Der Kreis Unna ordnete die Verlegung von Patienten von Beatmungs-Wohngemeinschaften in Lünen und Bönen an. Der Heimaufsicht lagen Hinweise vor, wonach keine ausreichende Zahl an Pflegekräften in den WGs zugegen war.

Der Kreis Unna ordnete die Verlegung von Patienten von Beatmungs-Wohngemeinschaften in Lünen und Bönen an. Der Heimaufsicht lagen Hinweise vor, wonach keine ausreichende Zahl an Pflegekräften in den WGs zugegen war. © Pinger Sabine

Nach Pflegeskandal in Lünen: Pflegedienst hat Insolvenz angemeldet

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Mitte Juli erreichte Lünen ein Pflegeskandal: Der Geschäftsführer eines Pflegedienstes musste wegen mehrfachen Betrugs in Untersuchungshaft. Nun stellte das Unternehmen seinen Betrieb ein.

Lünen

, 18.08.2022, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am 19. Juli herrschte ein hektisches Treiben in der Kurt-Schumacher-Straße in Lünen. Sieben Patienten des Pflegedienstes Intensivpflege mussten spontan verlegt werden. Da es sich um Menschen handelt, die in einer Beatmungs-WG leben, waren Notärzte, komplexe Transporter mit spezieller medizinischer Ausstattung für Intensivmedizin und Betreuer notwendig.

Der Grund für die kurzfristige Verlegung: Der Geschäftsführer des Pflegedienstes sitzt in Untersuchungshaft. Es geht um 54 Fälle von gewerbsmäßigem Betrug in Tateinheit mit Urkundenfälschung. Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt.

Unklarheit über Gehälter der Pflegerinnen und Pfleger

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bönen hat mittlerweile beim Amtsgericht Dortmund Insolvenz angemeldet. Die Insolvenz des Pflegedienstes hatte sich angebahnt. Der Westfälische Anzeiger (WA) berichtet von einem Schreiben der bisherigen Geschäftsführung an die Mitarbeiter.

Der Pflegedienst Intensivpflege Lünen hatte seinen Sitz in der Kurt-Schumacher-Straße.

Der Pflegedienst Intensivpflege Lünen hatte seinen Sitz in der Kurt-Schumacher-Straße. © Sylvia vom Hofe

Dort heißt es: „Das Insolvenzgericht hat bereits einen Sachverständigen ernannt, der sofort mit uns Kontakt aufgenommen hat. Wir stimmen gerade mit ihm die zu erledigenden Maßnahmen – unter anderem in Hinblick auf offene Gehälter – ab. Diese Abstimmungen dauern noch an, bitte habt noch etwas Geduld.“

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Zudem teilte der Kreis Unna mit, dass der Pflegedienst keine Betreuungstätigkeit einer Pflegewohngemeinschaft im gesamten Kreis angezeigt hat. Der Kreis Unna war in der Sache tätig geworden, weil der WTG-Behörde des Kreises (Wohn- und Teilhabegesetz NRW) als Heimaufsicht Hinweise vorlagen, wonach keine ausreichende Zahl an Pflegekräften in den WGs zugegen war. Eine Gefährdung der Patienten hatte nicht ausgeschlossen werden können, hieß es.

Pflegedienst nicht mehr telefonisch erreichbar

Wie es mit dem Lüner Standort weitergeht, ist unklar. „Am Standort ist keine Pflegewohngemeinschaft in Betreuung. Mögliche andere Nutzungen sind dem Kreis Unna nicht bekannt“, teilte Kreis-Pressesprecher Volker Meier mit. Hinweise auf die Gründung einer neuen Pflegewohngemeinschaft gebe es aktuell nicht.

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Fest steht: Die Internetseite des Pflegedienstes existiert noch. Wer allerdings bei der Telefonnummer anruft, die in den Kontakten angegeben ist, bekommt folgende Mitteilung. „Diese Rufnummer ist uns nicht bekannt. Bitte überprüfen Sie die Rufnummer.“

Unterdessen beginnt am 5. Oktober ein zivilrechtlicher Prozess am Landgericht Dortmund. Darin geht es um den Vorwurf der Körperverletzung, schwere Pflegefehler und Abrechnungsbetrug. Zudem fordert ein betroffener Patient 70.000 Euro Schmerzensgeld.

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