Dr. Michael Dannebom ist seit Ende Februar Leiter des Lüner Wirtschaftsförderungszentrums mit dem markanten Colani-Ufo.

© Zimmermann/vom Hofe

Neuer WZL-Chef Dannebom: „Müssen in Lünen an einem Strang ziehen“

rnWirtschaft in Lünen

Sein Vertrag über zehn Wochenstunden läuft nur bis zum 31. Juli 2022. Dennoch steht für Dr. Michael Dannebom, dem neuen Chef der Wirtschaftsförderung Lünen, fest: „Ein Vakuum gibt es nicht.“

Lünen

, 21.04.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Satz hallt nach. „Wir haben zurzeit ein Vakuum bei der WZL.“ Mit diesen Worten hatte Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns erläutert, warum er eine Stabsstelle Wirtschaft und Marketing im Rathaus eingerichtet hat, obwohl Lünen eine eigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft hat: die WZL. Das war während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Rathaus. Der neue Chef der WZL hatte da bereits sieben Kilometer weiter westlich Am Brambusch in Brambauer an seinem Schreibtisch Platz genommen: Dr. Michael Dannebom (62). Ein herzliches Willkommen hört sich anders an.

„Man könnte das als Kampfansage verstehen“, sagt Dannebom. Will er aber nicht. Tatsächlich hält er zwar die neue Stabsstelle „für wenig hilfreich“. Unternehmensvertreter könne jeder an das Wirtschaftsförderungszentrum verweisen. Dafür brauche es keiner eigenen Stelle, die parallel arbeitet. „Das alles“, so hofft der neue Chef, „werden wir aber auch noch in vertraulichen Gesprächen klären“ - miteinander und nicht übereinander. So viel steht für den Dortmunder fest: „Es kann nicht die Wirtschaftsförderung der Politik geben und die Wirtschaftsförderung des Bürgermeisters, sondern nur die Wirtschaftsförderung Lünens.“

Streit zwischen Politik und Bürgermeister

Dannebom weiß um den Dauerstreit zwischen Stadtrat und Bürgermeister. Ende 2020 waren beide Seiten heftig aneinandergeraten in der Frage, um wie viele Jahre der Betrauungsakt verlängert werden solle, also die Grundlage der Finanzierung der WZL GmbH durch die Stadt. Kleine-Frauns hatte zehn Jahre vorgeschlagen, der Rat verlängerte aber nur über drei Jahre: etwas, das Eric Swehla - Danneboms Vorgänger, der damals seit drei Jahren in Lünen als Wirtschaftsförderer tätig war, - als Misstrauenserklärung interpretierte. Nicht der einzige Zankapfel in Lünen.

Jetzt lesen

Angeblich gebe es aus der Lüner Politik „hinter vorgehaltener Hand, aber unüberhörbar“ auch Forderungen, dass Wirtschaftsförderung zentral aus Unna gemacht werden solle, sagte Kleine-Frauns im Februar 2022 in einem Interview. Auch diese Sorgen kennt Dannebom und nimmt dazu Stellung - nicht trotz, sondern wegen seiner Doppelrolle.

Mit dem nördlichen Teil der Steag-Fläche beschäftigt sich die WFG. Sie ist gerade dabei, den Kaufvertrag für die nördliche Steag-Fläche in Lünen zum Abschluss zu bringen.

Mit dem nördlichen Teil der Steag-Fläche beschäftigt sich die WFG. Sie ist gerade dabei, den Kaufvertrag für die nördliche Steag-Fläche in Lünen zum Abschluss zu bringen. © Goldstein (A)

Dannebom: Wirtschaftsförderung in Lünen wird bleiben

Dannebom ist beides: seit Ende Februar 2022 nach Swehlas Wechsel zur Wirtschaftsförderung Wuppertal sowohl Chef der Lüner Wirtschaftsförderung als auch noch immer Mitverantwortlicher der Wirtschaftsförderung des Kreises Unna (WFG), die er bis zum Jahreswechsel mehr als 20 Jahre lang geleitet hatte. Für ihn steht fest: „Es muss auch weiterhin auf beiden Ebenen Wirtschaftsförderung geben: eine städtische Wirtschaftsförderung und eine regionale.“ Und: „Es gibt keine Auflösungserscheinungen bei der WZL.“ Im Kreis gebe es mehr als 10.000 Betriebe. „Multiplikatoren vor Ort sind da unerlässlich.“

Jetzt lesen

Der 62-Jährige beschäftigt sich auch als WFG-Vize derzeit intensiv mit Lünen. Die WFG ist gerade dabei, den Kaufvertrag für die nördliche Steag-Fläche in Lünen zum Abschluss zu bringen. Öffentlich bereitgestellte Gewerbeflächen, sagt er, seien für den Strukturwandel wichtig. In wenigen Wochen soll es so weit sein. Als WZL-Chef- „ich bin ein bis zwei Tage in der Woche vor Ort, tatsächlich aber immer erreichbar“ - ist er indes noch damit beschäftigt, sich einen genauen Überblick zu verschaffen,

5-Standorte-Programm als Aufgabe

Dabei geht es schwerpunktmäßig um Lünens Projekte für das sogenannte 5-Standorte Programm: Wie auch Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm und Herne erhält auch der Kreis Unna als Steinkohlekraftwerksstandort Bundesmittel für den wirtschaftlichen Umbau.

Jetzt lesen

Mit bald 63 Jahren blickt Dannebom bereits auf den Ruhestand. Bei der WZL hat er nur noch eine halbe Stelle, die zum 31. 7. ausläuft. Ob die Rente aber auch in Lünen im August anfangen wird, ist noch offen. Wenn bis dahin die Nachfolge noch nicht geklärt ist, will der Interims-Geschäftsführer eine Verlängerung nicht ausschließen. Ein Personaldienstleister sei beauftragt, geeignete Kandidaten zu finden. „Bis dahin muss die Sache mit dem Betrauungsakt gelöst sein“, meint er. Und die Stabsstelle Wirtschaft aufgelöst? „Hauptsache, wir ziehen an einem Strang.“