Zur Enthüllung der Gedenktafel für die ehemalige Synagoge kamen unter anderem (v.r.n.l.): Maxim Kolbasner von der jüdischen Gemeinde Dortmund, Friedricht Stiller, Pfarrer und Beauftragter für den jüdisch-christlichen Dialog, Michael Stache, stellvertretender Superintendent für den Kreis Unna, Rainer Schmeltzer, Vizepräsident des Landtags, der erste stellvertretende Bürgermeister der Stadt Lünen, Daniel Wolski, und der Gemeindepfarrer der Stadtkirche, Udo Kytzia.

Zur Enthüllung der Gedenktafel für die ehemalige Synagoge kamen unter anderem (v.r.n.l.): Maxim Kolbasner von der jüdischen Gemeinde Dortmund, Friedricht Stiller, Pfarrer und Beauftragter für den jüdisch-christlichen Dialog, Michael Stache, stellvertretender Superintendent für den Kreis Unna, Rainer Schmeltzer, Vizepräsident des Landtags, der erste stellvertretende Bürgermeister der Stadt Lünen, Daniel Wolski, und der Gemeindepfarrer der Stadtkirche, Udo Kytzia. © Mahad Theurer

Neue jüdische Gedenkstätte in Lüner Innenstadt: „Teil der Gesellschaft“

rnGedenkstätte

An dem Ort, an dem vor der NS-Zeit die Lüner Synagoge stand, steht nun eine dreiteilige Gedenktafel, um an das jüdische Leben zu erinnern. Sie grenzt direkt an ein weiteres Gotteshaus.

Lünen

, 07.06.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Solange es Menschen vom rechten Rand gibt, die den Holocaust leugnen, ist es wichtig, dass die Mitte der Gesellschaft sich erinnert“, sagt Maxim Kolbasner, vorsitzender Repräsentant der jüdischen Gemeinde Dortmund. Der junge Mann ist an diesem Freitag (3. Juni) in Lünen zu Besuch, um bei der Enthüllung der Gedenktafel für die jüdische Synagoge auf dem Gelände des Gemeindehauses der evangelischen Gemeinde St. Georg dabei zu sein.

Jetzt lesen

Dort, wo heute an der Stadttorstraße das evangelische Gemeindehaus steht, stand nämlich bis 1944 die Lüner Synagoge. Um an die ursprüngliche Architektur und die Gemeinde zu erinnern, wurden an ihrem damaligen Platz drei Infotafeln mit Abbildungen und etlichen Details zur jüdischen Geschichte in Lünen aufgestellt.

Heute deutlich weniger jüdische Menschen in Lünen

Bereits 1938 im Zuge der Reichspogromnacht waren die Nationalsozialisten in die Synagoge eingebrochen, hatten die Inneneinrichtung entwendet und verbrannt. 1939 wurde die jüdische Gemeinde dann gezwungen, das Gebäude zu verkaufen. 1944 wurde es im Krieg bei einem Bombenangriff zerstört.

Neben Abbildungen gibt es auf den Gedenktafeln auch eine Zeitleiste zum jüdischen Leben in Lünen.

Neben Abbildungen gibt es auf den Gedenktafeln auch eine Zeitleiste zum jüdischen Leben in Lünen. © Mahad Theurer

„300 Jahre lang war die Synagoge der Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Lünen“, erzählt Friedrich Stiller, evangelischer Pfarrer und Beauftragter für den jüdisch-christlichen Dialog. „Wir wollen zeigen, dass jüdisches Leben noch immer Teil der Gesellschaft ist.“ Vor der NS-Zeit lebte eine Gruppe von ungefähr 200 jüdischen Menschen in Lünen. Heutzutage sind es deutlich weniger. Maxim Kolbasner kennt lediglich eine jüdische Familie, die aus Lünen zu Gottesdiensten in die Dortmunder Gemeinde kommt, erzählt er. Ein Großteil des jüdischen Lebens in der Umgebung spiele sich in den südlichen Dortmunder Stadtteilen wie Hörde ab.

Erinnerungskultur ist für Maxim Kolbasner sehr wichtig.

„Rent a Jew“

Unter der Überschrift „Rent a Jew“ („Miete einen Juden“) besucht der 30-Jährige regelmäßig Schulen und spricht mit den Schülern über seine Religion. Für die Gedenktafel an der Stadttorstraße haben die Verantwortlichen mit der Dortmunder Künstlerin Sabine Spieckermann zusammengearbeitet. Die Abbildungen zeigen das ursprüngliche Fachwerkgebäude und eine Skizze, wie es sich in das heutige Stadtbild einfügen würde.

Jetzt lesen

Begleitet wird die Veranstaltung, zu der sich ungefähr 40 Personen eingefunden haben, von Jutta Timpe, der Kantorin der evangelischen Stadtkirche. Mit ihrem Mann, der Geige spielt, performt sie Klezmer-Tänze, die einen zusätzlichen Hauch von jüdischer Kultur in die Stadttorstraße bringen.

Lesen Sie jetzt