Die Patienten einer Lüner Pflegestätte (Symbolbild) wurden am Dienstag (19. Juli) in andere Einrichtung transportiert.

Die Patienten einer Lüner Pflegestätte (Symbolbild) wurden am Dienstag (19. Juli) in andere Einrichtung transportiert. © picture alliance/dpa

Nach Pflegeskandal in Lünen: Patienten an mehrere Standorte verlegt

rnGewerbsmäßiger Betrug

Nach der Inhaftierung des Geschäftsführers eines Lüner Pflegedienstes, wurden die Patienten in einer aufwändigen Aktion verlegt. Wie es mit dem Standort weitergeht, ist unklar.

Lünen

, 20.07.2022, 12:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Notärzte, komplexe Transporter mit spezieller medizinischer Ausstattung für Intensivmedizin und Betreuer waren am Dienstagnachmittag (19. Juli) notwendig, um die Patientinnen und Patienten des Pflegedienstes Intensivpflege Lünen zu verlegen. „Mit dem Transport ist alles glatt gelaufen“, teilte Volker Meier, Pressesprecher des Kreises Unna, am Mittwochvormittag mit.

Bei den Erkrankten handelt es sich um insgesamt sieben Menschen, die beatmet werden müssen und deren gesundheitlicher Zustand sehr kritisch ist. Alle Patientinnen und Patienten wurden im Krankenbett transportiert.

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Auf Anfrage der Redaktion sagte Meier, dass sie auf unterschiedliche Orte verteilt wurden. „Es sind Standorte im Kreis Unna, aber auch nach Werdohl (Märkischer Kreis) und Castrop-Rauxel wurden die Menschen gebracht.“

Dramatische Anrufe und plötzliche Kündigungen

Der Kreis Unna hat die Aufsicht über die stationären Einrichtungen, zu der auch die Wohngruppe an der Kurt-Schumacher-Straße gehört. Pressesprecher Meier teilte am Mittwochnachmittag einige Details zum Transport mit. „Die Verlegung war notwendig geworden, nachdem klar wurde, dass ein beauftragter Pflegedienst seine vertraglichen Leistungen nicht erfüllen konnte.“

Wie es mit Pflegedienst Intensivpflege Lünen mit Sitz in der Kurt-Schumacher-Straße weitergeht, ist unklar.

Wie es mit Pflegedienst Intensivpflege Lünen mit Sitz in der Kurt-Schumacher-Straße weitergeht, ist unklar. © Sylvia vom Hofe

Wie berichtet, sitzt der Geschäftsführer der Einrichtung in U-Haft. Der Mann ist ebenfalls Geschäftsführer eines Pflegedienstes in Bönen. Dort wurde zahlreichen Patientinnen und Patienten von heute auf morgen gekündigt. Betroffene berichten von dramatischen Anrufen.

Wie der Westfälische Anzeiger (WA) berichtet, wurde einem Ehemann einer betroffenen Patientin lediglich mitgeteilt, dass die Pflege seiner Frau nicht mehr gewährleistet werden kann. Dazu kam der Hinweis, dass er seine Frau ins Krankenhaus bringen lassen könne. Doch eine Unterbringung im Krankenhaus kam in diesem Falle nicht in Frage. Sein Fazit: „Das Ganze ist erschreckend. So geht man nicht mit Menschen um.“

Kreis sah Versorgung als nicht mehr gesichert an

Insgesamt wird dem Geschäftsführer des Unternehmens in 54 Fällen gewerbsmäßiger Betrug in Tateinheit mit Urkundenfälschung vorgeworfen. Außerdem sollen Mitarbeiter nicht mehr bezahlt und nicht immer entsprechend ausgebildetes Personal beschäftigt worden sein.

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Der Kreis Unna meldete nun, dass der Pflegedienst vermutlich einem Teil seiner Mitarbeiter kurzfristig gekündigt hat. Diese waren daraufhin nicht zum Dienst erschienen. „Der Kreis sah die Versorgung der Intensivpflegepatienten in den Wohngemeinschaften wegen des fehlenden Fachpersonals nicht mehr gesichert und begann mit der Verlegung.“

Aktuell werde im Kreis Unna mit Hochdruck daran gearbeitet, die Intensivpflege im häuslichen Bereich sicherzustellen, teilte Pressesprecher Volker Meier mit. Bislang seien allerdings noch keine Ausfälle bekannt, auch, weil andere Pflegedienste schnell reagieren und Fälle übernehmen würden.

Beratungstelefon verlängert

Nicht bekannt sei bislang, wie viele Verträge durch den bisherigen Anbieter gekündigt wurden. Dagegen ist sicher, dass durch den Ausfall des Pflegedienstes kurzfristig neue Intensivpflegeanbieter die Pflege übernehmen müssen.

Am Dienstagnachmittag (19. Juli) wurden Patientinnen und Patienten aus der Beatmungs-WG umverlegt.

Am Dienstagnachmittag (19. Juli) wurden Patientinnen und Patienten aus der Beatmungs-WG umverlegt. © Sylvia vom Hofe

Der Kreis empfiehlt, dass Betroffene oder deren Angehörige den Kontakt zu ihrer Krankenkasse suchen sollen. Außerdem erhalten sie aber auch Informationen über das kostenfreie Beratungstelefon der Pflege- und Wohnberatung des Kreises Unna unter der Nummer (0800) 27 200 200. Das Beratungstelefon verlängert bis 31. Juli seine Erreichbarkeit auf die Zeit von 8 bis 19 Uhr.

Wie es mit dem Pflegedienst an der Kurt-Schumacher-Straße weitergeht, ist unklar. Vermutlich droht die Schließung. Kreis-Pressesprecher Meier sagte, dass es bisher noch keine neue Anmeldung eines Pflegedienstes für den Standort gegeben habe.

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