Besser, aber chaotisch: Eltern bewerten den Wechselunterricht

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Besser, aber chaotisch: Eltern bewerten den Wechselunterricht

rnJunge Familien

Die Kinder durften in den vergangenen Wochen wieder in die Schule. Das freut die Kinder, aber auch die Eltern. Aber reibungslos läuft der Unterricht im Wechsel trotzdem nicht.

von Claudia Lohmann

Kamen

, 25.03.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Ich lege da keinen Druck mehr drauf, weil ich das nicht mehr schaffe.“ Rebecca Harmuth hat den Lehrern ihres Sohns gesagt, dass sie nicht die Zeit hat, um nach Aufgaben zu suchen, die vor Wochen verschollen sind.

„Wir machen, was er kriegt und auch alle Sternchen-Aufgaben.“ Aber wenn erst spät die Rückmeldung kommt, dass eine Aufgabe von letztem Monat fehlt und diese nicht mehr auffindbar ist, nimmt Harmuth das nicht mehr ganz so eng.

Die alleinerziehende Mutter arbeitet im Homeoffice, kümmert sich gleichzeitig um den Haushalt und unterstützt ihren Sohn Lucian, der in die vierte Klasse geht, beim Lernen.

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Ähnlich stressig sah der Alltag der vergangenen Wochen in vielen Familien aus. Von vielen Seiten war zudem zu hören, dass es nicht leicht war, den Überblick zu bewahren, was die Aufgaben und Videokonferenzen angeht.

Wann muss was bei welchem Lehrer abgegeben werden? Wer bietet wann eine Videokonferenz an? Solche Fragen mussten vor allem Eltern jüngerer Kinder sich täglich stellen. Dass da mal Aufgaben durchrutschten, ist keine so große Überraschung.

Läuft der Wechselunterricht besser als das Homeschooling?

In den letzten zwei Wochen durften die Kinder dann wieder wechselweise in die Schule. „Er freut sich riesig, dass er seine Freunde wiedersehen kann und auch ich bin froh und dankbar“, sagt Harmuth.

Lucian gehe Montag, Mittwoch und jeden zweiten Freitag in die Grundschule, an anderen Tagen erledigt er zu Hause Aufgaben.. Den tageweisen Wechsel findet seine Mutter gut: „Dadurch kommen die Kinder nicht so sehr raus“, findet sie. Auch für sie ist der Wechselunterricht praktisch, weil sie an den freien Tagen konzentrierter arbeiten kann.

Mila (9,l.) und ihr Bruder Lukas (11) Biernath arbeiten teils zu Hause, teils in der Schule. Wann sie wo sein müssen und auf welchem Wege die Aufgaben abgegeben werden müssen, hat Mutter Pia Biernath im Blick.

Mila (9,l.) und ihr Bruder Lukas (11) Biernath arbeiten teils zu Hause, teils in der Schule. Wann sie wo sein müssen und auf welchem Wege die Aufgaben abgegeben werden müssen, hat Mutter Pia Biernath im Blick. © Stefan Milk

Wechselunterricht an sich ist also eine deutliche Verbesserung für die Kinder und die Familien – aber er ist damit nicht unkomplizierter als das Homeschooling. Durch den Wechsel zwischen Schule und dem Lernen zu Hause treten neue Hürden auf: Manchmal gebe es am Montag Probleme, weil zum Beispiel ein Buch fehlt, das noch in der Schule liegt, sagt Harmuth.

Wechselunterricht ist schön, aber unübersichtlich

Auch bei Familie Biernath läuft der Wechselunterricht nicht wirklich entspannt. „Es ist ein bunter Mix auf Hausaufgaben, die in der Schule oder über Teams gestellt werden. Da muss man genau aufpassen, was bis wann gemacht werden muss und was davon die Kinder hochladen sollen oder mitbringen“, berichtet Pia Biernath.

Wie Harmuth ist auch sie froh, dass ihre Kinder endlich wieder in die Schule dürfen. Aber der Wechselunterricht will gut organisiert sein. „Ich persönlich habe das Gefühl, man muss ständig reingucken und nach Terminen suchen, damit man nicht irgendwas verpasst“, sagt die Kamenerin.

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An der weiterführenden Schule, die ihr Sohn besucht, komme hinzu, dass vor dem Präsenztag noch einmal gecheckt werden muss, ob der Unterricht wirklich stattfindet und wenn ja, in welchen Räumen. Die Schüler sollen sich vor Ort schließlich nicht in die Quere kommen.

Doch genau wie Harmuth merkt man auch ihr an, wie sehr sie sich freut, dass die Kinder wieder in die Schule dürfen. „Es ist nicht einfacher geworden, aber sie freuen sich jeden Tag, dass sie hingehen dürfen.“ Und solange die Kinder glücklich sind, sind es auch die Eltern. Von den Strapazen können sie sich in den Osterferien erholen.

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