Bauarbeiter sind am Donnerstagmittag bei Arbeiten im Bereich Viktoriastraße/Roonstraße in Lünen auf einen „zylindrischen Gegenstand“ im Erdreich gestoßen. Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg bestätigten später den Verdacht: Es handelte sich um eine Weltkriegsbombe, rund 250 Kilogramm schwer. Schnell war klar: Die Bombe muss noch am selben Tag entschärft werden. Um kurz nach 20 Uhr vermeldeten die Sprengstoffexperten dann den Erfolg: Die Bombe stellte keine Gefahr mehr dar, Entschärfung erfolgreich.
Zunächst jedoch hatten am Nachmittag rund 900 Menschen ihre Häuser und Wohnungen in einem Radius von 250 Metern rund um die Fundstelle verlassen müssen. Betroffen waren Teile der Straßen: Auf dem Weidkamp, Bismarckstraße, Dortmunder Straße, Im Engelbrauck, Kupferstraße, Markgrafenstraße, Rathenaustraße, Roonstraße, Viktoriastraße und Wilhelmstraße.
Ordnungsamt und Polizei sperrten den Evakuierungsradius ab, irgendwann war auch für Anwohner der Durchgang nur noch in eine Richtung möglich: raus aus der Gefahrenzone. Betroffen waren auch rund 400 Muslime, die sonst wohl in der Moschee in der Roonstraße das Fastenbrechen im Ramadan gefeiert hätten. Sie mussten für ihr Gebet in andere Moscheen ausweichen und das Fastenbrechen privat feiern. Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium musste noch am Nachmittag evakuiert werden, genauso wie die Feuerwehr- und Rettungswache an der Kupferstraße. Nur eine Mindestbesatzung blieb vor Ort, viele Fahrzeuge und Einsatzkräfte verteilten sich auf andere Wachen. Im Lüner Rathaus kam indes der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) zusammen. 43 Helferinnen und Helfer aus der Stadtverwaltung besetzten die Kontrollposten und unterstützten so die Evakuierung. Immer wieder versuchten Anwohner, an den Absperrungen vorbeizufahren, sie wurden aber zuverlässig aufgehalten. Insgesamt sei die Evakuierung sehr positiv und friedlich verlaufen, bilanzierte Stadtsprecher Daniel Claeßen. Einige kleine Ausnahmen gebe es immer.
Betreuungszentrum in der Mensa
Für Anwohner hatten Stadt und DRK ein Betreuungszentrum in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule eingerichtet. Dort gab es Getränke, später ein warmes Essen und einen Platz zum Ausruhen. 59 Anwohner nutzten die Möglichkeit, berichtete die Stadt. Vor Ort war unter anderem Familie Siebert. So hat Sohn Caspar den Tag erlebt: „Wir haben das von unseren Nachbarn erfahren, haben unsere große Tasche gepackt und wollten unsere Hasen mitnehmen, aber die hüpfen durch den Garten. Wir gehen erstmal etwas spazieren und dann essen wir in der Schule. Wenn alles vorbei ist, gehen wir wieder nach Hause.“ Mama Annika Siebert und Linus Siebert (8) haben Wetten abgeschlossen, wie lange es dauert. „Wir gehen von eineinhalb Stunden aus“, sagt Mama Annika Siebert. Die Entschärfung selbst dauerte am Ende sogar nur eine gute Stunde.
Mit dieser Dauer habe man in etwa gerechnet, berichtete nach der Entschärfung der Technische Einsatzleiter Arne Brinkmann-Walter vom Kampfmittelbeseitigungsdienst. Der Zünder sei sehr verrostet gewesen, deswegen sei diese Entschärfung auch nötig gewesen. Während der Zünder einfach zu entfernen gewesen sei, habe eine Kopfschraube am anderen Ende der Bombe Probleme bereitet. Diese habe entfernt werden müssen, „die ging aber leider etwas schwer raus. Die musste allerdings raus, wir mussten gucken, ob dahinter noch andere Sprengmittel oder gefährliche Sachen sind.“
