colani-Ufo betreten.
Es ist die 844. Folge des „Tatort“, und es ist eine Premiere: Erstmals gehen Ermittler der Krimi-Reihe in Dortmund auf Verbrecherjagd. Entsprechend groß ist die Neugier der Zuschauer, die Premierenfolge „Alter Ego“ mit Faber und Bönisch gehört an jenem Abend zur meistgesehenen Sendung im Fernsehen, der Marktanteil liegt bei 24,8 Prozent.

Im ersten Dortmund-Tatort präsentierte sich das Ufo einem Millionenpublikum. © WDR/Willi Weber
Dass die Dortmunder Kommissare vor der Kulisse des Lüner Wahrzeichens ermitteln, hängt mit dem damaligen Wirtschaftsförderer zusammen: Als klar war, dass es einen Dortmund-Tatort geben würde, hatte Michael Sponholz der Produktionsfirma Infos und Bilder des Colani-Ufos geschickt. Tatsächlich kam der ehemalige Förderturm der Zeche Minister Achenbach in die engere Auswahl - und nachdem sich das Produktionsteam im Februar vor Ort umgesehen hatte, war klar, dass Brambauer ein Tatort-Schauplatz werden würde.
High-Tech-Firma im Ufo
Am 11. April 2012 schließlich rückte die Filmcrew im Technologiepark an. Der Aufwand ist groß für verhältnismäßig wenig Filmstoff - neben der Eingangsszene gibt es noch einen Dialog, der im Innern des Colani-Ufos gedreht wurde: Die beiden Kommissare befragen Dr. Hendrik Strehlsen (gespielt von Michael Rotschopf), den Chef einer High-Tech-Firma, die im Ufo Roboter herstellt - und wo das Mordopfer Kai Schipplock (gespielt von Tom Viehöfer) vor seinem Tod als Praktikant gearbeitet hat.
High-Tech im Ufo - eine Idee, die womöglich auf das Original zurückgeht: Luigi Colani wollte dem Vernehmen nach aus dem Ufo eine Werkstatt machen, in der seine futuristischen Entwürfe Wirklichkeit werden könnten. Am Ende scheiterte das Projekt - die Ursachen dafür sind umstritten, das Ergebnis war jedoch, dass Lünen mit seinem Wahrzeichen fremdelte. Seit fast 15 Jahren steht es nun leer und wird vom Wirtschaftsförderungszentrum für Tagungen vermietet.
Mit dem Tatort rückte das Ufo, wenn auch nur kurz, wieder zurück ins Rampenlicht. Mittlerweile gibt es zudem wieder Bestrebungen, Colanis Wirken in Lünen stärker für das Image der Stadt zu nutzen. Die beiden Colani-Fans Aloys Reminghorst und Maximilian Püschel wünschen sich beispielsweise ein Graffiti-Portrait des 2019 gestorbenen Designers auf einer Lüner Hauswand. Zudem könnte das Ufo Dependance eines Colani-Museums werden - und dürfte sicher weiter als Filmkulisse genutzt werden.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
