Theo Schmidt arbeitet seit 49 Jahren in der Lüner Druckerei „Schmidt, Ley + Wiegandt“. Derzeit leidet sein Unternehmen unter extremen Materialmangel und hohen Preissteigerungen.

© Theo Schmidt

Papiermangel in Lüner Druckerei: „Habe ich in ganzer Laufbahn nicht erlebt“

rnWirtschaft

Der Druckereibranche macht der aktuelle Papiermangel zu schaffen. Auch die Lüner Druckerei „Schmidt, Ley + Wiegandt“ ist davon betroffen. Doch das Unternehmen hat eine Strategie für die Zukunft.

Lünen

, 03.05.2022, 18:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Prospekte, Geschäftsberichte, Preislisten und Kataloge: All das entsteht in den Maschinen der Lüner Druckerei „Schmidt, Ley + Wiegandt“, die erst 2020 mit einem Wuppertaler Unternehmen fusioniert hatte. Gut 5000 Aufträge wickelt die Firma jedes Jahr in ihrer Hauptgeschäftsstelle An der Wethmarheide ab, rund 1000 Tonnen Papier werden dabei verbraucht. Doch im Moment leidet das Unternehmen unter Materialmangel - wie viele in der Branche.

Schon im Herbst 2021 haben Buchverlage vor einem Papiermangel gewarnt. Im März meldete dann der Bundesverband Druck und Medien, dass die Branche „massiv von einer bislang unbekannten Papierknappheit“ betroffen ist. Für 21 Prozent der Unternehmen sei die Knappheit existenzgefährdend, bereits über siebzig Prozent müssten deshalb Aufträge ablehnen. Ganz so drastisch sieht es bei der Lüner Druckerei nicht aus.

In der Hauptgeschäftsstelle An der Wethmarheide werden rund 1000 Tonnen Papier verbraucht.

In der Hauptgeschäftsstelle An der Wethmarheide werden rund 1000 Tonnen Papier verbraucht. © Leonie Freynhofer

Zunächst gab es durch die Coronakrise einen Mangel an Aufträgen, erklärt Geschäftsführer Theo Schmidt die Ausgangslage. Veranstaltungen und Messen seien abgesagt oder aber verschoben worden. Letztendlich konnte die Lüner Druckerei kaum planen, wann und ob Aufträge kommen.

Versorgungsengpässe und enorme Preissteigerungen

Ende 2021 sind Versorgungsengpässe vor allem beim Papier hinzugekommen. Aber auch bei Druckplatten und Farben gebe es Lieferprobleme, so Schmidt. Der Grund für die derzeitige Lage ist auch die Umstellung der Papierhersteller: „Während der Pandemie wurde weniger gedruckt. Aus Papieren für die Druckindustrie wurden Verpackungen. Jetzt, wo der Markt wieder anzieht, ist auf einmal kein grafisches Papier mehr da“, erläutert der Geschäftsführer. Dementsprechend teurer wurde auch die Beschaffung des Materials. Schmidt schätzt, dass sich der Papierpreis fast verdoppelt hat.

Doch bei den Engpässen und den Preissteigerungen für die Materialien bleibt es nicht. Auch die Erhöhung der Strom- und Gaspreise trifft die Lüner Druckerei hart. „Wir sind ein energieintensiver Betrieb, da die Druckmaschinen eine Menge Strom verbrauchen. Bis zum Ende des Jahres haben wir noch einen günstigeren Vertrag, doch dann wird es doppelt so teuer“, erklärt Schmidt. Von den steigenden Benzinpreisen sei man ebenfalls betroffen.

2020 hat die Lüner Druckerei fusioniert. Seitdem sind Silke Jungmann, Jan Vetter, und Theo Schmidt als Geschäftsführer der Firma „Schmidt, Ley + Wiegandt“ gemeinsam unterwegs.

2020 hat die Lüner Druckerei fusioniert. Seitdem sind Silke Jungmann, Jan Vetter, und Theo Schmidt als Geschäftsführer der Firma „Schmidt, Ley + Wiegandt“ gemeinsam unterwegs. © Theo Schmidt

Aufträge ablehnen musste die Lüner Druckerei laut Schmidt wegen der aktuellen Lage zwar nicht, aber für die Kunden wurden es teurer. „Wir haben beim Material Mehrkosten im hohen sechsstelligen Bereich. Das hätten wir sonst nicht abfedern können.“ Die aktuelle Gesamtsituation ist auch für den erfahrenen Geschäftsführer neu: „Ich bin im August 49 Jahre in dieser Firma. So etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt.“

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In den kommenden Monaten müsse die Lüner Druckerei nun genau schauen, welche Materialien noch auf Lager sind, was davon für laufende Aufträge genutzt wird und wie lange es dauert, bis die neu bestellten Dinge ankommen. Letzteres ist derzeit alles andere als einfach: „Die Papier-Lieferanten können uns keinen genauen Liefertermin nennen. Und einen Preis gibt es auch erst dann, wenn geliefert wird. Wir haben da keine Sicherheit.“

Strategie für die Zukunft durch mehrere Geschäftsfelder

Angst hat Schmidt vor der aktuellen Situation nicht, er nennt sich selbst einen hoffnungslosen Optimisten. Der Geschäftsführer weiß, dass seine Firma zwar betroffen ist, aber gleichzeitig eine Strategie für die Zukunft hat. „Die Druckereien, die nur von der Erstellung von Drucksachen leben, haben es im Moment ganz schwer. Wir sind aber so breit aufgestellt, dass wir letztendlich flexibel reagieren können.“ Zu dem Unternehmen „Schmidt, Ley + Wiegandt“ gehören noch die Werbeagentur „ad-pitch“, das in Brambauer stationierte Warehouse für Lagerlogistik und der Druck von digitalen Produkten.

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Auch wenn Schmidt davon ausgeht, dass sich der Papiermangel der Branche wieder beruhigen wird, schaut er derzeit von Woche zu Woche. Und er gibt eine Prognose für die Zukunft: „Aus meiner Sicht werden wir nicht mehr auf die Papierpreise und die kurzfristigen Liefertermine kommen, die wir seit Jahrzehnten gewohnt waren.“

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