Es war eine spontane Idee. Svenja Brose (37), die seit jeher gerne bastelt und mit ihrer Kreativbox von zu Hause aus seit zwei Jahren ein Kleingewerbe betreibt, hatte das Aus des Bastelladens Steckenpferdchen in der Lüner Innenstadt anfangs gar nicht mitbekommen. Doch als sie in der Zeitung las, dass Ute Lange nach 18 Jahren ihr Geschäft schließt und in Rente geht, stand ihr Entschluss schnell fest: Sie möchte den etwa 120 Quadratmeter großen Laden an der Münsterstraße 10 weiterführen. Dann aber unter dem Namen „Svenjas Kreativbox“.
Diese Nachricht wird bei den Bastelfreunden der Region Erleichterung auslösen. Das Steckenpferdchen war eine Fundgrube für alle Kreativen. So etwas gibt es in der Form im näheren Umkreis nicht. Daher wurde es zum Abschied Ende des Jahres emotional. Bei vielen Bastelfans hatte es Tränen gegeben. Denn Inhaberin Ute Lange war nicht nur eine Bastel-Institution in Lünen, sondern hatte auch immer ein offenen Ohr für die großen und kleinen Sorgen ihrer Kunden.
Ab Mitte März steht das Steckenpferdchen vor einer neuen Zukunft. Für Svenja Brose, gelernte Friseurin und Mutter von drei Töchtern, ist es eine gute Möglichkeit, ihre von zu Hause aus betriebene Kreativbox auf breitere Beine zu stellen. „Die Kinder sind größer. Es ist die Chance, wieder voll in das Berufsleben einzusteigen“, sagt die Lünerin.
Plotter und Tablett ziehen ein
Sie sprudelt vor Ideen. Von Daheim vertreibt Svenja Brose Handgemachtes, ob Tassendruck, Holzarbeiten oder Papierschnitt. Lichtboxen, die hierzulande erst jetzt auf dem Markt sind, hat sie schon seit vier Jahren im Programm. Sie nutzt einen Plotter, mit dem sie filigrane Dinge ausschneiden kann. Der zieht mit um. In dem neuen Laden halten auch Näh-und Stickmaschine sowie ein Tablett zum Zeichnen Einzug. Im Trend ist Gießpulver, viel feiner als Gips. Damit können Dekoartikel, Figuren oder Kerzenhalter gegossen werden. Vielfältige Ideen lassen sich auch mit Bastelklötzchen umsetzen. Auch die sind zurzeit „in“.
Svenja Brose will all das übernehmen, was an Dingen im Steckenpferdchen noch vorhanden ist, aber ergänzen mit vielen Neuerungen. Eine Idee ist auch, anderen Kreativen eine Möglichkeit zu bieten, ihre fertig hergestellten Dinge in eigenen „Kisten“ dort auszustellen. Zudem denkt die Lünerin über Workshops und Kurse nach. Sie möchte den kleinen Laden so gestalten, dass auch Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer darin Platz finden.
Kunden sind schon neugierig

Schon jetzt kommen täglich Kunden vorbei. Sie müssen sich allerdings bis zur Eröffnung noch etwas gedulden. Svenja Brose muss erst einiges neu arrangieren und ihr eigenes Kassensystem installieren. Inzwischen ist der Mietvertrag unterschrieben. Unterstützung bekommt die Lüner Existenzgründerin durch das Landesförderprogramm „Erlebnis.Raum“. Der Bauverein als Eigentümer der Immobilie verzichtet auf einen Teil der Nettokaltmiete, die Stadt Lünen mietet das Objekt an. Bis zum 31. Dezember erfolgt dann die geförderte Weitervermietung an Svenja Brose.
In der Lüner City sind elf Immobilien auf diese Weise vermietet worden. Ziel des Programms ist es, Geschäftsleuten in den Innenstädten und den Zentren von NRW einen Start zu ermöglichen und Leerstand zu vermeiden. „Das ist sehr attraktiv. Sonst hätten wir die elf Ladenflächen nicht besetzt“, ist sich Astrid Linn, Fachreferentin für Stadtentwicklung, sicher. Das Konzept habe sich bewährt, weil Existenzgründer ihre Idee austesten können, ohne zu hohe Fixkosten zu haben. Sie hofft auf ein Folgeprogramm auch über 2023 hinaus.
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