Nach Bombenfund in Lünen Hintergründe zur Arbeit bei der Entschärfung

Nach Bombenfund in Lünen: Hintergründe zur Arbeit bei der Entschärfung
Lesezeit

Immer wieder werden in Deutschland und in NRW Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden – entweder im Rahmen einer Luftbildauswertung oder als sogenannter Zufallsfund, beispielsweise bei Tiefbauarbeiten. Ein solcher Fund war die Bombe in Lünen, auf die Axel Konwert am Donnerstag (20. März) bei den Bauarbeiten an der Roonstraße gestoßen ist. Für den Schutz der Bevölkerung vor solchen Kampfmitteln sind die örtlichen Ordnungsbehörden zuständig. „Die Bezirksregierung Arnsberg steht den Kommunen im Landesteil Westfalen bei der Erfüllung dieser Aufgabe mit speziell ausgebildetem Personal und entsprechender Technik zur Seite“, erklärt Pressesprecher Christoph Söbbeler auf Nachfrage der Redaktion.

Dazu gehört die Aufgabe der Entschärfung und Beseitigung dieser Kampfmittel. Die Arbeit der Bezirksregierung teilt sich in vier Bereiche auf: Kriegsluftbildauswertung; Kampfmitteldetektion/-ortung; Kampfmittelräumung und Kampfmittelvernichtung/endgültige Beseitigung. Diese vier Bereiche bauen aufeinander auf.

Luftbilder und Zeitzeugen

Der Bereich der Kriegsluftbildauswertung wird auf Aufforderung der örtlichen Ordnungsbehörde tätig. Hierbei werden historische Luftbilder der gefragten Fläche auf erkennbares Kriegsgeschehen wie beispielsweise Schützengräben untersucht. Zu weiteren sogenannten Verdachtspunkten gehören: Stellungen, Artillerietätigkeit, Bombardierung oder Blindgängereinschlagsstellen. Die Ergebnisse der Untersuchung werden dann samt Handlungsempfehlungen der Ordnungsbehörde mitgeteilt.

Wenn aus den historischen Bildern oder aus anderen Quellen wie Zeitzeugen nicht ausgeschlossen werden kann, dass es an besagter Stelle zu Kriegseinwirkungen kam, erfolgt die Kampfmitteldetektion. „Die Kampfmitteldetektion macht sich zunutze, dass Metallteile, also auch Kampfmittel, das Erdmagnetfeld charakteristisch verändern. Mit entsprechenden Geräten wird dabei versucht, Aufschluss über die tatsächliche Belastung zum Beispiel eines Verdachtspunkts zu gewinnen“, sagt Söbbeler. Bei einem unkonkreten Verdacht kann die sogenannte „Flächendetektion“ zur Anwendung kommen, bei der die möglicherweise belastete Fläche systematisch abgesucht wird.

500 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe
Diese 500 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe musste am 3. November in Werne unschädlich gemacht werden. © Ordnungsamt Werne

Entschärfung bei Fund

Sollte es bei diesen Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, dass sich der Verdacht möglicher Kampfmittel erhärtet, werden Maßnahmen zur Beseitigung beziehungsweise Räumung eingeleitet. „Bedingt durch die Vielfalt der Kampfmittel und der zugehörigen Zündsysteme sind umfangreiche munitionstechnische Kenntnisse Voraussetzung für eine eindeutige Identifizierung, die notwendige Gefahrenabschätzung sowie eine fachgerechte Handhabung“, erklärt der Pressesprecher.

Um das zu gewährleisten, gibt es spezielle Lehrgänge an einer der Sprengschulen in Deutschland sowie eine mehrjährige praktische Tätigkeit als Räumarbeiter, um das nötige Fachwissen über Weltkriegswaffen zu erwerben. „Nur durch diese praktische Tätigkeit unter der Aufsicht einer erfahrenen Person können die verschiedensten Probleme bei der Entschärfung erkannt und gemeistert werden.“

Eben solche Probleme sind zunächst auch beim Bombenfund in Lünen aufgetreten. In einem Interview mit der Redaktion erklärt der technische Einsatzleiter Arne Brinkmann-Walter, wie die Bombe entschärft wurde: „Die Entschärfungsarbeiten sind sehr gut gelaufen. Wir hatten vorne eine Kopfschraube, die etwas schwer rausging. Wir mussten aber schauen, ob dahinter noch Sprengmittel oder irgendwelche anderen gefährlichen Sachen sind. Der Heckzünder war stark korrodiert, aber ging sehr gut raus.“

Entsorgung der Bomben

Grundsätzlich ist das Ziel einer Entschärfung, den Zünder aus der Bombe zu entfernen und so den Zündmechanismus zu unterbrechen, wie Söbbeler sagt. Dazu werden verschiedene Geräte verwendet, die auf das Ausdrehen des Zünders aus der Bombe abzielen. Sollte das allerdings nicht möglich sein, besteht die Möglichkeit, den Zünder durch einen Wasserstahl von der Bombe abzuschneiden. „Alle sogenannten ,Fernentschärfungsgeräte‘ erfordern jedoch, je nach Bauart, ein Minimum an Arbeitsfläche, was insbesondere bei sehr tief liegenden Bomben eine Herausforderung werden kann“, so der Pressesprecher.

Wenn die Kampfmittel erfolgreich entschärft wurden, wird die geborgene und als transportfähig eingestufte Munition dann einem Munitionszerlegebetrieb des Landes zugeführt und dort vernichtet und entsorgt. Den genauen Ablauf erklärt Brinkmann-Walter anhand der am Donnerstag gefundenen Bombe in Lünen: „Die Bombe wird in ein Zwischenlager gebracht. Dort sammeln wir die Kampfmittel, die wir immer wieder finden. Und dann wird sie in einem Sammelregeltransport, wo sehr viele Kampfmittel auf den Lkw geladen werden, zum Zerlegebetrieb nach Hünxe gebracht.“