Osteraktionswoche 2023 in Lüner City Osterhase in der Fußgängerzone ist Spiele-Expertin

Osteraktionswoche startet: Hase in der Lüner City ist Spiele-Expertin
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Karin Faust liebt es, sich zu verkleiden. Das war schon immer so und beschränkt sich nicht auf die Karnevalszeit. In ihrem Kleiderschrank hängt unter anderem ein Bärenkostüm, ein rosarotes Miss-Piggy-Kleid inklusive Rüsselschnauze und gleich mehrere Grusel-Outfits zu Halloween. Und ein Hasenanzug: braun-weißes Fell, schwarzer Schnurrbart und lange Ohren. Wann genau sie ihn gekauft hat, weiß die 53-Jährige schon gar nicht mehr. Schon seit Jahren trägt sie ihn regelmäßig in den Tagen vor Ostern - eigentlich nur an ihrem eigenen Arbeitsplatz. 2023 wird sie erstmals in der ganzen City damit unterwegs sein - passend zur ersten Osteraktionswoche des Lüner City-Rings (1. bis 8. April).

Meteorologen sagen für Lünen Temperaturen zwischen acht und elf Grad für Lünen voraus. Manch einen, der an den Feiertagen schon den Grill anwerfen wollte, fröstelt es bei diesen Aussichten. Karin Faust ist damit ganz zufrieden. „Alles unter 15 Grad ist in Ordnung“, sagt sie. Alles darüber mache es zur Tortur, in die Hasenrolle zu schlüpfen - und damit in ein nicht atmungsaktives Plüschfell. In jedem Fall müssen Passanten etwas Glück entwickeln, um auf ihrem Einkaufsbummel durch die österlich dekorierten Geschäfte der Innenstadt tatsächlich die Häsin zu treffen: um sich mit ihr fotografieren zu lassen oder sich von ihr bunte Eier, Lünen-Gutscheine oder ein Lächeln schenken zu lassen. Denn Karin Faust ist in diesen Tagen in einem doppelten Feiertags-Einsatz. Als Osterhäsin und als Expertin für Oster-Geschenke.

Blomenkemper hat Tradition

An diesem Donnerstagvormittag vor Beginn der Osterferien trägt die gebürtige Lünerin kein braunes Hasenfell, sondern ein dunkelblaues Sweatshirt. Und das sagt noch mehr aus über sie als jedes Kostüm. „Die tut nix, die will nur spielen“, steht in weißen Lettern auf der Baumwolle: nicht irgendein Spruch, sondern eine Tätigkeits- und Wesensbeschreibung. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Karin Faust und lächelt. Da, wo sie jetzt steht, ist ihre Welt: zwischen den mit bunten Kartons gefüllten Regalen des einzigen inhabergeführten Spielwaren-Fachgeschäfts im ganzen Kreis Unna. Bei Blomenkemper, Münsterstraße 29, vorne in der Lüner Fußgängerzone.

Die Lüner Osterhäsin ohne Fell, Schminke und lange Ohren: Karin Faust an ihrem Arbeitsplatz: im Spielgeschäft Blomenkemper.
Die Lüner Osterhäsin ohne Fell, Schminke und lange Ohren: Karin Faust an ihrem Arbeitsplatz: im Spielgeschäft Blomenkemper. © Sylvia vom Hofe

Rolf Blomenkemper führt den Spielzeugladen in dritter Generation. 1992 ist er in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters getreten. Während Lütgenhaus in Dortmund, Weischer in Werne und viele andere zwischenzeitlich keine Zukunft mehr sahen, feiert Blomenkemper im nächsten Jahr 120-Jähriges. Ein Geheimnis des Erfolgs, sagt der Chef, sei die gute Beratung. Und dabei blickt er Karin Faust an. „Keiner kann das so gut wie sie“, sagt Blomenkemper. Denn sie beschränkt sich nicht darauf, das vorzulesen, was ohnehin auf dem Karton steht. Sie sagt, wie es tatsächlich funktioniert.

Altersangaben richtig deuten

„Mindestens 80 Prozent aller Spiele habe ich selbst gespielt“, sagt sie - egal, ob Spiele für die ganz Kleinen, die die ausgebildete Erzieherin Kita-Gruppen empfiehlt, oder komplexe Strategiespiele, die sie selbst und ihre Freunde regelmäßig bis in den späten Abend fesseln. Zusammen Brettspiele zu machen sei, sagt sie, viel unterhaltsamer als nur miteinander zu plaudern. „Und man lernt sich auch ganz anders kennen.“ Kann das Gegenüber gut verlieren? Jagt es dem schnellen Erfolg nach oder kann es sich gedulden? Ist es ein Team-Player oder ein Einzelkämpfer? Bei Karin Faust und ihrer Runde stehen abends Kennerspiele auf dem Tisch, die mitunter mehrere Stunden dauern können. Für jemanden, der bislang nur Kniffel und „Mensch ärgere Dich nicht“ gespielt hat, ist das nicht unbedingt etwas. Die Fachverkäuferin empfiehlt deshalb, auf die Altersangaben zu achten - und sie richtig zu übersetzen.

Zusammen mit Rolf Blomenkemper stellt Karin Faust am Spieltisch mitten im Laden ein neues Spiel vor. "Anfassen und Mitmachen ausdrücklich erwünscht", sagt sie.
Zusammen mit Rolf Blomenkemper stellt Karin Faust am Spieltisch mitten im Laden ein neues Spiel vor. "Anfassen und Mitmachen ausdrücklich erwünscht", sagt sie. © Sylvia vom Hofe

„Clack“ etwa, ein Spiel für Mädchen und Jungen ab vier Jahre, mache auch deren Eltern und Großeltern großen Spaß. Und Spiele ab 8 Jahre wie „Armadillo“, ein flottes Würfelspiel, seien nicht nur etwas für Grundschulkinder. Sie setzten lediglich Lese- und Rechenkenntnisse voraus. Wer ein Spiel ab 14 Jahre verschenke, könnte damit nicht nur Teenager, sondern auch deren Lehrerinnen und Lehrer überfordern. Denn die Altersangabe sage vor allem etwas über die Komplexität des Spiels aus. „Und nicht jeder hat Lust, sich erst durch eine umfangreiche Anleitung durchzuarbeiten, bevor der Spielespaß beginnen kann. Da hilft Karin Faust: Sie öffnet den Karton, legt Karten, Spielsteine, Spielplan und weiteres Zubehör auf den Tisch und fängt an zu erklären. Und zu spielen.

Neu: Zeitreise-Puzzles

Ganz ohne Mitspieler kommt aus, wer gerne puzzelt. „Rolf Blomenkemper und Karin Faust gehen ein paar Schritte vom Spieletisch zu einer bunten Regalwand, die im vergangenen Jahr große Lücken aufwies. Zu Corona sei die Nachfrage nach Puzzles sprunghaft gestiegen, sagt Blomenkemper. Zu dieser Zeit ist etwas entstanden, das wieder die Fachfrau erklären muss: „Wasgij Destiny ist eine Art Zeitreise-Puzzle“, sagt sie. Man lege nicht das Bild, das man auf dem Karton sieht, sondern eine Szene, die erst kurz danach eintreten wird. Das braucht dann wirklich Geduld und innere Ruhe - etwas, das Karin Faust zumindest in der Woche vor Ostern kaum haben wird.

Der Trend, zu Ostern nicht nur Süßigkeiten, sondern Spielzeug zu verschenken, hält ungebrochen an. Laut einer aktuellen Erhebung der Statistik-Online-Plattform Statista gibt die Mehrheit der Deutschen rund 50 Euro für Ostergeschenke aus. „Das ist das zweite Weihnachten“, bestätigt Karin Faust. Zum anderen hat sie noch einen Nebenjob in dieser Woche: Osterhäsin von Lünen.

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