Ein Lift könnte Menschen mit einer Behinderung am Lüner Hauptbahnhof theoretisch zu den Gleisen 3 und 4 bringen. Doch vor Ort gibt es keine Barrierefreiheit.

Ein Lift könnte Menschen mit einer Behinderung am Lüner Hauptbahnhof theoretisch zu den Gleisen 3 und 4 bringen. Doch vor Ort gibt es keine Barrierefreiheit. © Jonas Spät

Nicht akzeptabel: Barrierefreiheit wird am Bahnhof ziemlich klein geschrieben

rnMeinung

Barrierefreiheit sollte im Jahr 2022 eigentlich selbstverständlich sein. Ist sie aber nicht. Das zeigt sich drastisch am Lüner Hauptbahnhof. Unsere Autorin drängt auf schnellen Handlungsbedarf.

Lünen

, 29.07.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 1 min

Als Pendlerin bin ich jeden Tag auf den Zug zwischen dem Dortmunder Hauptbahnhof und Lünen angewiesen. Mal komme ich in der Lippestadt auf dem vorderen Bahnsteig mit den Gleisen 1 und 2 an, mal an der Rückseite, an der die anderen beiden Gleise liegen. Für mich spielt es eine untergeordnete Rolle, wo ich schlussendlich aussteige und nach der Arbeit wieder einsteige. Und damit bin ich ziemlich privilegiert. Das hat mir ein Gespräch mit Marie Louise Wißmann, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, ziemlich deutlich vor Augen geführt. Für sie gestaltet sich Zugfahren zu einer Reise zwischen Angst, Risiko und Hoffnung.

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Denn Barrierefreiheit wird am Lüner Hauptbahnhof ziemlich klein geschrieben. Theoretisch könnte die Situation deutlich besser sein. Doch der Lift, mit der sich die große Hürde „Treppe“ überwinden lässt, ist am Aufgang von Gleis 3 und 4 kaputt. Immer noch. Seit fast 12 Monaten. Und das im Jahr 2022. Menschen mit einer Behinderung müssen sich vorher unzählige Gedanken machen für eine womöglich nur 20-minütige Bahnfahrt. Kommt der Zug wirklich am vorhergesehenen Gleis an? Funktioniert der Lift? Oder bleibe ich hilflos stehen?

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Lünen hängt bei diesem Thema richtig hinterher. Doch damit ist die Lippestadt nicht allein. Laut der Deutschen Bahn waren 2021 insgesamt 610 der 701 Verkehrsstationen in NRW nicht barrierefrei. Bei einer aktuellen Studie aus dem VRR-Gebiet zeigt sich, dass 40 Prozent aller Stationen modernisiert werden müssen, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Diese Situation ist einfach nicht akzeptabel und muss schnellstmöglich ins Positive verändert werden.

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