Daniel Claeßen alias „The Fretful Father“ ist mal wieder verärgert - weil seine Urlaubshoffnung erneut zerstört wurde. Hätte er mal Malle gebucht...

© Kristina Schröder Photography / Montage Klose

Nächster Familienurlaub dahin: Seit wann sitzen wir hier doch gleich fest?

rnThe Fretful Father

Die Hoffnung auf Abwechslung zu Ostern war bei unserem Fretful Father groß. Doch sie stürzte in sich zusammen wie ein Turm aus Bauklötzen. Die Frage ist: Wer hat ihn umgeworfen?

Kreis Unna

, 26.03.2021, 13:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eigentlich hatten wir die Kapla-Steine für den Nachwuchs gekauft. Tatsächlich liege ich jedoch selbst recht häufig auf dem Wohnzimmerboden und ordne die flachen, länglichen Platten so an, dass sie am Ende ein Gesamtkunstwerk ergeben, das man einem Haufen Holz (und mir) niemals zugetraut hätte.

Das Schöne dabei: Es geht nicht unbedingt darum, hoch hinaus zu wollen. Klar, Türme sind was Tolles, aber eben auch eine Sache, die selbst unsere Jüngste mit ihren drei Jahren schon ganz gut hinbekommt.

Aber eine stabile Brückenkonstruktion ohne Schrauben und Gewichte, oder ein Nachbau des Todessterns (den man sich in diesen Tagen ja doch häufiger mal im Original gewünscht hätte) - das sind schon Sachen, für die man Fingerspitzengefühl und vor allem Geduld braucht. Also genau die beiden Eigenschaften, die auch in den vergangenen Tagen und Wochen dringend von Nöten gewesen wären.

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Aber das kommt in besten Familien vor: Am Ende bekommt der, der am Lautesten schreit, seinen Willen, auch wenn das bedeutet, dass damit alles nur noch schlimmer wird.

Seit wann sitzen wir hier eigentlich fest?

Dabei hatte ich wirklich, wirklich damit gerechnet, dass unser Osterurlaub klappen könnte. Erst recht, nachdem die ganze Impferei losging und die Aussicht bestand, einen halbwegs entspannten Frühling verbringen zu können. Wir wollten ja nicht weit weg - nur an die Ostsee, wo wir eigentlich vor einem Jahr sein wollten, und dann vor einem halben, aber jedes Mal vom Zielort die Nachricht bekamen: „Tut uns leid, ihr dürft nicht bei uns übernachten.“

Tja. Wir hätten uns zwischen Ferienwohnung und Küstenweg bewegt, wären 12 Stunden am Tag an der frischen Luft gewesen und hätten auch sonst das getan, was wir zuhause tun: Einkaufen mit Maske, Kontakte minimieren (wen will man im Urlaub auch schon treffen?) und sich größtenteils aus allem raushalten. Einziger, aber wesentlicher Unterschied: Beim Spaziergang sieht man mal was anderes als in den vergangenen 10, 12 oder 18 Monaten - ach, wer weiß das denn schon noch, seit wann wir hier genau festsitzen?

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Wenn Sie mich jetzt fragen, warum ich hier so rum jammere, bloß weil mein Osterurlaub ins Wasser fällt, während anderswo Menschen ganz andere Probleme haben, dann sage ich Ihnen: Stimmt, Sie haben recht. Der Typ zum Beispiel, der nach Mallorca geflogen ist und direkt nach seiner Ankunft mit den Worten „Ich hab‘ auf soviel verzichtet, jetzt muss die Politik mal liefern“ den wohl hirnverbranntesten Satz seit „Sie filmen mich direkt ins Gesicht“ in eine Fernsehkamera sprach, hat ein massives Problem. Oder die 20.000 Herrschaften in Kassel, die immer noch glauben, in einer Diktatur zu leben, oder auch diese Sängerin, die mal 99 Luftballons losgeschickt hat und auch jetzt auf aufgeblasenen Mumpitz zu stehen scheint. Allerdings haben sich diese Zeitgenossen ihre Probleme auch selbst ausgesucht.

Auf Malle gibt‘s das Rüstzeug zum Superspreader

Familien hingegen, die im vergangenen Jahr zwischen Home-Schooling und Home-Office gependelt sind, teilweise nicht wussten, woher im nächsten Monat das Geld kommen soll, die sich an alle Regeln gehalten haben, die ihren Kindern erklären mussten, was es mit dem Wahnsinn und mit den Wahnsinnigen auf sich hat, und die trotzdem darauf vertraut haben, dass sich das am Ende alles auszahlt - die stehen nun erneut vor der verschlossenen Wohnungstür, während sich irgendwelche Hallodris auf Malle das Rüstzeug zum Superspreader aneignen, um dann alles noch weiter in die Länge zu ziehen.

Ich finde, da darf man schon mal jammern. Zumal ich wohl auch in den kommenden Woche häufiger auf dem Wohnzimmerboden liegen werde und mich an Holzkunstwerken versuche, die dann kurz vor der Vollendung zusammenbrechen. Genauso wie meine Hoffnung auf Osterurlaub. Na ja. Der nächste Sommer kommt bestimmt.

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ZWISCHEN BESORGT UND VERÄRGERT

In seiner Kolumne „The Fretful Father“ schreibt Reporter Daniel Claeßen über Dinge, die ihn als Familienvater bewegen. Und auch wenn er die Probleme seiner Kinder stets ernst nimmt, ist hier nicht immer alles ernst gemeint. Der Titel der Kolumne ist angelehnt an das „Fretful Mother Magazine“ aus der Serie „Die Simpsons“. Womit auch klar ist, dass hier immer mal wieder das Kind im Manne durchkommt. Außerdem kann „fretful“ nicht nur „besorgt“, sondern auch „quengelig“, „weinerlich“ und „verärgert“ bedeuten - womit die Gefühlsspanne unseres Autors ziemlich gut abgebildet wird.
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