Tanja Droege hat mit Hilfe einer Nachbarschaftsaktion in Brambauer innerhalb kürzester Zeit ein Haus für ukrainische Flüchtlinge komplett ausgestattet.

© privat

Nachbarschaftsaktion für Ukraine in 48 Stunden: „Das war der Wahnsinn“

rnHilfe für die Ukraine

Die Hilfsbereitschaft während des Ukraine-Krieges bricht auch in Lünen nicht ab. In Brambauer haben nun neun ukrainische Flüchtlinge durch eine Nachbarschaftsaktion ein neues Zuhause bekommen.

Brambauer

, 01.04.2022, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Alles fing mit einem leer stehenden Haus und einer SMS mit der Frage nach einer Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge an. Daraus entstand in Brambauer eine Nachbarschaftsaktion, die innerhalb von 48 Stunden neun Ukrainerinnen und Ukrainern ein neues zu Hause geschaffen hat. Hinter dem Projekt stecken die Lünerin Tanja Droege und ihre Familie.

Jetzt lesen

Die Firma ihres Mannes hatte in Brambauer ein Haus zum Verkauf angeboten, doch bisher fand sich kein richtiger Käufer. Als dann der Krieg in der Ukraine begann und Droeges Arbeitskollegin, die selbst Ukrainerin ist, von ihrer Familie im Kriegsgebiet erzählte, wollte die 53-Jährige handeln. Sie bot ihr an, dass die Flüchtlinge in das Haus ziehen könnten, dann wären sie wenigstens in der Nähe.

Am 5. März kam dann die Nachricht von der ukrainisch stämmigen Kollegin. „Sie fragte mich, ob das Angebot mit dem Haus noch steht, ihre Familie musste wegen einer Evakuierung raus aus ihrem Dorf.“ Das Problem: Die Räumlichkeiten sind komplett leer gewesen, lediglich die Sanitäranlagen waren vorhanden.

Unzählige Helfer unterstützen aus der Nachbarschaft

In einer WhatsApp-Gruppe, in der sich die Nachbarn von Tanja Droege zusammengeschlossen haben, fragte die 53-Jährige nach Hilfe und der nötigen Ausstattung. „Und dann ging es los. Innerhalb von zwei Stunden wurde uns alles angeboten“, erinnert sie sich. Aus der Nachbarstraße kamen beispielsweise Menschen mit einem Pritschenwagen vorbei voll mit Stühlen und Tischen.

In dem Haus gibt es zwei Küchen für die zwei Familien, die im März dort eingezogen sind.

In dem Haus gibt es zwei Küchen für die zwei Familien, die im März dort eingezogen sind. © privat

Innerhalb von 48 Stunden war das Haus fertig eingerichtet – inklusive Küche. „Das war einfach der Wahnsinn, was da auf uns eingeprasselt ist“, sagt die Lünerin. Sie sei total überwältigt gewesen von der Hilfsbereitschaft und der Solidarität. Beim Aufbau wusste Droege teilweise gar nicht wo ihr der Kopf stand vor lauter Fragen: „Alle wollten etwas wissen. Wo soll dieses Bett hin? Wo kann ich die Gardinen aufhängen?“ Vor allem wenn Droege Abend zur Ruhe kommt und die vergangenen Wochen Revue passieren lässt, wird sie emotional. „Da kommen einem schon die Tränen. Es fühlt sich richtig gut an, helfen zu können.“

Vor drei Wochen ist die sechsköpfige ukrainische Familie eingezogen. Doch dabei sollte es nicht bleiben. „Wir hatten uns entschlossen, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Da wir selbst sehr tierlieb sind und um die Schwierigkeiten wissen, ein Haustier in Flüchtlingsunterkünfte mitzubringen, wollten wir unbedingt Menschen mit Tieren helfen“, erklärt die 53-Jährige.

Weitere ukrainische Familie zieht in das Haus

Über die Tierschutzorganisation Tasso habe sie dann das Haus in Brambauer angeboten – mit Erfolg. Vergangene Woche sind drei weitere ukrainische Flüchtlinge in dem Haus untergekommen inklusive Schäferhund. „Sie sollten erst woanders wohnen, aber da gab es wegen des Hundes dann Probleme“, erklärt Droege. Nun leben die beiden Familien zusammen in dem Haus. Die insgesamt neun Ukrainerinnen und Ukrainer würden sich wirklich gut verstehen, so die Lünerin.

Jetzt lesen

Die Verständigung mit den Flüchtlingen läuft hauptsächlich über Google-Übersetzer ab. Die ukrainische Cousine von Droeges Arbeitskollegin spräche aber relativ gut deutsch und eine weitere Frau würde zudem englisch sprechen. „Man kann sich so wirklich gut unterhalten. Bei den Kindern ist das sowieso kein Problem, die machen das mit Händen und Füßen.“

Dass für die Ukrainerinnen und Ukrainer die unglaubliche Unterstützung bei Weitem nicht selbstverständlich ist, zeigt sich in einer besonderen von den Flüchtlingen geplanten Aktion. Denn als Dank für die Hilfe der vergangenen Wochen planen die zwei Familien ein Essen für alle Helfer mit ukrainischen Nationalgerichten.

Schlagworte: